Kapitel 14
Transporter Blau holperte mit seinen sechs kleinen Zwillingsrädern über den steinernen Marsboden Richtung Norden. An der Vorderseite des Cockpits ermöglichte ein breites Fenster den Blick nach draußen und an seiner Hinterwand hingen zwei Druckanzüge, in die man bequem von innen heraus einsteigen konnte. Aus der Ferne ähnelte er einer alten Zugmaschine ohne Anhänger. Kleine Staubwolken wirbelten hinter dem Fahrzeug auf.
Ryan saß mit gekrümmtem Rücken an der Steuerung und manövrierte Transporter Blau zwischen den großen Felsen hindurch. Vor ihm blinkte in einer holografischen Karte ein roter Punkt von dem sich eine rote Linie bis zu seinem Gefährt zog. Die Strecke war exakt berechnet. Er brauchte ihr nur zu folgen.
Immer wieder blickte Ryan aus den Augenwinkeln auf Stella. Sie kontrollierte die Navigationsinstrumente, berechnete Kurse, kaute auf ihrer Unterlippe. Seit ihrer Abfahrt war sie sehr wortkarg gewesen.
»Und?« begann Ryan.
»Wir sind auf dem richtigen Weg.«
»Das meinte ich nicht.«
»Was willst du hören?«
»Willst du nicht wissen, was im Habitat los war?«
»Kann es mir vorstellen.« Stella nahm ihre Nasenspitze zwischen Zeigefinger und Daumen. Sie zupfte daran.
»Verdammt, Stella, sie wollten mich ins Nirwana spritzen.«
Stella stieß einen stummen Lacher aus, sodass sich ihr Oberkörper kurz aufbäumte.
»Schon mal daran gedacht, dass sie dich dann eingefroren und nach Hause geschickt hätten?«
Ryans Augen weiteten sich. Er schob seinen Unterkiefer nach vorne und zog die Augenbrauen zusammen. Er war zornig. Konnte sie nicht einfach die Klappe halten?
Das Kommunikationsfeld blinkte rot auf. Ryan tippte mit dem Zeigefinger darauf. Selingers Stimme ertönte.
»Blankenship? Wo sind sie? Wir haben Dr. Swoon und Xavier gefunden. Sie haben ganze Arbeit geleistet, wenn sie das hören wollen.«
Stella sah Ryan an und schüttelte enttäuscht den Kopf. Ryan hob abwehrend die Hände.
»Wir haben ihren Kurs analysiert und wissen wo sie hinmöchten. Ryan. Lassen sie es bleiben. Da draußen ist nichts.«
Ryan schnaubte verächtlich durch die Nase. Er deaktivierte das Kommunikationsfeld. Mit seiner rechten Hand kramte er in der Hosentasche seines Coveralls, fischte einen Zettel heraus und hielt ihn Stella unter die Nase.
»Da, lies.«
Stella betrachtete das Papier.
»Willst du sagen, sie wollten dich ausschlachten? Ein lebendes Organreservoir für die Besatzung?« Sie warf den Zettel achtlos auf eine Konsole.
»Genau und die anderen Namen stehen nur oben, damit es nicht zu offensichtlich ist. Lügen, Lügen, Lügen.«
Er brachte Transporter Blau zum stehen. Der aufgewirbelte Staub driftete zu beiden Seiten an den Fenstern vorbei.
Ryan drehte sich im Pilotensitz halb zur Seite und nahm Stellas Hände in die seinen.
»Du warst mir bis jetzt die einzige Stütze und ja, wie du versprochen hast, Freundin. Wenn sie uns auseinanderbringen, dann ist alles aus. Lass uns nicht streiten.«
Er sah ihr tief in die Augen und war fasziniert, wie sehr er Deliahs Gesicht in das ihre wünschte. Stella senkte den Kopf und nickte.
»Du hast recht. Ich bin diese Art der Gewalt nicht gewöhnt. Aber anscheinend wird es nicht anders gehen.«
»Also weiter und siegen oder zurück zu den anderen und verlieren?«
Stella löste ihre Hände aus Ryans Griff, nahm sie nun in die ihren und faltete sie, wie zum Gebet.
»Weiter und siegen, Royal.«
Sie lächelten sich an.
Der Marsstaub hüllte das Gefährt ein und wurde dichter.
»Weißt du, wie Sandstürme auf dem Mars entstehen?«, fragte Stella.
Ryan schüttelte den Kopf.
»Auf der Erde ist es so. Der Wind hebt ein Sandteilchen an, ein paar Zentimeter nur, es fällt, trifft auf weitere Sandteilchen, überträgt seine Energie auf sie. Diese springen in die Höhe, der Wind bläst und so werden es immer mehr, bis der Sturm alles einnimmt. Hier auf dem Mars, fliegen die Sandkörner höher und vor allem weiter. Das führt dazu, dass ein Sandsturm sich langsam aufbaut, aber zu einem planetenumspannenden Ereignis werden kann.«
Stella und Ryan sahen aus dem Fenster. Der Marsstaub driftete an ihnen vorbei.
»Du meinst wir sollten uns beeilen?«
»Schaden kann es sicher nicht.«
Sie ließen sich los und Ryan beschleunigte Transporter Blau.
Der Schweiß lief ihm am Körper hinunter. Seine Muskeln waren angespannt und er konzentrierte sich darauf den Kurs zu halten.
Transporter Blau kletterte ein lang erstarrtes Lavafeld eine Anhöhe hinauf. Meter für Meter näherten sie sich dem Höhleneingang, während um sie herum der rote Marsboden in Bewegung kam.
Ryan starrte aus dem Fenster.
Der schwarze Nachthimmel mit seinen Sternen färbte sich rot. Die unbegreifliche Weite, die sich wie ein rotes Meer bis an den Horizont erstreckte, die Oberfläche des Planeten, mit Felsen, die wie Wellenspitzen aufragten, verwandelte sich zusehends in eine tosende See aus Sand und Staub.
»Da, sieh«, rief Stella und zeigte auf eine Stelle, ein paar Kilometer zu ihrer Rechten.
Kleine Windhosen aus weißem Sand tanzten im Gegenlicht der Sonne.
»Sandgeister. Sie entstehen, vergehen und sind immer Vorboten für etwas Gewaltigeres.«
Ehrfurcht schwang in Stellas Stimme mit.
»Sandgeister«, flüsterte Ryan, als hätte er soeben einen tieferen Zugang zu dem Begriff gefunden, als es bis dahin Menschen möglich gewesen wäre.
»Los, lass uns zusehen, dass wir in die Höhle kommen. Wir haben noch einiges zu tun, bevor der Sturm losbricht.«
Ryan nickte und beschleunigte Transporter Blau.
Wie ein Käfer krabbelte das Gefährt den Berghang hinauf zum Höhleneingang.
***
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