7. Adoption?

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PoV Patrick

"Manu", sagte ich vorsichtig und stellte mich neben ihn.

"Was bin ich nur für eine schreckliche Person", flüsterte er.

"Ich kann mich nicht mit dem zufrieden geben was ich habe, nein, ich brauche unbedingt das, was ich nicht habe!", rief er verzweifelt und wurde mit jedem Wort lauter. Er machte sich selbst Vorwürfe.

"Ich bin so ein verdammter Egoist!"

"Bist du nicht, Manu. Wir kriegen das hin, wenn wir offen und ehrl-"

"Nichts kriegen wir hin! Du verstehst das nicht!"

Er hatte sich umgedreht und funkelte mich an. Durch den Spiegel hatte er harmloser ausgesehen, dachte ich schwer schluckend.

Ich schwieg.

"Ich hab dich nicht verdient, verdammt!", schrie er weiter und ich griff nach seinen Händen. "Manu, hör mir z-", fing ich beruhigend an.

"Ich will dir aber nicht zuhören, wie gut wir ohne Kind auskommen!", Mit diesen Worten entriss er mit seine Hände und machte einen Schritt von mir weg. Das hatte gesessen. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, obwohl ich wusste, dass mein Mann es nicht so meinte.. Nur schmerzhafter. Und ich wusste nichtmal, gegen wen sich Manus Wut gerade richtete.

"Ich wünschte, ich könnte dich wieder so lieben wie früher, ohne diese blöden Hintergedanken an ein Kind. Ohne diesen Scheißwunsch!"

  

PoV Manu

Mein Kragen war geplatzt, ich hatte gerade so einen Groll auf mich selbst und meine dämlichen Ansprüche und leider war mein Mann jetzt derjenige, der meinen ganzen Selbsthass ertragen musste. Ich hatte jetzt schon Angst vor dem Moment, wenn ich mich beruhigt hatte und realisierte, dass ich vermutlich meinen Patrick verletzen würde, durch meine ausgesprochenen Gedanken. Doch das war mir jetzt egal, ich konnte einfach nicht mehr.

Ich hörte leise die Schluchzer von ihm. Und diese Schluchzer öffneten mir die Augen. Das war mein Mann, den ich hier anschrie, für etwas, das nicht seine Schuld war. Mein Paddy. Meine Palette.

Das war zu viel für mich, ich rannte zur Tür, riss sie auf und stürmte heraus. Stürmte an den ganzen essenden Herrschaften vorbei, irgendwo unter ihnen waren wohl auch Luisa und Claus, die mir gerade sowas von schnuppe waren. Ich verließ das Gebäude, und ging die Straße entlang. Ich brauchte echt Zeit zum Nachdenken.

"Manu? Bist du's?", riss mich eine Stimme aus den Gedanken, nachdem ich eine Ewigkeit an der Straßenlaterne gelehnt und in die Luft gestarrt hatte. Es war Hannah, die - mit inzwischen gefärbten Haaren - auf mich zu kam. Ich nickte. "Geht's dir gut?", sie kam näher und blickte mich fragend an.

Und mal wieder brach der Damm, ich fing an, zu heulen und warf mich in ihre Arme. Auch wenn ich sie nicht wahnsinnig gut kannte, tat es gut, sich von jemandem halten zu lassen. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hatte, aber irgendwie hat sie mich zu sich nach Hause transportiert und mir einen heißen Kakao gemacht.

"So, und du erzählst mir jetzt, was los ist", forderte sie sanft auf und setzte sich neben mich aufs Sofa. Und ich erzählte ihr alles, was mich bedrückte, und vor allem erzählte ich ihr von diesem Kinderwunsch, der immer zwischen mir und Paddy stand.

Hannah hörte sich alles aufmerksam an, und musterte mich dann nachdenklich.

"Und habt ihr schon über eine Adoption nachgedacht?", sagte sie schließlich langsam und ich musste verneinen. "Um ehrlich zu sein, ist mir das noch nie in den Sinn gekommen. Und ich weiß noch nicht einmal, ob mein Mann überhaupt ein Kind wollte. Ob er sich dazu bereit fühlt". Und mir wurde klar, dass wir in unserer Beziehung mehr miteinander reden mussten, damit sie funktionieren konnte. Das sagte mir auch Hannah, bevor sie mir erklärte, dass sie mich nach Hause fahren würde.

Die Fahrt verlief still, ich malte mir die verschiedensten Szenen aus, was mich jetzt zuhause erwarten würde, wenn Patrick schon da war.

"Sprecht euch aus, und seid ehrlich zueinander. Das wird schon", munterte sie mich auf, bevor sie auf Gas trat und wegfuhr.

Ich sah ihr lange hinterher, ehe ich zu unserer Haustür ging und sie aufschloss. Im Wohnzimmer saß Patrick, mit verweintem Gesicht und schniefend. Er sprang auf, als er mich sah. "Paddy", flüsterte ich, "es tut mir so unendlich leid"

Er zog mich sofort in seine Arme und strich mir unentwegt über den Rücken. "Wir sollten wirklich darüber reden, ich hab mir solche Sorgen gemacht", wisperte er, und seine Stimme klang ziemlich kaputt. Er hatte wohl viel geweint, und die Schuldgefühle kamen in mir hoch. "Wir reden morgen über alles, ja? Es ist schon spät", schlug ich meinem Mann vor und war erleichtert, als er nickte. "Ich liebe dich, Manu, vergiss das nicht", erwiderte er und gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn.

  

 

PoV Patrick

Den ganzen Abend hatte ich allein in unserem Wohnzimmer verbracht, nachdem ich mich hastig von Claus und Luisa verabschiedet hatte. Umso froher war ich, dass ich am nächsten Morgen wieder meinen Mänjuel in meinen Armen spürte, als ich aufwachte.

"Guten Morgen, Schatz", begrüßte er mich auch schon, und ich wusste, dass sich das Gespräch nicht mehr lange hinauszögerte. Und ich hatte einen Entschluss gefällt, als ich alleine in unserem Zuhause gesessen bin und ich Manu vermisst hatte.

Und den wollte ich ihm mitteilen, als wir wenig später am Tisch saßen und keiner so recht wusste, wie er anfangen sollte. Ich räusperte mich.
"Ich, ähm... Ich möchte, dass du mir erstmal einfach nur zuhörst, bitte.", bat ich und Manu nickte. Auch ihm war anzusehen, dass er sich etwas unwohl fühlte.

"Du musst wissen, dass ich dich über alles liebe, und ich wirklich alles für dich tun würde. Mir ist klar, dass du dich nach einem Kind sehnst, und mir ist klar, dass ich dir niemals ein leibliches Kind schenken kann. Ein Adoptiertes jedoch schon. Ich hab viel überlegt, und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir ein Kind adoptieren können, wenn das dein Wunsch ist. Aber ich wünsche mir, dass wir nichts überstürzen und alles gemeinsam besprechen." Ich schluckte einmal hörbar und bemerkte, dass Manus Mund offen stand. Ich konnte ebenso nicht ganz realisieren, was dass da eben wirklich meinen Plan ausgesprochen hatte, doch es stimmte.

"Ich weiß nicht, was ich sagen soll", flüsterte Manu ergriffen und entlockte mir damit ein leises Lachen.
"Ich liebe dich einfach, Patrick", fügte er dann hinzu und griff nach meiner Hand, auf welche er einen Kuss hauchte.

Ich lächelte. Ich wusste zwar nicht, ob ich bereit für ein Kind war, doch ich wusste, dass wir es schaffen konnten. Gemeinsam. Als Familie.

Gefällt euch die Richtung, in der das ganze jetzt geht? :3

Kürbistumor - After Wedding [Fortsetzung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt