PoV Patrick
Die Zeit schlich dahin, Minuten und Stunden dauerten ewig an. Wie Kaugummi zogen sich die Tage, in denen ich wieder anfing, zu arbeiten. Noch immer waren meine Gefühle betäubt, doch ich bekam mit, wie Claus mich zu einem Psychologen schicken wollte und anscheinend noch immer keiner Manuel gefunden hatte. Wie unsere ganzen Freunde zu unserem Streit und der Geschichte standen, wusste ich nicht. Es war mir nicht egal, doch ich hatte nicht das Bedürfnis, mich bei irgendjemandem zu melden. Tatsächlich hatte ich den Großteil meiner jetztigen ‚engsten' Freunde über Manu kennengelernt und ich war vielleicht auch etwas zu feige, ihnen allen unter die Augen zu treten. Dass ich ihnen, vor allem Claus und Luisa, dankbar war, zeigte ich ihnen oft, denn es kam oft genug vor, dass ich abends einen halben Nervenzusammenbruch erlitt und Claus entweder völlig aufgelöst anrief oder ihm hochgradig depressiv klingende Sprachnachrichten schickte. Alles in allem verbrachte ich meine Zeit in der Arbeit ode alleine zuhause. Die Wut war ein wenig verraucht, doch ich war noch immer zu verletzt und gekränkt, als dass ich jetzt nach Manu suchen würde.
Er war jetzt schon seit 8 Tagen verschwunden. Ich träumte oft von ihm, und jedes einzelne Mal waren es schöne Träume. Von glücklichen Zeiten in unserer Ehe und schönen gemeinsamen Erinnerungen. Ob mich diese Tatsache beunruhigen sollte, wusste ich nicht, aber ich kannte Manu, er war vernünftig und würde bestimmt nichts Unüberlegtes tun. Er würde tun, was ihn glücklich machen würde. Und wenn er sein Glück ohne mich finden würde, sollte das auch okay sein. Musste es ja. Ich seufzte. Da waren sie schon wieder, diese kurzen Momente, in denen ich ihn einfach nur vermisste. Seinen Geruch und sein liebevolles Lächeln.
Doch das war der springende Punkt. Ob sein Lächeln noch immer liebevoll wäre, wenn er mich ansehen würde? Ob er überhaupt noch lächeln würde? Vielleicht habe ich meine Chance auch schon lang verspielt und bin für Manu gestorben.
Traurig tapste ich in die Küche. Gedanken wie diese ließen mich nachts nicht schlafen, tagsüber nicht konzentriert sein. Und jedes Mal kam ich auf das gleiche. Ich wollte wenigstens wissen, ob es Manu gut ging. Und mich entschuldigen. Für alles, was ich getan hatte. Mir vielleicht auch anhören, was Manu dazu zu sagen hatte. Wenn er dazu etwas sagen wollte. Und kaum hatte ich mich aufgerafft, Manu suchen zu wollen, stellte sich ein weiterer Gedanke in den Weg. Vielleicht wollte Manu mich auch nie mehr sehen und ich würde nur alles schlimmer machen. Schnell machte ich den Kühlschrank auf und suchte mir in den größtenteils leeren Fächern einen Joghurt. Wann ich das letzte Mal etwas Richtiges gegessen hatte, wusste ich nicht. Die Einladungen von Luisa und Claus hatte ich immer abgelehnt. Die zwei hatten es bestimmt schon schwer genug. Ihr bester Freund ist abgehauen, und dessen Mann ist als komplettes Wrack zurückgeblieben und verschanzte sich zuhause.
Ich lachte bitter auf.
Ich war schon kaputt.
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Kürbistumor - After Wedding [Fortsetzung]
FanfictionFortsetzung zu Wedding Planner Triggerwarnung Cover by @Wildfreund