Kapitel 22

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Ich war jetzt schon fast eine Woche bei Tim und seinem Freund. Heute wollte ich versuchen, dass ich nach draußen darf. "Darf ich dich was fragen?" "Natürlich Schatz." Wtf?! Ich versuchte wieder nicht zu kotzen. "Kann ich eine Runde spazieren gehen? Bisschen die Gegend erkunden." Er guckte mich prüfend an. "Unter einer Bedingung." Mist. "Die wäre?" "Basti kommt mit." Doppelter Mist.

Aber ich hatte eine Idee. Ich ging ganz nah an sein Ohr und fing an zu flüstern. "Ich hätte eine ganz andere Idee. Ich darf ohne diesen Ekel gehen und wir machen es uns heute Abend nett." und küsste ihn am Ohr. Sein Atem wurde deutlich schneller. Ich hätte für diese Darbietung einen Oscar verdient! "Okay. Ich werde versuchen pünktlich von der Arbeit daheim zu sein." "Perfekt." hauchte ich und gab ihm nochmal einen Kuss. Das war so ekelhaft! Ich musste unbedingt duschen und meinen Mund spülen!

"Bis nachher. Wo willst du denn lang?" "Keine Ahnung. Einfach bisschen die Straße raus." "Ist gut. Pass auf dich auf." Dann war Tim weg und ich war alleine mit Basti, der mich anguckte. "Wir könnten ja schon mal das Bett wärmen." versuchte er mir schöne Augen zu machen. "Vergiss es. Ich bin weg." Dann war ich aus der Tür raus und ging los. Hoffentlich klappte alles. Ich setzte mich auf eine Bank an einem Waldrand, von wo ich den Bahnhof im Blick hatte. Die Züge fuhren alle 20 Minuten. In 5 Minuten fuhr also wieder einer. Ich musste es schaffen. Ich ging also wieder gemütlich los. Der Zug fuhr ein und ich rannte um mein Leben. Ich hörte eine Autotür und Basti, der mir hinterherlief.

Polizei! Da war ein Polizist! "Hilfe! Halten Sie den Typen fest! Der will mich festhalten und Sex!" Sofort stürmten die Polizisten los und ich sprang in den Zug. Alle starrten mich an, weil sie alles erlebt hatten. Ich hörte einen Schuss und sah, wie Basti fiel. Mit aufgerissenen Augen sah ich dorthin und in diesem Moment setzte sich der Zug in Bewegung.

"Entschuldigen Sie Fräulein. Haben Sie einen Fahrschein?" "Nein, ich.. es ging alles so schnell.. ich.. ich.." "Sie wurde von einem Mann verfolgt und ist in den Zug geflüchtet. Sie kann mit meinem Ticket mitfahren." "Sie waren die Fluchtperson?" Ich nickte. "Am nächsten Bahnhof wartet die Polizei auf sie." "Ich will nicht mit der Polizei sprechen. Ich will erst nach hause. Bitte." "Wo wohnen Sie denn?" "Gelsenkirchen." Der Schaffner stockte. "Sind Sie Frau Höwedes?" "Woher wissen Sie das?" "Es wurde eine deutschlandweite Fahndung ausgegeben. Der Linienverkehr wurde auch verständigt. Wir bringen Sie nach Hause. Versprochen." "Hat vielleicht jemand ein Handy für mich?"

Eine alte Dame reichte mir ihr Handy und sofort wählte ich die Nummer von Leon. Nach zweimal klingeln ging er ran. "Goretzka." "Leon!"

~Leons Sicht~
Ich hatte mich vom Fußball freistellen lassen. Anne war jetzt schon fast eine Woche verschwunden. Nicht eine Spur. Jeden Tag saß ich beim Oberkommissar. Aber nichts. Ich sah schon selbst aus wie ein Verbrecher. Ich ließ mich echt gehen. Ich hatte am Vortag ein Gespräch verfolgt, wo man schon vermutete, dass Anne tot war. Man wollte die Suche einstellen. Vermutlich würde die Leiche irgendwann gefunden werden oder überhaupt niemals mehr auftauchen. Vielleicht hatte er sie auch an einen Zuhälter irgendwo auf der Welt verkauft. Wer wusste das schon.

Plötzlich klingelte mein Handy mit einer unbekannten Nummer. "Goretzka" brummte ich."Leon!" Ich war sofort hellwach, als ich ihre Stimme hörte. "Anne! Mein Gott! Wo bist du? Geht es dir gut?" Sofort kam der Kommissar nach draußen, als er mich hörte. "Ich bin abgehauen und sitze in irgendeinem Zug. Der andere Typ ist tot. Die Polizei hat ihn geschnappt. Mir geht es gut. Ich komme heim." schluchzte nun auch Anne.

"Ich komm dich holen! Wo bist du?" "Irgendwo im Osten. Ich bin auf dem Heimweg. Glaube ich. Ich muss mir den Weg noch suchen. Leon, ich liebe dich!" "Anne, ich komm dich holen! Sag mir nur wo du bist! Ich vermisse dich! Ich liebe dich auch!" "Beim nächsten Bahnhof steige ich aus, weil dort Polizisten auf mich warten." "Ich bin so froh, dass du lebst. Von wem ist das Handy?" "Eine nette Dame hat es mir geliehen. Ich muss Schluss machen. Da vorne kommt der Bahnhof. Ich melde mich. Ciao." "Pass auf dich auf. Ich liebe dich!"

Dann war das Gespräch beendet. Sofort rief ich Bene an und erzählte ihm alles.

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