5. Wolke

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PoV Patrick

Das Wochenende war schon wieder da und nach einer anstrengenden Woche war endlich mal wieder die Gelegenheit, Zeit mit meinem Mann zu verbringen. Zumindest den Tag über, denn Claus hatte uns für den Abend zum Essen eingeladen. Er und seine Frau hatten wohl eine Verkündigung zu machen, wenn ich das richtig verstanden hatte.

Dementsprechend wollte ich die mir verbleibende Zeit mit allein Manu genießen, mich von der Arbeitswoche erholen und Manu ein bisschen verwöhnen. Und schon in etwas mehr als einer Woche würden wir in Italien zusammen am Strand liegen, ganz weit weg von all dem Stress, der hier war.

Schon am Vorabend hatte ich alles genau geplant. Wir würden uns einen schönen Tag im Park machen und anschließend noch Kaffee trinken gehen in dem Café, in dem wir uns kennengelernten.

Den Tisch zum Frühstück gedeckt, saß ich auf meinem Stuhl und wartete auf Manu. Und als er dann endlich in der Tür erschien, schlich sich ein liebevolles Lippen auf meine Lippen.
"Guten Morgen, Mänjuel", begrüßte ich ihn fröhlich und erhielt einen kleinen Lacher als Antwort. "Dir auch einen guten Morgen, mein kleiner Kürbiskopf. Wieso so fröhlich?", entgegnete er schmunzelnd und nahm sich ein Brötchen. "Heute wird ein wunderschöner Tag, denn wir beide verbringen heute den Tag zusammen im Park", erklärte ich meinem Mann.
"Ich wusste gar nicht, dass wir zwei Hübschen heute ein Date haben", zwinkerte er. Ich liebte Manus Humor.




PoV Manu

Zufrieden lag ich an Pats Schulter auf der Picknickdecke und beobachte die Wolken. Ich genoss den Tag mit meinem kleinen Kürbiskopf ganz alleine in der Sonne liegend und einfach nur seine Nähe zu spüren.

"Siehst du das da oben? Das sieht aus wie wir", vernahm ich da Paddys raue Stimme, und sein Arm deutete auf ein Wolkengebilde, das nun meine Konzentration auf sich zog. "Das sieht eher aus wie eine Fledermaus", lachte ich und erhielt einen Stoß gegen die Schulter. "Guck mal, das linke da. Das bin ich. Siehst du, da sind meine Beine und da die Arme. Das rechts bist du. Du bist ein bisschen größer als ich und wir halten Händchen", ich kuschelte mich ein wenig näher an meinen Mann und hörte ihm zu, wie er mir mit sanfter und leiser Stimme erklärte, was er da in den Wolken sah. Unbewusst schlossen sich meine Augen wieder, während Paddy weiter Details erklärte. "Siehst du das?", schloss er da seinen Bericht und ich öffnete ein Auge. "Mhm", nickte ich auf seinen wissenden Blick hin und drehte mein Gesicht an seine Brust.

Er strich mir über den Kopf und meine Augenlider wurden wieder schwerer.







PoV Patrick

Mein Herz erwärmte sich, als ich sah, wie Manu im Schlaf selig lächelte. Ich beschloss, noch ein wenig die Wolken zu beobachten, bevor ich mit Manu zum Café aufbrechen würde. Die Wolken, die eben noch Manu und mich dargestellt hatten, waren verschwunden und ich suchte nach neuen Motiven. Doch die Wolken flüchteten und machten einem klaren Blau Platz, sodass ich keine Bilder mehr sehen konnte. Manu zu beobachten, war jedoch eine andere gute Beschäftigung, und so verbrachte ich einige Zeit damit, die Gesichtszüge meines Mannes weiter zu studieren, bevor ich ihn irgendwann sanft anstupste und mit einem Kuss auf die Stirn aufweckte.

"Wach auf, kleiner Mänjuel"

Er zog die Nase kraus, was wirklich süß aussah, bevor er seine Augen öffnete und mich ein kräftiges Grün anstrahlte. Er setzte sich auf und fuhr sich durch die völlig verstrubbelten Haare, bevor er mir einen Kuss auf die Wange drückte. "Guten Morgen, Palette", nuschelte er und ich verschluckte mich fast an der Luft, so sehr musste ich lachen. "Palette?", prustete ich auf. "Ich hab geträumt du bist 'ne sprechende Palette!", rechtfertigte er sich, ebenfalls lachend, "Das wäre doch ein schöner Spitzname, findest du nicht, Palettchen?". Schnell schüttelte ich den Kopf. "Kürbiskopf reicht mir vollkommen", wehrte ich ich ab, bevor Manu mich an meinem T-Shirt zu sich zog und unsere grinsenden Lippen vereinte.

Wir lösten uns, und Manu schaute mir glücklich in die Augen, bis sein Blick hinter mich wanderte und traurig wurde. In seinen Augen spiegelte sich Traurigkeit wieder, als er hastig aufstand und murmelte, dass wir jetzt gehen sollten. Irritiert tat ich es ihm nach und sah mich dabei um, suchte nach dem, was Manu wohl gesehen hatte.

Doch da war nur eine Mutter mit ihrem etwa fünf Jahre alten Kind, die auf einer Picknickdecke nicht weit von uns saßen. Besorgt griff ich nach der Hand meines Mannes, der gerade die Decke verstaut hatte. "Alles okay, Schatz?", fragte ich vorsichtig nach, und Manu nickte hastig. "Klar, alles bestens", behauptete er, doch es war bei weitem nicht alles bestens. Denn wenn alles bestens war, lachte mein Mann das schönste Lachen, das es auf der Welt gab.

"Du kannst mit mir reden, ja?", ging ich noch mal auf sicher und hob meine Hand, um ihm über die Wange zu streichen. Er schmiegte sich leicht hinein, starrte mir regelrecht in die Augen, ehe er sich vorbeugte und mir erneut einen Kuss auf die Lippen gab, diesmal ziemlich viel zurückhaltender und vorsichtiger. Schüchterner. Erstaunt erwiderte ich und fragte mich, ob mein Freund einen Geist gesehen hatte, dass er jetzt so seltsam drauf war.

Doch als ich mich umdrehte, wusste ich sofort, was Manu gesehen hatte. Die Mutter hatte ihr Kind auf den Schoß genommen und hielt ihm die Augen zu, während sie selbst ziemlich abwertend zu uns herüber sah.

Normalerweise hätte ich sowas ignoriert, ich hatte mich damit abgefunden, dass es noch solche Arschlöcher gab, doch die Tatsache, dass es Manu ziemlich verletzt hatte, machte mich unsagbar wütend.

Schnaubend ging ich auf die Mutter zu. "Was soll das werden, wenn's fertig ist?", fragte ich, zugegebenermaßen ein bisschen zu laut und aggressiv, als es eigentlich der Plan gewesen war. Die Frau hatte inzwischen wieder ihrem Kleinen die Sicht gelassen, der mich jetzt neugierig musterte. "Haben sie Angst, dass der Kleine hier auch homosexuell wird? Krank?", fragte ich herausfordernd, versuchte, mich zu beherrschen, da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. "Lass sie", murmelte Manu, und es klang niedergeschlagen.

Ich entspannte mich wieder ein klein wenig, griff nach Manus Hand und ließ mich weiter ziehen. Natürlich nicht, ohne dieser Person einen bösen Blick zu zuwerfen. "Schämen Sie sich", zischte ich leise und fast im selben Moment drückte Manu meine Hand fester. Diese Frau war wirklich das Letzte.

"Was soll denn das, die lebt wohl noch im 19. Jahrhundert", knurrte ich leise und wünschte mir für einen kurzen Moment, dass das Kind dieser Frau wirklich homosexuell werden würde.

"Vielleicht ist es im Café etwas erfreulicher", stimmte mein Mänjuel mir zu. "Vielleicht", erwiderte ich.

Vielleicht gab es in unserem Lieblingscafé keine intoleranten Arschlöcher.

Kürbistumor - After Wedding [Fortsetzung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt