(Leser Sicht)
Eines Morgens, es war mittlerweile der 13. Januar, wurde ich früh von Heather geweckt. Müde setzte ich mich auf und sah zu ihr.
,,Hm? Was ist denn los? "
,,Guten Morgen, zieh dich an und komm dann runter, ja?"
,,Was, warum das denn? "
,,Siehst du dann schon. Ich bin schon mal unten, komm dann einfach nach."
Und schon war sie verschwunden. Ich stand also auf, zog mich an und kämmte meine Haare, dann ging ich langsam die Stufen runter ins Café. Ich kam an der Küche vorbei, niemand war dort. Verwundet ging ich weiter vor in den Kundenbereich. Da standen sie alle, alle Mitarbeiter des Cafés, Heather und Luka, versammelt und hatten ein breites Lächeln im Gesicht. Kaum betrat ich den Raum, stimmten alle zusammen ein Geburtstagslied an. Erst war ich verwirrt, dann verstand ich.
Ach stimmt. Ich hatte Heather letztens gesagt, dass ich heute Geburtstag habe. Habe ich total vergessen.
Ein wenig verlegen sah ich einmal kurz jeden an, dann hatten sie das Lied zuende gesungen. Luka rannte sofort auf mich zu und umarmte mich stürmisch.
,,Alles Gute zum Geburtstag (d/N)! "
,,Danke, das ist lieb von dir. Von euch allen, das kam wirklich unerwartet."
Ein Mitarbeiter war kurz in die Küche gegangen und kam nun mit einem Kuchen zurück. Es waren genau 20 Kerzen auf dem Kuchen. Luka hüpfte ganz aufgeregt neben mir.
,,Los, du musst die Kerzen auspusten, dann darfst du dir etwas wünschen!"
Der Kuchen wurde auf einem Tisch abgestellt und ich stellte mich davor. Dann pustete ich alle Kerzen auf einmal aus und alle klatschten. Während der Kuchen verteilt wurde, gratulierte mir jeder noch einmal persönlich.
Wann war eigentlich das letzte Mal, an dem ich meinen Geburtstag gefeiert habe? Eigentlich mache ich das nicht gerne... aber die Leute hier haben sich extra die Mühe gemacht, da feier ich heute ausnahmsweise mal.
Nachdem der Kuchen beinahe leer war wurde es langsam Zeit, den Laden zu öffnen und jeder ging an seinen Posten. Heute half ich auch endlich mal wieder im Laden mit, das Arbeiten hatte mir wirklich gefehlt. In der Pause saßen Heather, Luka und ich wieder oben und aßen gemeinsam zu Mittag. Danach wollte ich ihnen mein Vorhaben mitteilen.
,,Ähm... Ich... möchte euch etwas mitteilen."
begann ich zögerlich.
,,Also... Ich möchte heute Abend wieder zurück nach Hause. Ich bin euch wirklich sehr dankbar, dass ich hier sein durfte und es hat mir hier auch sehr viel Spaß gemacht. Aber ich denke, zwei Wochen reichen als Auszeit."
Heather nickte verständnisvoll, Luka sah mich traurig an.
,,Heißt das also, wir können nicht mehr jeden Tag zusammen spielen?"
fragte er mich.
,,Ich werde euch sicher mal besuchen und dann spielen wir zusammen was. Aber ich möchte endlich wieder nach Hause."
,,Habt ihr jetzt keinen Streit mehr?"
,,Das klärt sich erst, wenn ich heute Abend mit ihm geredet habe, aber danach haben wir bestimmt keinen Streit mehr."
Luka lächelte jetzt wieder ein wenig.
,,Dann ist ja gut."
,,Und weißt du was? Bevor ich heute Abend gehe, spiele ich noch eine Runde mit dir, okay?"
Er sprang freudig auf und umarmte mich dann fest.
,,Dann aber eine laaaange Runde, okay?"
Ich lachte kurz, nickte dann aber.
,, Aber zuerst helfe ich unten im Café noch ein wenig aus."
Er nickte, danach räumten wir den Tisch ab. Dann war die Pause auch schon wieder vorbei und Heather und ich gingen wieder runter in das Café. Dort half ich etwa noch vier Stunden aus, danach ging ich wieder hoch und spielte noch etwas mit Luka, bis es langsam spät wurde und auch Heather wieder zu uns nach oben kam.
,,(d/N), du bist ja immer noch da. Wann wolltest du denn gehen?"
,,Demnächst denke ich. Wir machen das Spiel noch schnell fertig, dann mache ich mich langsam auf den Weg."
Heather nickte.
,,Ich mache mir einen Kaffee, möchtest du auch einen?"
,,Ja, das wäre gut."
Heather verschwand in der Küche und ich spielte weiter mit Luka. Nach ein paar Minuten war das Spiel zu Ende und wir räumten alles zusammen. Dann kam Heather wieder mit zwei Tassen Kaffee und setzte sich zu uns.
,,Hast du schon deine Sachen zusammen gepackt?"
fragte sie mich.
,,Nein, noch nicht."
,,Gut, wie wäre es, ich bringe kurz Luka ins Bett und du packst deine Sachen. Danach können wir ja noch ein wenig reden, wenn du willst."
Ich nickte und stand sofort auf, um in mein Zimmer zu gehen. Dort packte ich meine wenigen Sachen und ging mit der Tasche wieder ins Wohnzimmer. Kurz darauf kam auch Heather wieder dazu.
,,Du gehst also, hm? Denkst du, dass es wieder besser wird?"
,,Ich hoffe es zumindest. Morgen wäre der Tod des Earls und seiner Familie schon ein Monat her... Natürlich wird er noch trauern, aber ich hoffe, dass er wieder einigermaßen klar denken kann. Er war völlig fertig gewesen..."
,,Das wird schon. Ich glaub daran und du solltest es auch tun."
Ich lächelte leicht.
,,Ja, das sollte ich."
Ich trank einen Schluck Kaffee und seufzte dann.
,,Nochmals vielen, vielen Dank, dass ihr mich hier die paar Wochen aufgenommen habt. Ich weiß nicht, was ich ohne euch gemacht hätte."
Wir redeten noch ein wenig, bis beide Kaffee leer waren, dann begleitete sie mich noch nach unten zur Tür.
,,Also dann, viel Glück. Man sieht sich hoffentlich die Tage mal wieder."
,,Klar, bestimmt. Dann, bis bald."
,,Ja, bis bald."
Sie zog mich noch schnell in eine feste Umarmung, dann verließ ich das Gebäude, sie schloss die Tür und ich lief los. Ich war nervös, ich wusste nicht, wie Adrian reagieren würde und ich wusste nicht, ob die anderen Shinigamis weg sind oder uns noch immer beobachteten. Aber ich vermisse ihn einfach so sehr, ich musste heute einfach wieder zurück. Nach nur wenigen Minuten stand ich schon vor dem Laden, atmete noch einmal tief durch und öffnete die Tür. Das Läuten der Türglocke hallte durch den dunklen Raum, doch er kam nicht vor.
Ob er überhaupt da ist?
fragte ich mich und lief langsam durch den Raum. Hinten im Gang konnte ich Licht aus dem Arbeitszimmer sehen.
,,Adrian? Bist du da?"
Keine Antwort. Ich öffnete die Tür und sah in den Raum hinein. Da saß er wieder an seinem Schreibtisch und arbeitete an dem riesigen Papierstapel weiter.
,,Hey... Adrian?"
Er drehte sich nicht zu mir um, doch reagierte auf mich.
,,Hm?"
,,Uhm... Wie geht es dir?"
Er hörte für einen Moment auf mit Schreiben und sah kurz zu mir.
,,Wie soll es mir schon gehen? Warum fragst du?"
Als ich sein Gesicht sah, erschrak ich ein wenig.
Mein Gott, er sieht ja schrecklich aus... geschlafen hat er seit dem wohl nicht mehr... ob er die letzten Wochen überhaupt diesen Raum verlassen hat? Das muss unbedingt aufhören...
,,Naja ich... wollte mit dir über etwas reden... wenn du gerade etwas Zeit hättest..."
,,Über was willst du denn reden?"
,,Nun ja... Ich würde gern wissen, wie es jetzt weiter geht mit allem..."
,,Wie meinst du das?"
,,Du kannst doch nicht ewig hier drinnen sitzen... Du müsstest den Laden mal wieder öffnen... und... ich bin doch auch noch da..."
,,Hmpf. Du kannst dich doch sicher auch selber versorgen und die Leute kommen sicherlich auch mal ein paar Tage ohne das Bestattungsinstitut zurecht."
Wut stieg in mir auf, doch ich hielt es unter Kontrolle.
,,Ein paar Tage? Bemerkst du überhaupt, wie die Zeit vergeht? Du bekommst immer noch nichts um dich herum mit, oder? Zum Beispiel, dass ich zwei, oder gar drei Wochen einfach nicht da war?"
,,Drei Wochen? Wieso? Was für ein Tag haben wir denn?"
,,Den dreizehnten Januar. Der Vorfall ist morgen bereits ein Monat her."
Dass heute mein Geburtstag war, kam mir kurz in den Sinn, doch ich erwähnte es nicht, das war gerade unwichtig.
,,Oh."
Das war seine einzige Antwort.
,,Adrian, bitte... komm endlich wieder zur Vernunft. Ich verstehe deine Trauer, aber so kann das wirklich nicht weiter gehen. Du liebst doch deinen Job als Bestatter so sehr, wieso vernachlässigst du ihn jetzt einfach so? Um mich geht es mir nicht einmal so sehr, ich möchte doch nur, dass du in den Alltag zurück kehrst. Du-"
,,Na sieh mal einer an."
hörte ich jemanden plötzlich hinter mir sagen und drehte mich erschrocken um.
Die drei schon wieder? Ich hatte gehofft, sie wären nicht mehr da... seit wann sind sie schon hier, ich habe die Türglocke gar nicht gehört...
,,Ihr beide seid anscheinend noch immer in Kontakt miteinander. Wir haben euch doch gesagt, dass ihr das lassen sollt. Gut, heute wirklich die allerletzte Chance: Entweder du kommst jetzt mit uns und betrittst diesen Laden nie mehr wieder, oder wir müssen dich jetzt und hier töten."
meinte einer der drei Shinigamis. Ich blickte hilfesuchend zu Adrian, der sich nur genervt die Hand an die Schläfe hielt.
,,So viel Lärm hier, so kann ich nicht arbeiten..."
murmelte er nur vor sich hin.
,,Und? Wie entscheidet ihr euch?"
Adrian seufzte genervt.
,,Könnt ihr bitte einfach raus gehen und das dort besprechen? Ihr stört mich bei der Arbeit..."
Einer der Shinigamis grinste siegessicher.
,,Das heißt, wir dürfen sie mitnehmen?"
,,Macht was ihr wollt, Hauptsache ihr macht hier nicht mehr solchen Lärm."
Was? Nein! Aber... Er hat mit mir einigermaßen normal gesprochen... warum ist er jetzt wieder so abwesend?
Plötzlich wurde ich am Arm gepackt und aus dem Raum gezogen.
,,Nein! Adrian, bitte! Bitte komm zu dir! Adrian!!!"
Und schon stand ich wieder draußen auf der Straße.
,,Lass mich los!"
rief ich wütend und entriss mich dem Griff des Mannes. Ich war den Tränen nahe, was sollte ich jetzt nur tun?
,,Also. Wie entscheidest du dich jetzt? Möchtest du weiter leben? Oder sollen wir es einfach gleich beenden?"
Ich sah die drei noch ein paar Sekunden wütend an, ich musste sofort weg von hier.
,,Ihr könnt mich mal! Ich verschwinde jetzt von hier und wehe ihr folgt mir auch nur einen Schritt weiter!!!"
schrie ich sie an, dann stapfte ich wutschnaubend davon.
,,Ich hoffe für dich, dass du nie mehr hier her kommst, nächstes mal töten wir dich, ohne noch einmal zu fragen."
rief einer mir hinterher, doch ich reagierte darauf nicht mehr. Ich musste mich irgendwie abreagieren, also rannte ich einfach los, um Energie loszuwerden. Ich hatte kein bestimmtes Ziel, doch ich rannte einfach weiter durch die Straßen. Irgendwann hatte ich keine Kraft mehr in den Beinen, ich sackte einfach zusammen und weinte.
Was soll ich denn jetzt machen? Zu ihm kann ich nicht mehr, aber ohne ihn will ich nicht. Verändert hat er sich auch nicht... Ich habe einfach nichts erreicht... Was hat mein Leben noch für einen Sinn? Ich könnte zurück zu Heather und Luka... aber ich könnte es einfach nicht ertragen, nur wenige Meter von Adrian entfernt zu wohnen und nicht zu ihm zu dürfen... Ich möchte einfach nicht mehr...
Auf einmal weinte ich nicht mehr. Ich fühlte mich leer. Ich seufzte einmal kurz, wischte mir die Tränen weg und stand auf. Dann lief ich einfach weiter, schleppend, fast zombieartig. Ich dachte an nichts mehr; die ganze Wut und Trauer waren wie weg und auch die Gedanken waren nicht mehr da. Ich fühlte mich wie eine leblose Seele, mein Körper eine Hülle, eine schwere Last, die dir nur hilft, dich fortzubewegen und die ich nun einfach irgendwo hin brachte, Hauptsache einfach weiter. Alles war mir gerade total egal, die Kälte, die Situation, einfach alles. Um mich herum war alles stumm, ich bekam nichts mehr mit. Ob das gerade so ähnlich wie bei Adrian ist? Wer weiß schon. Ich lief und lief immer weiter, mittlerweile müsste ich schon sehr weit weg vom Marktplatz sein, doch wo ich genau war, wusste ich nicht. Irgendwo in der Ferne meines Bewusstseins meinte ich etwas rauschen oder fließen zu hören, ich musste wohl in der Nähe der Themse sein. Was ich jedoch nicht mitbekam war, dass ich auf einer Brücke direkt über der Themse war und gerade eine Kutsche auf mich zugerast kam. Da es mitten in der Nacht und somit dunkel war, würde mich der Kutscher nicht rechtzeitig bemerken. Und so war es auch, plötzlich wurde ich von den Pferden um- und überrannt, die Hufe trafen mich mehrmals, bis ich unter die Räder gezogen und von diesen überrollt wurde. Dadurch wurde ich wieder in die Realität gezogen; erschrocken versuchte ich zu verstehen was eben geschehen war, doch im nächsten Moment kamen schon die unerträglichen Schmerzen. Ich schrie laut auf, doch der Kutscher blickte noch nicht einmal mehr zurück, er fuhr einfach weiter und ließ mich liegen. Sofort sah ich an mir herab, es hatte sich schnell eine Pfütze Blut um mich gebildet, die sich jedoch schnell mit dem Schnee vermischte. Ich spürte, dass wohl einige Rippen und ein Bein gebrochen sein mussten. Mein Kopf blutete auch stark, ich war verwundert, dass ich noch bei Bewusstsein war.
Werde ich jetzt sterben? Wird mein Leben hier enden? Bestimmt, ich weiß es. Ich spüre es. Wie lange es wohl dauern wird? Ich halte die Schmerzen kaum aus. Wird jetzt ein Shinigami kommen, um meine Seele einzusammeln? Ob er schon da ist und mich beobachtet?
Ich versuchte, mich ein wenig umzuschauen, doch ich entdeckte niemanden.
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Undertaker x (suicidal)reader
أدب الهواة,,Du bringst nichts als Unheil über unsere Stadt!" ,,Du bist nichts wert!" ,,Geh dich doch einfach umbringen!" Solche Dinge werden mir jeden Tag gesagt. Warum? Weil ich nur schwarze Kleidung trage, viel Zeit auf dem Friedhof verbringe, eine schwieri...