Kapitel 35

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"DERBYSIEGER, DERBYSIEGER, HEY HEY!" tönte es durch die Gänge, als ich näher kam. Ich musste tatsächlich noch etwas länger draußen sitzen bleiben, damit ich runterfahren konnte. Die Arena war schon fast leer, als ich mich ebenfalls auf den Weg in die Kabine machte. Leon geisterte vor der Kabine rum und es sah so aus, als wenn er was suchte. "Suchst du was?" "Da bist du ja! Wo warst du?" "Ich saß die ganze Zeit noch draußen. Meine Nerven haben sehr gelitten." Grinsend kam er auf mich zu und küsste mich. Erst verhalten, dann etwas stürmischer.

Pfiffe ertönten. "Eieiei. Schafft ihr das Essen noch?" lachte Sead und verschwand schnell in der Kabine. "Wir sollten vielleicht auch rein. Haben nachher noch Zeit und außerdem stehen dahinten Fotografen." Ein letzter Kuss und drinnen ging die Party dann weiter. Es dauerte nicht lange, da landete das erste Bier auf mir. "Anne! Selfie!" kam es von Ralle und sofort grinste ich in die Kamera und musste richtig lachen, als alle hinter uns standen und Grimassen schnitten.

Als dann endlich alle in der Dusche verschwunden waren, fingen wir anderen an aufzuräumen. "Ich glaube, dass oben noch Trinkflaschen von uns sind. Ich geh kurz gucken." Ich eilte nach oben und es waren immer noch vereinzelte Fans da. "Ehhhh! Derbysieger! Yes!" brüllte mir einer zu, was ich mit einem Daumen hoch und einem fetten Grinsen beantwortete. In der Kabine angekommen, waren sich alle am umziehen. "Frauenalarm!" schrie einer durch die Kabine. "Okay, okay. Ich bin schon weg." lachte ich und ging zu zwei meiner Kollegen.

"Hast du schon das Interview von deinem Bruder gesehen?" fing einer an zu lachen. "Nein, wieso?" "Hier." Er gab mir sein Handy. "In der 2. Halbzeit hat ihre Mannschaft richtig angegriffen und die Dortmunder auseinander genommen. Die 1. Halbzeit war ebenfalls stark. Wie war der Spielplan? Also der Plan war von Anfang an da zu sein, Gas zu geben. Die ersten 20 Minuten war der BVB bisschen besser. Aber wir haben uns als Mannschaft zusammen gerissen und schlussendlich verdient gewonnen. Wie motiviert sich ein Spieler, eine Mannschaft vor dem Spiel? Derby ist Motivation genug, aber ich denke, dass ein großer Teil auch unsere Physio beigetragen hat. Ihre Schwester? Genau. Warum? Uns wurde vor dem Spiel gesagt, dass sie nächste Woche das Krafttraining mit uns macht. Und niemand will Krafttraining bei ihr, wenn sie schlecht gelaunt ist! Aber sie hat uns auch während dem Spiel gepusht. Ich glaube sie war manchmal lauter als unser Trainer. Vielen Dank und viel Spaß beim Feiern!" "Ist das dem sein Ernst? Was sollen die Leute jetzt alle von mir denken?" lachte ich los und stiefelte in die Kabine. "Bene!" "Ohoh, jetzt gibt es Ärger!" "

Es war mir so egal, dass da alle nackt oder halbnackt standen. Mein Bruder sah mich mit großen Augen an. "Warum musstest du das mit dem Training sagen?" Aber ich konnte nicht ernst bleiben, sodass er lachen musste. "Ist doch die Wahrheit. Du hast uns das angedroht und ich kenn dich lange genug um zu wissen, wie du nach einer Derby-Niederlage drauf  bist." grinste er mich frech an. "Aber ich bin doch kein Biest!" "Nicht?" "Bene!" Jetzt mussten wir alle lachen und die Sache war erledigt.

Auf dem Gang draußen kam Ralle mir entgegen, hob mich hoch und wirbelte mich im Kreis. Ich kicherte wie ein kleines Kind und als ich gerade wieder auf dem Boden war, kam Sead, der mir durch die Haare wuschelte, dicht gefolgt von Leon, der einfach einen Arm um mich legte. So warteten wir auf die anderen, damit die Party so richtig losgehen konnte. Außerdem hatte ich richtig Hunger!

Mittlerweile waren viele ein wenig angetrunken. Selbst ich hatte leicht einen sitzen, aber das kam davon, wenn man mit Lisa und den anderen Mädels zusammen sitzt und ein Sektchen nach dem anderen trinkt. Ich war nicht betrunken, aber doch leicht angetüdelt. Ich war auf jeden Fall noch Herr meiner Sinne! Bei meinem Bruder sah das Ganze anders aus. "Ich glaube, dass ich meinen Mann mal nach Hause bringen sollte." kam es dann von Lisa. "Warte, ich hol Leon, dann können wir zusammen fahren und uns das Taxi teilen." "Ist gut."

Aber wo war Leon? So viele waren doch gar nicht mehr da. Ich überflog die Menge und da stand er am Türrahmen und sah zum Platz raus. Ich ging auf ihn zu. "Wieso stehst du denn hier so einsam rum?" Er drehte sich um. "Ich hatte einen guten Ausblick und hab das Spiel nochmal Revue passieren lassen." Er nahm mich nah zu sich und küsste mich. Ich löste mich kurz. "Ich wollte dich fragen kommen, ob du mit nach Hause kommst. Bene und Lisa fahren auch jetzt." "Nichts lieber als das."

Die Fahrt dauerte Gott sei Dank nicht so lange und als wir dann daheim waren, hatten wir zwar zwei Uhr, aber ich war so hellwach, dass ich jetzt noch nicht schlafen konnte. Wir setzten uns noch ein wenig draußen auf den Balkon und genossen die Ruhe. Ich sah zu den Sternen rauf und war der glücklichste Mensch auf Erden. Irgendwann fielen mir dann doch die Augen zu und im Hintergrund hörte ich nur noch Leon reden und spürte, wie er mir einen Kuss auf die Stirn gab. "Bald wirst du...." Den Rest bekam ich nicht mehr mit und war eingeschlafen.

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