Kapitel 11
Ryan saß auf einem schmalen Plastikstuhl. Seine Füße standen parallel auf dem Boden, seine linke Hand ruhte auf seinem linken Oberschenkel, auf seinem rechten Oberschenkel stand eine Kaffeetasse, die er mit der rechten Hand hielt. Sein Rücken war gestrafft, sein Kopf aufrecht.
Er hob die Tasse und schlürfte am Kaffee. Er betrachtete Xavier, der drei Meter von ihm entfernt mit verschränkten Armen im Gang stand und ihn bewachte.
Links und rechts von ihnen hingen die Setzlinge der Nutzbäume in ihren Nährkörbchen. Neonlicht beschien sie, ebenso wie die beiden Männer, von unten.
»Vom Schiffskommandanten zum Wärter.« Ryan schlürfte erneut an seinem Kaffee.
Xavier zuckte mit den Schultern.
»Um nichts besser, um nichts schlechter.«
Ryan strich mit der Linken durch seine Haare. Dann beäugte er die Pflanzen neben sich.
»Seltsam. Egal wo wir Menschen hingehen, wir müssen Grünzeug mit uns nehmen. Fast als müssten wir unseren Urwunsch nach Wald befriedigen.«
»Was willst du, Ryan?«
Blankenship grinste.
»Mal ehrlich. Glaubst du wirklich, dass ich so verrückt bin, wie alle hier sagen?«
»Ich glaube, dass du zur Zeit in einer schweren seelischen Krise steckst und man weiß nie, was Menschen da einfällt.«
Ryan nickte ein paar Mal hintereinander, um Xavier zu zeigen, dass er verstand.
»Mag sein. Aber mir ist auch klar, dass es keinen Sinn hat gegen das Schicksal anzukämpfen. Ich bin nun hier und ich werde meine Aufgabe erfüllen. Es ist schon so wie Selinger gesagt hat. Was wäre, wenn Deliah hier auf dem Planeten gestorben wäre. Dann wäre sie auch nicht mehr da, nicht wahr?«
Xavier löste seine verschränkten Arme, steckte die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich mit der Hüfte an eines der Regale mit den Setzlingen.
»Jetzt klingst du schon vernünftiger.«
Ryan trank wieder einen Schluck vom Kaffee.
Xavier lächelte.
»Ich kann mich noch erinnern, wie ich dich das erste Mal traf. Deine Hände steckten bis zu den Ellenbogen in einem Haufen Pferdemist und ich fragte dich, ob es nicht etwas früh wäre für so viel Scheiße. Weißt du noch?«
Ryans Mundwinkel zuckten nach oben.
»Ich hatte Handschuhe an.«
»Stimmt, du wolltest irgendwelche Messungen vornehmen. Jedenfalls sah ich dir eine Weile zu und weißt du, was ich sah?«
Ryan saß starr da und verzog keine Miene.
»Ich sah einen Mann, der in Scheiße wühlt.« Xaviers Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
Ryans linke Hand krümmte sich leicht, um eine Faust zu bilden, entspannte sich aber gleich wieder.
»Ach, ist das so?«
Xavier trat nahe an Ryan heran, beugte sich nach vorne, um ihm in die Augen sehen zu können.
»Ich denke, dass Männer wie du nicht in den Weltraum gehören. Kleine schwache Bengel, die das große Spiel spielen wollen, aber nicht bereit sind zu verlieren.«
Ryan zog die linke Augenbraue nach oben. Dann antwortete er:
»Du kanntest die Nachricht, die mir Deliah geschickt hatte, nicht wahr?«
Xavier zeigte seine Zähne, indem er die Mundwinkel weit auseinanderzog und presste die Augen zusammen. Dann sagte er: »Ich war richtig gespannt wie ein kleiner Gärtner, wie du, das verkraften würde. Am besten gefiel mir die Stelle, wo sie von Vertrauensbruch redet. Sag mir, war diese Erkenntnis schlimmer, als wenn du herausgefunden hättest, dass sie von einem andern bestiegen wird?« Xaviers feistes Grinsen grub sich in seine Wangen. Ryan atmete tief durch.
Er packte seinen Wächter mit der Linken am Nacken und zog ihn nach links weg. Xavier kauerte neben ihm auf seinem rechten Knie, den Kopf von Ryans festem Griff nach hinten gebogen und starrte ihn erschrocken an.
Ohne eine weitere Gemütsregung goss ihm Ryan den heißen Kaffee in die Augen.
***
... wie geht es weiter?
Wenn es Euch gefallen hat, dann habt ihr jetzt mehrer Möglichkeiten. Ihr könnt ...
* Ein Sternchen zum leuchten bringen! Vote for it!
* Eure Ansichten in Form eines Kommentars posten (darüber freue ich mich besonders!)
* Mal auf Wattpad stöbern, was es von mir sonst noch so gratis zu lesen gibt
* Auf meiner Amazon-Seite vorbeischauen: http://amzn.to/SnipaX
Das alles könnt ihr machen ... nicht zwingend in der Reihenfolge, versteht sich. ;)
Euer Luc
