PoV Patrick
Uns blieben nur noch zwei Tage in unserer kleinen Ferienwohnung, ehe wir uns wieder auf den Weg nach Deutschland machen würden. Manu hatte es tatsächlich geschafft und seine Kulturausflüge durchgeprügelt, so dass ich inzwischen vermutlich über mehr Wissen über die ganzen kleinen Käffer verfügte, als die Einwohner selbst. Doch für heute hatte ich mich durchgesetzt. Wir würden endlich mal länger als acht Uhr schlafen, dann ganz entspannt unten am Strand unser Geld für ein schönes Frühstück anstatt einem unappetitlichen Touristendöner ausgeben und dann ganz spontan irgendwas machen. Meinem kleinen Kontrollfreak-Manu war das nicht ganz geheuer, doch irgendwie hatte ich ihn überzeugen können. Vermutlich war es das Frühstück.
Es war gegen elf, als ich an diesem Tag die Augen öffnete und direkt ein entspanntes Gesicht sah. Es war das friedliche Gesicht von meinem schlafenden Mänjuel, der sich im Schlaf kaum bewegt hatte und somit immer noch sein Kopf auf meiner Schulter lag und ein Arm quer über meinen Bauch geschlungen. Lächelnd schloss ich meine Augen wieder. Ich würde den Teufel tun und jetzt den so süß schlummernden Manu wecken. Vielleicht könnte ich ja selbst nochmal einschlafen.
Als ich meine Augen das nächste Mal öffnete, lag Manus Kopf nicht mehr auf meiner Schulter, sondern auf meiner Brust und sein Arm hing quer auf dem ganzen Bett und über meinen Bauch. Er schien noch immer zu schlafen, wie ich bemerkte, doch ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass wir uns etwas beeilen sollten, damit wir noch irgendwo Frühstück bekommen würden. Es war nämlich schon kurz nach zwölf.
"Manu", flüsterte ich leise und strich über seinen Kopf, "wach auf". Er drehte seinen Kopf in meine Brust und grummelte irgendwas Unverständliches, und wollte weiterschlafen, doch ich machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem ich seinen Arm von meinem Bauch hob, diesen neben ihm ablegte und immer wieder dagegen stieß.
"Lass mich", murrte Manu verschlafen, was mich zum Lachen brachte. "Aufstehen du Schlafmütze! Ich hab Hunger."
Vorsichtig hob ich seinen Kopf an und rutschte irgendwie unter meinem Mann heraus, das der anfing zu jammern, und blind nach einem neuen Kissen tastete. "Ich will deinen Herzschlag wieder hören", murmelte er leise, während ich aufstand und ich hätte schon fast Mitleid gehabt, wenn ich nicht übers ganze Gesicht gegrinst hätte, wegen Manus süßen Worten. "Kannst du heute abend wieder, Mänjuel. Komm jetzt", entgegnete ich nur grinsend, bevor ich mich anders entschied und mich wieder zu meinem süßen Mann legte, nur um ihn nicht allein zu lassen.
Aber Manu rollte sich langsam zum Bettrand, wo er sich äußerst unelegant aufsetzte und sich aus der Decke befreite, die er stets ganz für sich beanspruchte. "Ich hab auch Hunger", stellte er noch immer schlaftrunken fest und stand langsam auf. "Wir gehen jetzt auch was essen, Schatz. An den Strand, also mach dich fertig", erklärte ich und ging zu meinem ziemlich unordentlichen Koffer, um eine kurze Hose und ein Shirt herauszuziehen. Auch Manu suchte sich Klamotten und so dauerte es nicht lange, bis wir mehr oder weniger wach auf dem Weg zum Strand waren. Ich mehr und mein Mann weniger. Der wollte heute einfach nicht wach werden.
Wir hatten uns in ein Café am Strand gesetzt, Manu hatte bereits einen großen Kaffee vor sich stehen und wurde zunehmend wacher, während ich noch überlegte, was wir heute machen würden. Zur Auswahl standen ein Markt, mal wieder Strand oder ein Museum.
Als ich Manu die Vorschläge machte, stand es ganz schnell fest, wo wir hingehen würden. Der Strand wäre ihm zu inzwischen fast zu langweilig, ein Museum viel zu öde und alt, und der Markt könnte ja ganz lustig sein. Es wurde also der Markt und wir liefen die Straßen entlang, den vielen Menschen hinterher und hofften, irgendwann beim Markt anzukommen. Ich lief entspannt neben meinem Mann her, seine Hand in meiner, die Sonne brannte auf uns herunter und ich fing an, zu bereuen, meine Sonnenbrille zuhause gelassen zu haben. Vielleicht würde ich ja eine auf dem Markt auftreiben.
"Wonach suchen wir?", wollte Manu abenteuerlustig wissen, als wir endlich vor dem riesigen Platz standen, an denen hunderte von Menschen vorbei liefen und an einigen Ständen anhielten, um irgendwelche Schnäppchen zu erhaschen. "Ich brauch defintiv 'ne Sonnenbrille", stellte ich fest. Die Sonne blendete mich noch immer und es nervte mich furchtbar, die ganze Zeit halb blind mit zusammengekniffenen Augen durch die Gegend zu stolpern. Ich fragte mich, wieso Manu so etwas nie störte. Er war viel blasser als ich, und er hatte den gesamten Urlaub noch keine Sonnenbrille getragen oder Sonnencreme benutzt.
Manu nickte und zog mich entschlossen ins Getümmel. Die nächste Stunde liefen wir von Stand zu Stand und wir haben unser Geld in einen hässlichen Sonnenhut, einen kleinen noch hässlicheren Schlüsselanhänger und ein halbwegs schönes Freestyle-Gemälde von uns investiert, bis wir endlich an einem Sonnenbrillenstand vorbeikamen. Manu setzte mir im Sekundentakt neue Brillen auf die Nase, nur um sie gleich darauf wieder entschieden zurücklegte oder mir in die Hand zu drücken. Die ich dann wohlbemerkt auch immer mal wieder unauffällig weglegte.
"Nee. Damit siehst du aus wie ein Bodyguard", murmelte Manu, während die Sonnenbrille wieder zurück auf ihren Platz wanderte. Er griff erneut wahllos in die Auswahl und sie mir gab. "Hast du was gegen Bodyguards? Ich könnte dich beschützen", witzelte ich. Mein Mann griff die Bodyguardbrille wieder auf und tauschte sie mit der auf meiner Nase. "Nee. Sieht scheiße aus", sagte er dann ganz trocken und ich schnappte empört nach Luft. "Hey! Ich wollte lieb zu dir sein und du sagst sowas", gespielt verletzt setzte ich die Sonnenbrille ab und drückte sie ihm in die Hand. "Dann beschütz ich dich eben nicht", fügte ich hinzu, als ich Manus grinsenden Gesichtsausdruck sah. "Wer will schon einen hässlichen Bodyguard?", fragte er mich provozierend. "Whitney?", schlug ich grinsend vor. "Der war gemein", kicherte Manu und ich sah, wie sich der Standbesitzer zu uns umdrehte.
"Ich kann auch gemein sein. So wie du zu mir", rechtfertigte ich mich lachend. "Außerdem ist Kevin Costner echt nicht mein Typ". "Meiner auch nicht. Mein Typ bist du", entgegnete mein Mann und trat näher zu mir heran. "Auch, wenn ich eine hässliche Sonnenbrille trage?", ich nahm ihm eben jene Brille aus der Hand und setzte sie mir auf.
"Auch dann", flüsterte Manu gegen meine Lippen.
"Dann werd ich sie mir wohl kaufen", grinste ich schelmisch, bevor ich unsere Lippen vereinte.
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Kürbistumor - After Wedding [Fortsetzung]
FanficFortsetzung zu Wedding Planner Triggerwarnung Cover by @Wildfreund