24. Nach Hause

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POV Patrick

Ich weiß nicht, wie lange ich hier mit Manu stand, doch in seinen Armen wäre mir selbst eine Ewigkeit nicht genug gewesen. Selbst, wenn gerade mehr er in meinen Armen kauerte als ich in seinen.

Ich hatte den Brünetten so wahnsinnig vermisst und obwohl Manu gerade traurig war, liebte ich diesen Moment irgendwie. Seit Tagen war Manu angespannt, wirkte unsicher und abwesend zugleich, und niemand wusste, was wir tun sollten.

Wenn es nach mir ginge, hätte ich längst den nächsten Schritt mit Manu gewagt und ihn gefragt, ob er wieder in unser kaltes, großes Haus wollte, doch jedes Mal, wenn ich es ansprechen wollte, kam mir Luisa in den Sinn, wie sie entschieden den Kopf schüttelte und mit ihrer sanften Stimme sagte: "Er ist schon überfordert genug und gerade einmal eine Woche hier, also gib ihm noch etwas Zeit, Pat."

Doch in diesem Moment, als Manus Wärme mich nach all den Jahren wieder erreichte und sein Geruch völlig einlullte, schien die Stimme der Frau in meinem Kopf plötzlich ganz leise. "Manu", flüsterte ich leise an seine Schläfe und sofort sank er ein bisschen mehr an meine Brust, durch welche er sicherlich mein Herz schlagen hörte.

Er brummte erstickt und schaute zu mir hoch. Mit diesen tiefen, grünen, lebendigen Augen, die mich selbst bedeckt durch die Tränenschicht noch in ihren Bann zogen. "Willst du mit mir nach Hause?"

Manu nickte stumm und so beschlossen wir, morgen früh zu unserem Haus zu fahren. Ich nahm seine Hand und zog ihn sanft zurück ins Wohnzimmer. Ohne nachzudenken, welche Signale meine Handlungen senden könnten, zog ich Manu wie selbstverständlich zwischen meine Beine und er lehnte sich an mich, ließ sogar zu, dass ich meine Arme um seinen Torso schlang.

Tatsächlich war dies eine Geste, die ich früher so gut wie nie mit Manu erlebt hatte, denn die meiste Zeit hingen wir irgendwie schräg aufeinander oder lagen schlicht nebeneinander, damit wir uns besser mit Erdnüssen bewerfen konnten.

Obwohl ich diese spaßigen und chaotischen Abende vermisste, fiel mir dennoch auf, dass mir dieser intime, enge Kontakt ebenfalls fehlte. Einfach still da liegen, meinen Manu in den Armen halten und ihm Wärme spenden.

Unauffällig atmete ich seinen Geruch ein, doch Claus' Blick spürte ich trotzdem auf mir. Er schaute mich fragend an und nickte erleichert, als ich ihn simpel anlächelte.

Stumm deckte Claus seine Frau zu und schlich leise aus dem Zimmer, nicht ohne mir vorher durch die Haare zu wuscheln.

Ich schaute ihm hinterher, dankbar für diesen guten Freund, der mir in den letzten Jahren stets zur Seite gestanden hatte und sich meine Leiden und Sorgen auch tausend Mal anhörte.

In der Stille sah ich zu Manu zurück, der ebenfalls eingedöst war und seine Wange an meinem Oberarm abgelegt hatte, sodass ich seinen sanften Atem warm auf meiner Haut spüren konnte.

Wie sehr ich diesen Mann liebte. Alles an ihm.

Und irgendwie freute ich mich auf Zuhause. Nicht auf das leere, kalte Haus, in dem ich seit Jahren alleine lebte. Sondern auf das Zuhause, das endlich zurück gekehrt war.

Kürbistumor - After Wedding [Fortsetzung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt