Kapitel 16

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Ich lief durch die Damenabteilung und wusste nicht mal wonach ich suchen musste und was schick bedeutet. Wo wollte Leon überhaupt mit mir hin? Also ging ich, bevor ich mir etwas aussuchte, wieder in die Herrenabteilung. Als ich dann das zweite Mal durch die Etage war, sah ich ihn bei den Hemden stehen. Ich schlich mich an und umarmte ihn von hinten. Er erkannte mich sofort und drehte sich zu mir. "Schon fertig?" "Nein, ich wollte erst mal wissen, wo wir überhaupt hinfahren, was du anziehst und dann kann ich meins aussuchen."

"Dann gehen wir gemeinsam gucken. Ich wollte mit dir nach Bochum. Da gibt es einen super Italiener." Ich musste lachen. "Was ist?" "Ich glaube wir gehen bei unseren Dates immer zum Italiener. Seitdem wir uns kennen." "Nicht gut?" "Doch, aber eigentlich muss ich gar nicht mehr fragen." Schlussendlich gingen wir einzeln durch die Etage. Ich suchte Leon ein paar Hemden und dazu passende Hosen aus. Natürlich auch kurze, da er eh keine langen Hose tragen wollte.

Ich setzte mich vor die Umkleide und wartete. Die ersten Outfits hauten uns beide nicht um. Ich ging nochmal los um ein Hemd in einer anderen Größe zu holen. Als ich zurückkam, blieb mir der Mund offen stehen. Eine eng geschnittene schwarze Hose mit einem weißen Hemd. Als er mich im Spiegel entdeckte, drehte er sich um. "Und?" Ich ging näher, damit es die anderen Leute nicht unbedingt mitbekamen. "Das ist absolut scharf." flüsterte ich und dann zog er mich in die Kabine. "Leon!" "Hat keiner gesehen! Und außerdem: Was ist schon dabei? Wir machen doch nix."

Ich grinste ihn an. "Aha, und warum stehe ich dann jetzt hier an die Wand gedrückt in einer Umkleidekabine?" "Mh, ich weiß es nicht." hauchte er und küsste meinen Hals. Ich musste bei klarem Verstand bleiben. Das konnten wir wirklich nicht machen. "Leon, hör auf." Mühsam entfernte er sich von mir. "Hast recht. Ist vielleicht nicht meine beste Idee."

Ich ging also wieder raus und sah eine Verkäuferin auf mich zukommen. "Entschuldigen Sie?" "Ja bitte?" "Ich habe von ein paar Kunden gehört, dass Sie mit Ihrem Freund in die Kabine sind. Ich muss Ihnen sagen, dass das streng verboten ist in öffentlichen Räumlichkeiten intim zu werden." "Wie bitte? Ich..." "Schatz? Kannst du mir bitte noch eine Jacke bringen? Oh gibt es Probleme?" Er war oberkörperfrei aus der Kabine gekommen. Ich wusste genau, dass er das extra war, was er da tat. Er wollte bei dem Wetter sicherlich keine Jacke. Die Dame errötete bei seinem Anblick und wir mussten uns das Grinsen verkneifen. "Oh Herr Goretzka, nein, ich.. Entschuldigung, ich habe ihre Freundin nur auf etwas hingewiesen. Schönen Tag noch."

Als sie um die Ecke war, mussten wir total lachen. "Leon, du bist unmöglich. Die arme Frau!" "Was denn? Hab doch nix gemacht." Wir mussten wieder total lachen und ich bekam schon richtige Bauchschmerzen. Nachdem wir uns beruhigt hatten, gingen wir gemeinsam zur Damenabteilung. "Ziehst du ein Kleid an?" "Echt jetzt?" "Komm schon. Muss ja nix oberschickes sein. Aber ein Kleid fänd ich schon ziemlich nett." "Ach ja? Würdest du das?" "Mit ziemlicher Sicherheit." grinste er und nahm schon das erste Kleid von der Stange.

Ich hatte 3 und Leon gleich 5 Kleider gefunden. Mit den Worten "Das kann jetzt dauern" verschwand ich in der Kabine. Ich sah mir die Kleider von Leon an und ich musste sagen, dass er echt schöne Kleider rausgesucht hatte. Ich zog erst ein weißes Sommerkleid mit Spitze an der Brust an. "Schatz? Kannst du das Kleid bitte zu machen?" Der Vorhang ging auf, aber das Kleid überzeugte mich nicht. "Ist ganz nett, aber auf dem Bügel sah es schöner aus." "Seh ich auch so."

So zog sich alles in die Länge. Das vorletzte Kleid war ebenfalls ein Sommerkleid in dunkelrot aus Chiffon, knielang, ärmellos und hatte am Ausschnitt kleinere Steine, die eine Kette ersetzten. Ich war völlig baff, da es echt total schick war. Es war nur zum überziehen, hatte also keinen Reißverschluss. Ich machte den Vorhang auf und sah, wie Leons Augen größer wurden. "Hast einen guten Geschmack mein Lieber." "Du siehst wundervoll aus. Dreh dich mal." Ich tat, was er wollte. "Nimmst du es?" "Ja, ich finde es echt schön. Muss zwar noch eine schwarze Strumpfhose drunter, aber ich bin wirklich begeistert." Er kam mir wieder gefährlich nah. "Ich freue mich schon, dir heute Abend aus dem Kleid zu helfen." flüsterte er und zwinkerte einmal.

"Brauchst du noch Schuhe?" "Nein, habe meine Pumps zuhau..." "Also brauchst du welche." "Können wir nicht kurz bei unserer Wohnung vorbeifahren?" Es dauerte einen Moment, bis er antwortete. "Nein." "Ich habe keine Chance, oder?" "Nein." "Dann sage ich schonmal danke." Ich gab ihm einen Kuss und verschwand wieder in der Kabine. Leon ist einfach so ein Sturkopf.

Nachdem wir auch noch ein paar Pumps gefunden hatten, machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Die ständige Taxifahrerei nervte mich auch schon. Aber besser Taxi als mit einem kaputten Auto.

Im Hotel angekommen, gingen wir gemeinsam duschen und machten uns langsam fertig. Ich war am überlegen, ob ich meine Haare ein wenig nach oben stecken sollte. Aber nach genauer Überlegung dann lieber doch nicht. Wer weiß, wie ungeduldig Leon heute abend war, wenn wir wieder zurück sind. Oder ich. Da störten die Klammern und Nadeln nur.

Ich lockte sie ein wenig, schminkte mich und war dann auch schon fertig. Leon wollte gerade anfangen seine Haare zu glätten. "Wirklich?" "Nicht?" "Eigentlich mag ich das Chaos auf deinem Kopf." "Aber wie du schon sagst, es ist reines Chaos." "Du kannst das Chaos doch sicher bändigen." "Stehst du auf mein Chaos?" "Ich stehe auf alles an dir." "Aber... na gut okay. Aber ohwehe ich seh scheiße aus." "Dann guckt dir wenigstens keine Frau hinterher und ich hab dich ganz für mich allein" sagte ich noch und ging dann aus dem Bad.

Wenige Minuten später kam er raus und er hatte sein 'Chaos' tatsächlich behalten, aber noch ein wenig bearbeitet, damit die Haare auch liegen blieben. "Und? Wie gefalle ich dir?" "Wenn du jetzt noch deine Sonnenbrille aufsetzt, bist du absolut scharf." Er ging zur Ablage und nahm seine Sonnenbrille. "So?" "Genau so." Wir verfielen in einen leidenschaftlichen Kuss, der nicht enden wollte, bis sein Handy klingelte. "Taxi ist da. Na komm."

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