3. Nachwuchs

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PoV Manu

Das Klingeln in meinen Ohren wurde immer lauter, bis ich schließlich aggressiv wurde. Ich lag hier gerade so entspannt mit Patrick im Bett, döste vor mich hin, nachdem er mich vom Sofa ins Bett getragen hatte und mich in seine Arme geschlossen hatte.

Ein Blick auf Pat verriet mir, dass dieser schlief und das Klingeln nicht hörte. Oder nicht hören wollte. Die Abendsonne schien in unser Schlafzimmer und strahlte sanft auf sein Gesicht, das sich im Schlaf so süß verzog.

Seufzend befreite ich mich widerwillig aus seinen Armen und suchte die Geräuschquelle. Es war mein Handy, das auf der Kommode lag und fröhlich vor sich hin bimmelte. Grummelnd nahm ich es und verließ damit dass Zimmer, damit wenigstens mein Mann seine Ruhe hatte. "Ja?", nahm ich den Anruf schließlich mehr oder weniger freundlich entgegen, ohne aufs Display zu gucken.

"Manu?", die Stimme klang aufgelöst und leicht panisch. "Claus?", erstaunt riss ich meine Augen auf. In all den Jahren hatte ich Claus noch nie derartig aufgelöst erlebt. "Manu! Ein Glück bist du da! Ich brauch deinen Rat!", entgegnete mein bester Freund. Und dann begann er mir zu erzählen.

"Ich werde bestimmt ein schlechter Vater", schloss er zweifelnd seine Erzählung. Luisa hatte wohl auf meinen Rat gehört und ihrem Mann gesagt, dass sie ein Kind erwartete.
"Claus, natürlich wirst du ein guter Vater! Ich könnte mir keinen besseren Vater vorstellen! Du und Luisa, ihr macht das schon", beruhigte ich ihn. Er gab einen nervösen Laut von sich. "Sicher?"

Vollkommen fertig legte ich nach gefühlt drei Stunden wieder auf, nachdem ich Claus nach Kräften beruhigt und ermutigt hatte, und beschloss, mich einfach wieder zu Pat zu legen. Vielleicht könnte ich auch noch etwas schlafen, denn ich war total müde, auch wenn es erst sechs Uhr abends war.

Ich kuschelte mich auf Pats Bauch, der immer so schön warm und kuschelig weich war. Ich beobachtete grinsend, wie er begann zu lächeln und spürte eine Hand an meinem Kopf, die mir immer und immer wieder durch die Haare fuhr. Ich schloss genießerisch die Augen und seufzte auf.

"Wer war dran?", drang seine raue Stimme leise an mein Ohr, als ich schon fast wieder eingeschlafen war.
"Claus", murmelte ich und dachte wieder an Claus und seine schwangere Frau. Wie gerne hätte ich auch ein winziges Kind, ein Lebewesen, für das ich die Verantwortung tragen könnte. Dem ich beim Aufwachsen zusehen könnte und einfach Vater sein. Ich seufzte leise. Ich wünschte, ich könnte diesen Wunsch abstellen, denn er gab mir irgendwie das Gefühl, dass ich mit Patrick nicht glücklich genug war. Dass ich mehr wollte. Und dieses Gefühl war eines der schlimmsten, die ich jemals verspürt hatte.

Ich konzentrierte mich krampfhaft auf Pats warme Hand, die so beruhigend auf meinem Kopf lag und ihn liebevoll streichelte. Mein Herz klopfte schmerzhaft. Ich fühlte mich auf einmal miserabel, dass ich nicht vollständig glücklich und zufrieden war. Wieso konnte ich mich nicht damit abfinden, keine Kinder zu bekommen? Wieso musste ich mir unbedingt etwas Unmögliches wünschen?

Desto länger ich darüber nachdachte, desto unwohler wurde mir bei dem Gedanken. Ich hatte Patrick nicht verdient, wenn ich so etwas dachte. Wenn ich mir mehr wünschte, als er mir geben konnte. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass er nichtmal ein Haustier wollte, wäre eine Adoption also auch undenkbar. Was war ich nur für ein schlechter Ehemann.

Doch irgendwann erlöste mich der Schlaf von meinen erdrückenden Gedanken.



PoV Patrick

Manu verzog immer mal wieder seltsam sein Gesicht, und ich begann, mir Sorgen zu machen. Sonst lächelte er immer friedlich im Schlaf. Was er wohl hatte? Eine Weile beobachtete ich meinen Mann ratlos, natürlich nicht, ohne ihm unentwegt durch seine weichen Haare zu fahren. Bestimmt war es ein Alptraum, dachte ich. Ein Blick auf den Wecker sagte mir, dass wir seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen hatten und ich beschloss, Manu von seinen Träumen zu erlösen und gemeinsam etwas zu kochen.

"Pssht, Manu. Wach auf, Baby", flüsterte ich vorsichtig in sein Ohr und legte meine Hand auf seinen Bauch. Ich wusste, dass er da verdammt kitzelig war. Und tatsächlich schlich sich fast augenblicklich ein Grinsen auf sein hübsches Gesicht und seine Hand legte sich auf meine. Er umschloss sie fest und wie jedes Mal kribbelte es überall, wo seine warmen Finger auf meine trafen. Glücklich beobachtete ich, wie mein Mann sich zur Seite rollte und aus dem Bett stieg. Ohne meine Hand loszulassen, denn im nächsten Moment schon zog er mich aus dem Zimmer, in die Küche. "Ich hab Hunger", teilte er mir betont fröhlich mit und öffnete euphorisch den Kühlschrank.

Kürbistumor - After Wedding [Fortsetzung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt