Kapitel 5

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(Leser Sicht)

Ein kleiner Sonnenstrahl schien durch das Fenster und zwischen den dichten Vorhängen in mein Gesicht, wodurch ich aufwachte. Ich brauchte erst einen Moment, bis ich realisierte, wo ich war. Dann kamen die Schmerzen wieder. Mühsam versuchte ich aufzustehen und schleppte mich aus dem Zimmer. Ich hörte etwas aus der Küche und ging zu dieser. Dort entdeckte ich Undertaker. Er schien etwas zu kochen.
Hat er nicht eigentlich immer kaum etwas zu Essen da?
Er hatte seinen Hut zur Seite gelegt und seine langen Haare zu einem Zopf hochgebunden. Auch seinen Mantel hatte er ausgezogen und man sah nun seinen zweiten. Dieser war etwas dunkler als der andere und war eng anliegend. Undertaker bemerkte mich sofort und kam erschrocken auf mich zu.
,,(d/N)! Du hättest mich doch rufen können..."
Ich sagte nichts. Denn ich hatte mich in seinen strahlend grünen Augen verloren. Ich sah sie zum ersten Mal und das auch bestimmt nur, weil er gerade nicht daran gedacht hatte, sie zu verdecken. Nur eine kleine Strähne hing vor einem seiner Augen, welche meine Hand wie von selbst vorsichtig zur Seite schob.
So leuchtend gelb-grüne Augen habe ich noch nie gesehen... Sie sind so wunderschön... wieso versteckt er sie nur?
Undertaker hatte bemerkt, dass ich ihm so direkt in die Augen sah. Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, doch dann sah er einfach zur Seite. Kurz verharrte er in dieser Position, dann hob er mich vorsichtig hoch und trug mich ins Wohnzimmer. Dort setzte er mich auf dem Sofa ab.
,,Warte kurz hier."
war das einzige, was er sagte, dann verschwand er wieder in der Küche. Nach einer Weile kam er mit einem Teller wieder. Diesen stellte er vor mir auf dem Tisch ab und setzte sich dann auf einen Stuhl mir gegenüber hin. Für einen Moment sagte oder tat niemand etwas, bis er mir den Teller näher heran schob.
,,Iss bitte etwas, ich habe das heute morgen noch gekauft, ich hoffe es ist in Ordnung so."
Er hat extra... für mich...
,,Ich werde dir das Geld für die Sachen später zurückgeben..."
meinte ich nur.
,,Das musst du nicht. Ist schon okay."
Wieder ein längeres Schweigen.
,,Undertaker?"
,,Hm?"
,,... Warum... Warum versteckst du... deine Augen vor jedem? Was hat es damit auf sich? Bitte sage mir die Wahrheit..."
,,(d/N), ich... ich kann dir die Wahrheit nicht sagen... Du würdest es vielleicht nicht glauben und wenn doch würdest du dich sicherlich vor mir fürchten..."
,,Wie meinst du das? Wieso sollte ich mich vor dir fürchten? Du hast mir doch bisher nichts getan... Oder passiert mir etwas, wenn ich die Wahrheit kenne?"
,,Nein, das nicht. Ich würde dir nie etwas antun."
,,Also. Ich vertraue dir. Und du kannst mir auch vertrauen. Bitte sage es mir. Ich fürchte mich mehr, wenn du es mir nicht sagst..."
Undertaker versuchte vom Thema abzulenken.
,,Jetzt iss erst einmal etw-"
,,Nein! Ich möchte die Wahrheit über dich wissen! Ich arbeite zwar erst seit ein paar Monaten bei dir, aber ich habe das Recht zu wissen, für wen ich arbeite!"
Ich machte eine kurze Pause, da das Sprechen mir immer noch weh tat.
Ich muss ihn das jetzt einfach fragen... er ist immer so unglaublich schnell, hört und spürt sofort alles und weiß immer über alles bescheid... Das kann einfach nicht sein dass er...
Ich sprach leiser und vorsichtig weiter.
,,Du... Bist du... überhaupt ein Mensch?"
Nach kurzem Zögern wollte er antworten, doch ich unterbrach ihn sofort wieder. Er hatte schon zu lange gezögert. Das war Antwort genug für mich.
,,Also nicht... Was bist du dann?"
Er seufzte und senkte den Blick zu Boden, dann schwieg er noch einmal kurz.
,,Ein Shinigami."
,,Shini...gami?"
,,Ja. Früher... vor langer Zeit, war ich auch einmal ein Mensch, bin dann aber... zu einem Shinigami geworden... Das sind Wesen, die die Seelen von verstorbenen Menschen einsammeln. Aber ich bin schon lange nicht mehr im Dienst..."
,,Also hatte ich doch recht, eine Sense gesehen zu haben."
,,Ja..."
,,Wie... wie wird man ein Shinigami?"
,,Das... möchtest du lieber nicht wissen..."
Ich schob mich von dem Sofa runter und kniete mich neben ihm hin.
,,Undertaker... bitte... ich will es wissen..."
Ich nahm seine Hand zögerlich in meine, woraufhin er mich ansah.
,,Bitte..."
Er sah wieder weg und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
,,... Ein Mensch wird zu einem Shinigami indem er... Selbstmord begeht... Es ist... eine Strafe, für das, was man getan hat..."
Kurz war Stille im Raum, dann konnte man leise mein Schluchzen vernehmen. Verwirrt sah Undertaker mich an. Ich weinte. Ich weinte um... ihn... um seine Vergangenheit... Er tat mir leid. Was auch immer ihn dazu getrieben hatte. Warum? Warum musste es so weit kommen? Wieso hat er das getan? Hat er auch eine so schlimme, wenn nicht sogar schlimmere Vergangenheit wie ich? Was ist damals passiert? Ich stand auf und fiel ihm ihn die Arme, dann begann ich laut zu weinen. Ich drückte ihm ganz fest an mich.
,,Tut mir leid, es tut mir so leid! Ich wollte nicht... ich hätte dich nicht fragen sollen! Hätte ich das gewusst dann... dann..."
Auch er umarmte mich vorsichtig, Rücksicht auf meine Schmerzen nehmend.
,,Shh, ist schon okay. Du hättest es vielleicht sowieso irgendwann erfahren. Was willst du nun tun? Willst du zu deiner Freundin zurück und dir einen anderen Job suchen oder-"
,,Nein! Nein, ich... ich möchte bei dir... bleiben..."
Ich drückte mich noch mehr an ihn, um mein tränenumhülltes und leicht errötetes Gesicht an ihm zu verstecken.
Ich habe mich in ihn verliebt... und... ich liebe ihn immer noch... das muss er vielleicht erst einmal nicht wissen... aber ich möchte so sehr bei ihm bleiben...
Ich sah ihm dann doch in sein überwiegend verdecktes Gesicht und strich ihm erneut vorsichtig sein Haar vor den Augen weg und blickte in diese. Wieder drohte ich, mich in ihnen zu verlieren, doch auch er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wodurch ich errötet zur Seite sah. Noch mehr errötete ich, als ich bemerkte wie nah wir eigentlich einander waren.
Wir beide umarmen uns und sehen uns in die Augen... wie peinlich...
Ich ließ ihn wieder los und drückte mich ein wenig von ihm weg.
,,E-entschuldigung... Ich hatte nicht bemerkt, dass ich... so nah..."
Er kicherte kurz, woraufhin ich ihn fragend ansah. Undertaker zog mich wieder näher an sich heran und hob seinen Kopf direkt neben meinen.
,,Deine Freundin meinte gestern am Telefon, dass du wohl gefallen an mir gefunden hast. Scheint wohl wirklich so zu sein."
Ich weiß nicht, ob es möglich war, dass ich noch mehr errötete, aber deutlich wärmer wurde es mir jedenfalls.
,,D-das... also... also..."
,,Dies ist übrigens anders herum ebenso."
fügte er fast flüsternd hinzu.
Warte. Hat er gerade- Meint er damit etwa- Aber-
Mehr konnte ich nicht denken, denn er ging mit seinem Gesicht wieder direkt vor meinem, drückte meinen Kopf etwas näher zu sich und küsste mich. Meine Augen weiteten sich und meine Hände krallten sich unterbewusst in seinen Mantel. Er löste den Kuss wieder und sah mir lächelnd in die Augen. Ich hingegen verdeckte darauf hin mein knallrotes Gesicht hinter meinen Händen und drehte mich von ihm weg. Er schlang kichernd einen Arm um meine Hüfte und zog mich noch näher an sich heran.
,,Jetzt iss aber etwas, bevor es kalt wird."
meinte er dann, um die entstandene Stille zu lösen.
,,J-ja... natürlich."
Er ließ mich los, damit ich mir den Teller nehmen konnte, zog mich aber sogleich wieder an sich und setzte mich auf seinen Schoß.
,,U-undertaker!?..."
Ich wollte mich zuerst beschweren, da mir das peinlich war, doch dann überkam mich wieder der stechende Schmerz und ich lehnte mich an ihn. Ich atmete vorsichtig ein und versuchte ruhig zu bleiben, die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Undertaker bemerkte es sofort und strich behutsam über die betroffene Stelle.
,,So schlimm?"
Ich nickte nur, da ich wieder mit den Tränen zu kämpfen hatte. Er stellte mich wieder neben sich hin und nahm mir den Teller doch wieder aus der Hand. Diesen stellte er wieder auf den Tisch. Er stand auf und hob mich hoch, langsam lief er zurück in sein Schlafzimmer und legte mich wieder auf dem Bett ab.
,,Bleib einfach liegen und ruhe dich aus. Du bist nicht fit genug, um draußen herumzulaufen."
,,Entschuldigung."
,,Ist schon gut, du musst dich doch nicht entschuldigen. Warte kurz, ich bin gleich wieder da."
Er ging wieder raus und ließ mich allein. Nun ließ ich meinen Tränen freien Lauf, dabei verkrampfte ich mich jedoch und die Schmerzen wurden mehr. Darauf dann auch die Tränen; es war ein Teufelskreis. Undertaker kam nach ein paar Minuten wieder zurück und ich versuchte ruhig zu bleiben, doch es gelang mir nicht. Ich hatte mich zwar zur Seite gedreht, doch er merkte es dennoch. Er schien mir das Frühstück nochmals erwärmt zu haben, denn er hatte den Teller wieder dampfend in der Hand. Diesen stellte er auf einem der Nachttische ab und setzte sich neben mich aufs Bett.
,, I-ich will... diese Schmerzen nicht...mehr..."
,,Du musst da aber leider durch... Ich kann da leider nicht viel machen... Ich habe zwar... warte nochmal kurz."
Und wieder verschwand er. Ich atmete noch einmal langsam durch, um mich wieder etwas zu beruhigen, diesmal gelang es mir ein wenig besser. Undertaker kam kurz darauf wieder zurück. Als ich aber sah mit was, wurde ich panisch. Er hatte eine Spritze und ein Medizin-Fläschchen in der Hand und kam damit auf mich zu.
,,B-bleib weg damit.. Bitte... i-ich will nicht..."
Er setzte sich neben mich und strich mir beruhigend über die Wange.
,,Du willst doch auch keine Schmerzen, oder? Das hier lindert deine Schmerzen ein wenig. Es wird dich zwar auch etwas müde machen, aber es hilft dir."
Ich wimmerte ein wenig, nickte dann aber und hielt ihm meinen Arm hin. Er hielt ihn vorsichtig fest und wollte den Ärmel hochkrempeln, da zog ich meinen Arm wieder an mich.
Er darf es nicht herausfinden... Was sage ich jetzt nur?
,,Ähm... ich würde das lieber am anderen Arm haben... ich bin Rechtshänder... den Arm möchte ich deshalb lieber schonen..."
log ich.

(Undertaker Sicht)

Ich wusste, dass das eine Lüge war. Sie war Linkshänderin. Deshalb ist auch wahrscheinlich ihr rechter Arm verletzt, den sie mir nicht zeigen will. Aber gut, ich spiel einfach mal mit. Sie gab mir ihren linken Arm und ich setzte die Spritze an, nachdem ich die Medizin in diese gezogen habe. Sie biss ihre Zähne zusammen und sah weg. Ich erledigte das schnell und legte die Spritze zur Seite. Dann legte ich meine Hand beruhigend auf ihren Kopf und sie sah wieder zu mir.
,,Schon wieder vorbei. Alles gut."
Sie lächelte mich nur schwach an. Doch dann knurrte ihr Magen laut. Sie sah peinlich berührt zur Seite.
Wie süß. Sie errötet immer so schnell.
Ich nahm den Teller wieder und gab ihn (d/N). Und endlich kam sie zum Essen. Nach einer Weile zeigte sich schon die Wirkung der Spritze. Sie konnte kaum noch ihre Augen offen halten, es machte tatsächlich ziemlich müde. Aber auch ihre Schmerzen schienen gelindert zu werden, denn sie entspannte sich und lag nicht mehr verkrampft da. Ich strich ihr erneut durch das Haar und deckte sie zu.
,,Schlaf ruhig, ich schaue später nach dir."
meinte ich, dann lehnte ich mich über sie und gab ihr noch einen Kuss. Sie schloss ihre Augen, ich nahm den leeren Teller, verließ leise das Zimmer und schloss die Tür. Mit einem Lächeln auf den Lippen ging ich ins Wohnzimmer und machte mich daran, einige Akten durchzulesen. Schließlich hänge ich um einiges hinterher. Erst am späten Nachmittag hörte ich unten die Ladentür und legte die Papiere zur Seite, um nachzusehen. Davor öffnete ich meine Haare wieder und zog meinen Hut und Mantel wieder an.

Undertaker x (suicidal)readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt