Kapitel 7
Der hydroponische Garten der Station erstreckte sich über mehrere Module, die ringförmig in einem Achteck angeordnet waren. Von der Decke hingen reihenweise Tomaten, an den Wänden wuchsen Setzlinge in kleinen Gefäßen und darunter schwammen in großen Becken Zuchtfische. Ryan stapft seit Stunden durch die Anlage.
Er machte sich ein Bild von seinem zukünftigen Arbeitsplatz. Stella streifte hinter ihm herum, wie eine Katze. Sie roch an Blumen und stupste mit ihrem Finger Blätter an, dass sie endlos vor sich hin wippten.
»Erklär es mir«, sagte sie schließlich.
»Meine Arbeit?«
»Ja, erklär es mir.« Sie setzte sich auf einen Hocker und schlug die Beine übereinander.
Ryan öffnete eine kleine Kiste und entnahm einen fast durchsichtigen Handschuh. Vorsichtig streifte er ihn über seine rechte Hand. Mit zwei Berührungen aktivierte er ihn, sodass an seinem Handgelenk ein sanftes grünes Leuchten zu sehen war.
»Dies ist ein biokybernetischer Handschuh«, sagte er ehrfürchtig.
Stella grinste.
»Was Dich zu einem Biokybernetiker macht.«
Ryan brummte unwirsch.
»Ich habe einen Doktortitel in Biologie und über 1200 Stunden Erfahrung in sämtlichen Klimazonen der Erde gesammelt. Manche meiner Professoren meinten sogar, ich wäre sowas wie der Superman der Biokybernetik.«
Ryan nahm eine Pflanze nach der anderen in die Hand, hob sie an und drehte sie vor seinen Augen.
»In diesem Handschuh sind Nanoleiter eingewoben, die mir Informationen über exakte Temperatur, das osmotische Gleichgewicht, Säurekonzentrationen oder Stoffwechselprozesse vermitteln.«
Stella sah gespannt zu.
»Wie merkst du das?«
Ryan zeigte auf das Blatt einer Orchidee.
»Wenn ich sie hier am Stängel anfasse, dann vibrieren Sensoren an meinen Fingerspitzen, wenn zum Beispiel im Sauerstoff-Kreislauf etwas nicht stimmt. Oder ein leichtes Tippen auf meinen Fingernägeln sagt mir, wie viel Stickstoff sie brauchen.«
Stella verzog den Mund.
»Klingt eher nach Kunst, als Wissenschaft.«
Ryan nickte, als er ins Wasser griff, um einen Fisch zu packen.
»Genau das ist es auch. Die groben Daten zu verstehen, das schafft ein Student im sechsten Semester. Aber die Gleichgewichtsprozesse zu fühlen, dazu braucht es was anderes.«
»Und das wäre?«
Ryan lächelte und tippte mit dem Daumen seiner linken Hand auf seine Brust.
»Das da.«
Stella schmunzelte.
Ryan ging in seiner Arbeit auf. In manchen Momenten war er derart abgelenkt, dass er nicht nur Deliah, sondern auch Stella und den Mars um sich herum vergas.
Doch jedesmal, wenn er durch die transparente Decke der Module sah, dachte er an seine Zukunft und Tränen, aus Trauer und Zorn geboren, traten in seine Augen.
Ryan steckte seinen Zeigefinger in die Erde unter einem Baum und schlüpfte dann aus dem Handschuh.
Er marschierte zu einem Computer und stellte eine Verbindung her.
»Der Handschuh überträgt mir auch Daten für Langzeitmessungen.«
»Sieht aber nicht so aus, als ob er dafür gemacht worden wäre«, sagte Stella und betrachtet mit schief gelegtem Kopf das Instrument, dass wie ein weggeworfenes Gartenutensil unter dem Baum lag.
Ryan rang sich mit einem Zucken der Mundwinkel ein kleines Lächeln ab. Stella stellte sich neben ihn.
»Ist es auch nicht. Das ist mein bescheidener Beitrag zu dieser, äh, Kunst.«
Auf dem Bildschirm formten sich mehrere Kurven, die sich überlagerten und zu verschiedenfarbigen Spitzen wurden.
»Interessant.«
Stella sah Ryan verwirrt an.
»Wärst du so nett?«, fragte sie.
»Dieser Kirschbaum stand vier Jahre lang in seiner mitgebrachten Erde. Bevor wir abflogen empfahl ich in einem Dossier, dass man testhalber den einen oder anderen Baum mit Mars-Erde behandelt.«
Stella schüttelte den Kopf.
»Soll heißen?«
»Soll heißen, dass seine Heimaterde sukzessive gegen Marserde ausgetauscht werden soll, bis er sich daran gewöhnt hat. Mit dem einen oder anderen Stimulus, versteht sich.«
»Versteht sich. Und?«
Ryan sah vom Bildschirm zum Kirschbaum.
»Wie es scheint, hat es funktioniert.«
Nach und nach hellte sich Stellas Gesicht auf. Sie hatte begriffen, worauf Ryan hinauswollte.
»Du möchtest hier Marspflanzen draus machen?«
Ryan nickte langsam.
»Was nützt dem Menschen ein Planet, ohne ordentliche Terraformung. Meine Daten gehen direkt an die Geo-Ingenieure der Universitäten.«
Stella verzog ihren Mund.
Ryan seufzte und zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß … sollten direkt an die Geo-Ingenieure gehen.«
***
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