10. Blödmann

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PoV Manu

Ich lag ganz entspannt auf meinem Handtuch am Strand und beobachtete Paddy, der ins Wasser gegangen war, als mein Handy klingelte. Ohne aufs Display zu schauen, hob ich ab und schob meine Sonnenbrille hoch: "Ja?"

"Hey, Manu, ich bin's, Chrissie"

Die leise, aber feste Stimme meiner "Exverlobten" ließ mich aufhorchen. Sie hatte ich total vergessen. "Chrissie! Ähm, hi", entgegnete ich unbeholfen und richtete mich auf meinem Handtuch auf. "Hi", ertönte die Antwort aus dem Hörer und es breitete sich eine unangenehme Stille aus. Ich räusperte mich. "Wieso rufst du an?", fing ich schließlich an, als Chrissie keine Anstalten machte, etwas zu sagen. "Tut mir leid" Chrissie war wohl in Gedanken gewesen, ich konnte es ihr nicht verübeln. "Ich hab nur deine Stimme irgendwie vermisst", hörte ich sie ganz leise murmeln. Ob ich es hören sollte, wusste ich nicht. "Wie geht's dir so?", fing sie dann betont locker an. "Ziemlich gut. Bin gerade im Urlaub."

"Schön." Chrissie klang nachdenklich. "Weißt du, ich habe mich lange davor gedrückt, anzurufen. Irgendwie hatte ich Angst. Wovor, weiß ich selbst nicht genau, aber ich hatte die ganze Zeit über das Bedürfnis, noch einmal mit die zu sprechen. Es ging nämlich alles so furchtbar schnell und du hast den Kontakt von einem Tag auf den anderen einfach abgebrochen", brach es schließlich aus der Frau heraus, die ich einst so geliebt hatte. Ich schluckte. All die Zeit hatte ich nicht ein einziges Mal an sie gedacht. Irgendwie beschlich mich eine Art schlechtes Gefühl der Schuld. Ich hatte sie ja schließlich einfach so sitzen gelassen ohne ihr einen richtigen Grund zu nennen.

"Manu? Bist du noch da?"

"Äh ja, sorry. War nur grade in Gedanken. Du wolltest also mit mir reden?"

"Mehr oder weniger. Wie ging es denn nun eigentlich nach unserer 'Trennung' weiter?"

"Naja, also ich bin mit Patrick zusammen gekommen", sagte ich zögerlich.

"Mit Patrick? Dem Wedding Planner? Er bist schwul? Du ist schwul?"

Chrissie klang verwirrt und ich konnte ihre Reaktion nachvollziehen. Die Situation musste für sie schwer genug sein, sie telefonierte gerade mit ihrem Exverlobten, der ihr gerade eröffnet hatte, dass er mit einem Mann zusammen war.

"Ähm, ja. Und wir sind inzwischen verheiratet", fügte ich noch hinzu und schwieg wieder. Ich sah, wie Paddy aus dem Wasser kam und pitschnass auf mich zu kam.

"Ihr seid- oh. Na dann, viel Glück euch beiden", wie erwartet klang Chrissie etwas enttäuscht und auch ziemlich verwirrt, doch sie gab sich merklich Mühe, ihre Emotionen zu verstecken.

Mein Mann setzte sich neben mich aufs Handtuch und beobachtete mich fragend.

"Danke, Chrissie. Das bedeutet mir wirklich viel."

Wieder Schweigen, bis sie sich räusperte.

"Ähm, ich wollte eigentlich fragen, ob, naja, ach egal. Hättest du vielleicht mal Lust, wenn du aus dem Urlaub zurück bist, dich zu treffen? Ich würde dich gerne mal wieder sehen."

Ich guckte zu Paddy, der sich seine nassen Haare aus dem Gesicht strich und aufs Meer blickte, während er geduldig wartete.

"Klar, wieso nicht? Aber nur freundschaftlich", stellte ich klar und Pats Blick huschte zu mir.

"Klar. Nur freundschaftlich. Du hast ja jetzt meine Nummer wieder. Meld dich einfach, wenn du Zeit hast. Bis dann, Manu."

"Bis dann."

Ich legte auf, warf mein Handy zur Seite und bemerkte Pats Blick auf mir. "Du willst dich mit Chrissie treffen?", wiederholte er langsam. Ich nickte. "Nur freundschaftlich, keine Angst", beruhigte ich meinen Mann, doch er schien nicht überzeugt. "Bist du dir sicher? Was, wenn sie noch was von dir will?", wandte er ein. "Wird sie bestimmt nicht. Wir haben uns seit seinem Jahr nicht gesehen. Sie will nur ein bisschen reden. Versuch doch, sie zu verstehen, ich hab sie damals ohne ein Wort sitzen lassen. Allein deswegen würde sie mich bestimmt nicht zurück wollen. Außerdem hab ich ja dich."

"Kann ich dann wenigstens mitkommen, wenn es soweit ist?", murrte er, nachdem er über meine Worte nachgedacht hatte. "Patrick, glaubst du nicht, dass es ein wenig übertrieben ist? Ich schaff das auch alleine, vertrau mir. Ich werd dir schon nicht fremdgehen. Und außerdem ist ja noch Zeit, bis wir wieder zuhause sind"

"Na gut. Einverstanden. Ich bin immer so schrecklich eifersüchtig, tut mir leid, Mänjuel", lenkte er dann ein und drückte seine Lippen entschuldigend auf meine Wange.

"Schon okay, mein kleiner Kürbiskopf, schon okay."

Er zog seinen Kopf zurück, wobei er diesen absichtlich stark schüttelte und mir somit die vielen Wassertropfen aus seinen Haaren ins Gesicht spritzten.

"Blödmann."

"Der Blödmann liebt dich."

"Und ich liebe den Blödmann."

Kürbistumor - After Wedding [Fortsetzung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt