"Wieso hast du eigentlich keine Freundin, Onkel Patrick?"
Das kleine Mädchen saß auf dem Schoß des Brünetten und musterte ihn mit ihren großen, blauen Augen neugierig. Dass diese Frage früher oder später aufkam, hatte Patrick bereits befürchtet.
Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass ihn diese simple Frage so derart aus der Bahn werfen würde. "Das ist eine gute Frage, Emma", antwortete er der Sechsjährigen langsam, fuhr ihr einmal sanft durch die Haare.
"Deine Eltern haben dir doch bestimmt mal von Männern erzählt, die andere Männer mögen. Oder Frauen, die einander lieb haben."
Emma nickte eifrig und es erfüllte Patrick mit Stolz, dass Claus und Luisa ihrem Mädchen von klein auf erklärt haben, dass Liebe sich nicht auf das andere Geschlecht einschränkte und dass Homosexualität nichts Schlimmes war.
"Ich liebe Männer, weißt du?"
Interessiert nickte Emma und Patrick musste warm lächeln. Die Kleine war seit Jahren einer der wenigen Gründe, wieso er noch ehrlich lächelte.
"Und wieso hast du keinen Freund?", nahm Emma ihre Frage wieder auf. Patrick löste seine Hand aus ihrem Haar und seufzte leise.
"Hat dein Papa dir jemals von Manu erzählt?"
Patrick hielt die Luft an und wusste nicht wie er es finden sollte, dass das Kind den Kopf schüttelte. Mit einem Mal fühlte Patrick sich wieder fehl am Platz. Manu sollte hier mit seinem Patenkind sitzen, mit seinem besten Freund und dessen Ehefrau.
"Manu war einmal der beste Freund von deinem Papa", begann er dann unbeholfen, "und außerdem war Manu mein Freund."
Eine kleine Stille breitete sich aus, in der Emma mit Patricks Fingern spielte, während dieser nach den richtigen Worten suchte. "Aber Liebe alleine reicht nicht aus, um perfekt zusammen zu sein. Es sind eine Menge Dinge passiert, und dann haben wir uns getrennt."
Ob sie sich wirklich getrennt hatten, konnte Patrick nicht mit Sicherheit sagen. Ein Teil von ihm hoffte noch immer, dass Manuel eines Tages auftauchen würde und er ihn wieder als Seins bezeichnen konnte. Dass dieser Traum unrealistisch war, war Patrick durchaus bewusst.
"Und warum hast du keinen neuen Freund?"
"So einfach ist das nicht, meine Kleine."
"Hast du ihn immernoch lieb?"
Die unschuldigen, traurigen Augen des Kindes trieben Patrick die Tränen in die Augen, bis er stumm nickte.
"Manu war, nein, er ist etwas ganz besonderes für mich. Und niemand wird je seinen Platz einnehmen."
"Dann sag ihm das doch, und ihr könnt wieder zusammen sein! Ich möchte ihn gerne kennenlernen."
Emma hüpfte auf Patricks Schoß auf und ab. "Manu hat dich sehr lieb, Emma. Aber er ist weggezogen, bevor du auf die Welt gekommen bist. Er hat sich so auf dich gefreut", flüsterte der Brünette erstickt und nahm eine ihrer Haarsträhnen zwischen seine Finger.
"Und manches lässt sich nicht mit Worten rückgängig machen. Leider."
Er zwirbelte ihre Strähne auf und legte sie behutsam an ihr Gesicht zurück. "Du hast gesagt, Liebe alleine reicht nicht aus, um perfekt zusammen zu sein", wiederholte die Sechsjährige dann leise und Patrick nickte.
"Papa sagt immer, perfekt gibt es nicht. Und wenn du ihn liebst, kannst du ja trotzdem mit ihm zusammen sein."
"Aber Luisa ist perfekt für ihn, sagt er auch immer", ergänzte Patrick schmunzelnd, noch während er die Worte seines Patenkindes durch seinen Kopf hallen hörte.
"Ist Manu nicht perfekt für dich?"
"Manu war mehr als perfekt für mich. Er war mein Ein und Alles. Aber ich habe Fehler gemacht."
"Papa sagt immer, jeder macht Fehler. Und man kann sich entschuldigen, Onkel Patrick. Und wenn du ihm das sagst, was du mir gesagt hast, verzeiht er dir vielleicht. Weil er liebt dich doch."
"Du bist bestimmt auch perfekt für ihn", schob sie noch hinterher, dann kletterte sie von seinem Schoß und rannte davon.
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Kürbistumor - After Wedding [Fortsetzung]
Fiksi PenggemarFortsetzung zu Wedding Planner Triggerwarnung Cover by @Wildfreund