22. Anders

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POV Patrick

Wie er dastand. Wie er schüchtern die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte. Wie seine inzwischen kurzen, braunen Haare genauso verloren wirkten wie er. Wie seine Augen immer wieder zu mir huschten, wohin gegen ich meinen Blick nicht von ihm abwenden konnte, seit er das Haus betreten hatte.

Luisa hatte uns taktvoll nicht nebeneinander gesetzt, sondern stattdessen schräg gegenüber. Das ganze Mittagessen war absolut seltsam verlaufen, doch wir alle bemühten uns um eine normale Atmosphäre, nicht zuletzt wegen Emma. Mein kleines Mädchen hatte so glücklich ausgesehen wie selten zuvor und war direkt in Manus Arme geflogen, als er an der Tür geklingelt hatte und es sich kurz so angefühlt wie früher, wenn Manu und ich bei unseren Freunden waren und mein Mann mal wieder etwas im Auto vergessen hatte.

Die Teller waren längst leer, Emma war vor lauter Aufregung eingeschlafen und Claus' Gespräch mit Manu war verstummt. Still saßen wir um den Tisch, nervös und unbeholfen. Ich schluckte, wenn ich an all den Kummer dachte, den ich nicht nur Manu bereitet hatte, sondern auch seinem besten Freund und dessen Frau.

„Wollen wir einen Spaziergang machen?", fragte ich meinen Mann mit leicht zitternder Stimme. Er nickte, sah ebenso unsicher aus wie ich. Luisa nickte uns beiden ermutigend zu und begleitete uns zur Tür. Zu gerne hätte ich ihr zuvor meine Dankbarkeit für diese Möglichkeit gezeigt, doch da war die Tür schon ins Schloss gefallen.

„Die übliche Route?"

Ein Nicken meinerseits und wir setzten uns stumm in Bewegung auf den Weg, den wir früher immer entlang schlenderten. Den ich in den letzten Jahren so unendlich oft alleine gegangen war und nicht selten weinend stehenbleiben musste, weil mich die Erinnerungen einholten und zu erschlagen drohten.

„Es ist alles so anders", begann Manu irgendwann leise, „aber irgendwie auch nicht. Es ist immernoch so, wie es immer war. So vertraut." Langsam nickte ich. „Ich verstehe, was du meinst. Ich würde nicht sagen, dass sich in der letzten Zeit großartig etwas geändert hat. Ich bin schon vor einer Ewigkeit zum Stehen gekommen."

Manu schenkte mir einen Blick, den ich nicht recht deuten konnte. In seinen Augen lag ein angsteinflößender Mix aus Vertrautheit und Fremde, Liebe und Leere. Mit flatterndem Herzen erwiderte ich und unbewusst blieben wir stehen.
„Du hättest weitermachen sollen, Patrick. Dein Leben ist zu kostbar, um es wegzuwerfen."

„Ohne dich ist mein Leben gar nichts."

Nur beinahe hätte ich diese Worte ausgesprochen, doch ich blieb stumm und senkte den Blick, bevor Manu die Tränen sehen konnte, die begannen, sich in meinen Augen zu tummeln. „Hast du denn weitergemacht?", wollte ich tränenerstickt wissen. Mein leises Schluchzen hörte Manu nicht, stattdessen hörte ihn tief durchatmen. „Der Haarschnitt war die größte Veränderung seit sechs Jahren. Wenn du das weitermachen nennst, bin ich weit gekommen." Er lachte leise auf, doch die Traurigkeit konnte er nicht überspielen.

„Was fühlst du jetzt?" Seine grünen Augen hefteten sich interessiert an mich und ich konnte die Tränen spüren, die sich warm auf meiner Haut verbreiteten und schließlich auf mein Shirt tropften. „Ich, ähm, soll ich dich umarmen?", kratzte er sich verlegen am Kopf, als er meine Tränen bemerkte und ich zuckte stumm die Schultern. Manus Berührungen waren alles, was ich wollte, doch was wollte er?

Unbeholfen legte der Mann seine Arme um mich und im nächsten Moment spürte ich seine Wärme um mich. Sein Herz klopfte schnell an meine Brust und ich versuchte, die Augen zu schließen. Doch meine Tränen flossen unentwegt weiter, geradewegs in den Stoff seines Oberteils.

„Was ich fühle?", wisperte ich tränenerstickt.

„Ich mochte mich schlagen, für alles was ich falsch gemacht habe. Für alle noch so kleinen Fehler und für den Allergrößten, nämlich dich gehen gelassen zu haben. Über all die Jahre hat mein Herz nie verstanden, dass du weg bist. Ich glaube, nicht einmal mein Kopf hat das noch so richtig realisert, und jetzt stehst du nach all der Zeit wieder hier."

Ich machte eine kleines Pause, um zittrig durchzuatmen. Manus Hände strichen stockend über meinen Rücken und auf sein Oberkörper bebte leicht.

„Und ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Liebe noch immer spüren kann. Noch immer so stark, wenn nicht sogar stärker. Scheiße, Manu, ich habe dich so vermisst."

Soo, hoffentlich enttäuscht euch das Wiedersehen unserer Jungs nicht ;3

Ich mache auch hier einfach nochmal schamlos Eigenwerbung für mein neues Baby auf dem neuen Account: https://my.w.tt/uh4KACKdZY
(Skool luv affair auf dem Account @for_ever_rain )
Ich würde mich wirklich wahnsinnig freuen, wenn ihr vorbeischauen würdet & konstruktive Kritik da lassen würdet.

Aber auch hier bitte ich um eure Meinung! Wie gefällt euch die Wendung? Habt ihr irgendwelche Wünsche, was den beiden noch widerfahren könnte?

Und noch ein fettes Dankeschön an alle, die nach dieser langen „Pause" noch dabei sind! Es freut mich ungemein, wenn ich eure Kommentare lese, wie viel euch die Geschichte noch immer bedeutet :3

Kürbistumor - After Wedding [Fortsetzung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt