Kapitel 12

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(Leser Sicht)

Ich wachte erst nach einer Weile wieder auf. Als ich aus dem Fenster sah, war es schon dunkel draußen. Mein Blick wanderte zur Uhr. Halb elf. Nun sah ich zu Undertaker. Er war ebenfalls eingeschlafen. Vorsichtig stand ich auf und ging ans Fenster. Ich atmete tief ein und versuchte, mich zu beruhigen. Der Drang war wieder da.
Undertaker würde es wieder mitbekommen, wenn ich es hier mache... am besten gehe ich raus... in einer Seitengasse vielleicht...
Ich sah nochmal zu Undertaker.
Es tut mir leid... Undertaker...
Ich ging ins Bad und kramte wieder eine Klinge aus meinem Versteck hervor.
Dass er danach noch nicht gesucht hat... naja egal...
Ich löste den Verband von meinem Arm und legte ihn in mein Versteck. Dann ging ich leise die Treppe runter und aus der Tür. Draußen war es sehr kalt und windig, aber es war mir egal. Ich ging durch die Straßen und irgendwann durch die kleinen Gassen Londons. Dort, wo um diese Zeit fast niemand mehr ist. Plötzlich hörte ich einen grausamen Schrei einer weiblichen Person. Ich war verängstigt, dennoch neugierig, also ging ich in diese Richtung. Was ich vorfand ließ mich erschaudern. Ein Mann kniete über einer Frau und stach auf sie ein. Sie rührte sich nicht mehr. Nach einer Weile stand der Mann auf. Ich ging einen Schritt näher und trat versehentlich auf etwas, das laut zerbrach. Glas. Von einer Flasche. Bier. Ob die von dem Mann stammte? War er betrunken? Er drehte sich zu mir um.
,,Scheiße..."
murmelte er und verschwand.
Puh, Glück gehabt...
dachte ich und ging langsam zu dem Opfer des Mordes. Noch einmal wollte ich meinen Augen nicht trauen.
Nein... das... kann nicht... sein... das darf nicht...
Vor mir lag die Leiche meiner Freundin. Ich kniete mich zitternd neben sie und zog ihren Körper an mich.
,,Das kann nicht sein... du bist nicht tot oder? Mach die Augen auf... lass mich nicht alleine in dieser Welt... hast du gehört? Was machst du auch um diese Zeit hier draußen..."
Ich begann laut zu weinen. Würde doch sowieso keiner hören.

(Undertaker's Sicht)

Ich wachte auf und merkte, dass (d/N) nicht mehr bei mir war. Sofort stand ich auf und lief durch die Wohnung.
,,(d/N)? Wo bist du?"
Keine Antwort. Ich suchte alles ab, auch den Laden. Sie war nicht da. Ich ging raus und suchte die nächsten Straßen ab.
Wo könnte sie nur sein?
Irgendwann kam ich in die abgelegeneren Gassen und vernahm ein leises Weinen aus der Ferne.
Ob sie das ist?
Sofort eilte ich der Stimme nach und es wurde immer lauter. In der nächsten Gasse musste es sein. Ich bog ab und entdeckte ein am Boden sitzendes Mädchen. Ja, sie war es. Sofort eilte ich zu ihr.
,,(d/N)!? Was ist passiert? Was tust du hier?"
Sie sah mich nicht an, sondern weinte weiter. Ich bemerkte, dass sie etwas, nein jemand in den Armen hielt. Bei genauem Hinsehen erkannte ich ihre Freundin. Sie war tot.
Oh nein... was ist hier passiert?
Ich nahm sie in den Arm und wollte sie von dem toten Körper lösen, doch sie riss sich von mir los.
,,Nein! Lass mich! Ich will bei ihr bleiben! Sie ist nicht... sie lebt noch oder? Sag mir, dass sie noch lebt und nur bewusstlos ist! Sag es mir!"
schrie sie mich an. Ich nahm es ihr nicht übel, sie stand unter Schock.
,,(d/N)... Sie... sie lebt nich-"
,,Nein! Sag das nicht! Sie kann noch nicht-... sonst... sie darf mich nicht alleine lassen... sonst... gibt es keinen Sinn mehr in meinem Leben... es hat keinen Sinn mehr..."

(Leser Sicht)

Sie ist fort... es hat keinen Sinn mehr... ich... kann nicht mehr...
Ich stand auf und schwankte etwas, doch ich hielt mich aufrecht. Undertaker sah zu mir hoch. Ich zog die Klinge aus meinem Ärmel hervor und lächelte ihn schwach an. Er verstand sofort und seine Augen weiteten sich.
,,Es tut mir leid..."
meinte ich noch und rannte dann los, so schnell ich konnte. Schnell kam ich an einem Kanal der Themse an und blieb dort stehen. Zitternd setzte ich die Klinge an. Ein Schnitt. Nicht tief genug. Noch einer. Blut läuft von meinem Arm. Trotzdem nicht tief genug.
Scheiße, reiß dich zusammen!
Ich biss die Zähne zusammen und setzte erneut an.
Gleich ist alles vorbei...
Ich begann, durchzuziehen, doch mir wurde die Klinge aus der Hand geschlagen, welche dann in dem Kanal verschwand. Ich wollte sie wieder heraus holen, wurde aber von dem Wasser weg gezerrt. Ich blickte zu dem Täter: Undertaker. Er hielt sich kurz die Hand mit der er mir die Klinge wegschlug. Er hatte sich daran geschnitten und blutete nun stark. Doch er ignorierte es und rüttelte stark an mir.
,,Lass es! Hör auf (d/N)! Das ist es nicht wert! Du darfst nicht auch noch sterben! Hör auf! Hörst du!?"
Ich sah ihn erschocken an und bemerkte, dass ihm Tränen die Wangen runter liefen. Er muss wirklich verzweifelt sein. Auch ich fing erneut an zu weinen und umarmte ihn fest. Dabei stolperte er rückwärts und landete unsanft auf dem kalten Straßenboden. Doch es war ihm egal, er drückte mich ganz fest an sich und senkte seinen Kopf an meinen. Beide brauchten wir noch eine Weile, bis wir uns beruhigt hatten, dann sahen wir uns an. Ich lächelte schwach und er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Dabei sah ich die Wunde an seiner Hand und nahm diese besorgt in meine. Ich sah es mir genau an, soweit das in der Dunkelheit möglich war. Auch Undertaker sah sich es etwas genauer an.
,,Oh. Das muss wohl passiert sein als-"
Meine Hände verkrampften sich etwas um seine und er beendete den Satz nicht. Stattdessen kramte er mit seiner freien Hand in seinen Manteltaschen herum. Doch was er suchte schien er nicht dabei zu haben.
,,Was suchst du denn?"
,,Irgend etwas, womit ich deinen Arm erstmal etwas verbinden kann, bis wir zuhause sind..."
Er seufzte.
,,Verzeih mir, ja? Ich kauf dir ein neues."
meinte er nur und ich bemerkte verwirrt, dass er mein Kleid unten zerriss. Den Fetzen band er mir dann um meinem Arm.
,,Das müsste halten bis wir zuhause sind..."
Nun sah Undertaker verwirrt an meinem Kleid herunter als er erneut das Geräusch von zerrissenem Stoff hörte.
,,(d/N), was wird das?"
,,Gibt deine Hand her."
meinte ich nur, zog diese aber selbst zu mir und verband nun auch seine Wunde.
,,Du bist schließlich auch verletzt... und das ist meine Schuld... es tut mir so leid..."
Undertaker wartete noch kurz, bis ich fertig war und zog mich dann wieder in eine Umarmung.
,,Lass uns nach Hause gehen, okay?"
,,Aber... was ist mit... mit... wir können sie doch nicht einfach da liegen lassen..."
,,Lass uns erst nach hause gehen, dann hole ich sie."
,,Und was dann?"
,,Na was denn dann? Wo arbeitest du denn?"
,,Ähm, bei dir?"
,,Ja, und was bin ich?"
,,Ein Bestatt- oh... ach so..."
,,Lass uns eine besonders schöne Bestattung für sie vorbereiten, hm?"
,,Aber das ist doch alles so teuer... ihre Familie ist nicht sonderlich reich..."
,,Dann mach ich vielleicht einen... kleinen Freundschafts-Rabatt, hm? Oder einen Festbetrag und alles was drüber ist, fällt weg."
,,Das würdest du tun?"
,,Aber natürlich. Sie war dir schließlich sehr wichtig."
,,Ja..."
,,Gehen wir jetzt?"
,, ... okay..."
Beide standen wir auf und liefen zum Bestattungsinstitut zurück. Dort angekommen gingen wir ins Wohnzimmer hoch. Undertaker verschwand kurz im Bad und kam mit Verbandszeug zurück. Während er meinen Arm verband sprachen wir kein Wort miteinander. Als er den Verbandskasten jedoch wieder aufräumen wollte, hielt ich ihn am Ärmel fest.
,,Deine Hand..."
,,Das ist egal. Ich sollte erst mal deine-"
,,Nein. Das kann jetzt auch noch warten. Bitte... lass mich deine Hand sehen... die Wunde war tief..."
Er seufzte und setzte sich wieder neben mich. Ich nahm seine Hand vorsichtig in meine und löste den Stofffetzen. Es hatte schon aufgehört zu bluten und so tief war es doch nicht.
Ein Glück...
dachte ich erleichtert und versorgte die Wunde schnell. Danach stand er sofort auf.
,,So. Ich gehe nochmal los und hole sie. Bin gleich wieder da."
Er drückte mir noch schnell einen Kuss auf die Wange und verschwand dann. Ich entschied mich dazu, einen Tee für uns aufzukochen, also ging ich in die Küche. Während das Wasser sich langsam erhitzte, versuchte ich an den Keks-Vorrat heran zu kommen, der jedoch oben in einem Hängeschrank war. Ich wollte mir gerade einen Stuhl herziehen, als ich die Tür unten hörte. Ich zögerte erst eine Weile, begab mich dann doch zur Treppe, auf der Undertaker schon war.
,,Wo-"
,,Hinten."
,,Ach so. Okay..."
Er kam die letzten Stufen zu mir hoch und nahm mich in seine Arme. Ich genoss den Moment kurz, dann fiel mir wieder der Tee ein. Schnell löste ich mich von ihm und eilte in die Küche zurück. Das Wasser war nun heiß genug und ich tat den Tee hinzu. Dann begab ich mich zu dem Keks-Vorrat zurück, den ich immer noch nicht erreichen konnte. Nun kam Undertaker dazu.
,,Was machst du denn da?"
fragte er.
,,Ich. Will. Ein. Paar. Kekse..."
antwortete ich ihm unter erfolglosen Sprungversuchen. Beim letzten Sprung landete ich nicht zurück auf dem Boden, sondern war nun auf gleicher Höhe mit dem Schrank. Ich sah etwas erschrocken zu Undertaker nach hinten der mich an meiner Hüfte hoch hob.
,,Jetzt müsstest du dran kommen, oder? Na mach schon."
meinte er und lächelte schwach. Mir fiel die Wunde an seiner Hand wieder ein und ich hohlte schnell die Keks-Urne heraus, damit er mich wieder loslassen konnte.
,,Danke..."
,,Bitte. Komm, gehen wir wieder ins Wohnzimmer."
,,Ja."
Undertaker nahm den Tee und ich folgte ihm. Wir stellten alles auf dem Tisch ab und Undertaker setzte sich auf das Sofa. Dann zog er mich auf seinen Schoß. Ich nahm den Tee in die Hand, drehte mich auf die Seite und lehnte mich an Undertaker. Wir tranken schweigend unseren Tee und stellten die leeren Tassen dann auf den Tisch zurück. Ich lehnte mich erneut an Undertaker und schloss meine Augen. Die Szene in der Gasse wiederholte sich immer und immer wieder in meinem Kopf.
Sie ist also nun tot... was wohl jetzt mir ihr passiert? Wie war das? Die Seele- Moment...
,,Undertaker?"
,,Hm?"
,,Weißt du vielleicht, wer ihre Seele eingesammelt hat?"
,,Ja. Ich habe ihn vorhin zufällig noch kurz getroffen."
,,Kann ich ihn mal sehen?"
,,Ich weiß nicht. Ich habe mit den anderen Shinigami eher wenig Kontakt. Was willst du denn von ihm?"
,,Nun ja, ich will einfach wissen wer er ist. Er hat schließlich... die Seele... meiner Freundin... eingesammelt..."
Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten und ich wischte sie schnell weg. Undertaker drückte mich noch etwas mehr an sich und strich mir beruhigend durchs Haar.
,,Weine ruhig, wenn du willst. Es ist verständlich."
Das war's. Meine Maske fiel. Ich weinte. Ich zerbrach. Meine Freundin, die einzige unter den Menschen, die mich angenommen und akzeptiert hat, wurde ermordet. Ich weinte eine ganze Weile, bis ich vor Erschöpfung erneut auf ihm einschlief.

(Undertaker's Sicht)

Endlich ist sie eingeschlafen. Das war ein anstrengender Tag für sie... ich sollte mich gleich um ihre Freundin kümmern, sie sieht wirklich schlimm aus...
dachte ich und begab mich leise nach unten, nachdem ich (d/N) ins Bett gebracht hatte. Ich versorgte und nähte die Wunden und erledigte weiteres Nötige. Danach sah ich auf die Uhr. Halb zwei etwa.
Später muss ich wieder früh arbeiten... ich sollte versuchen, noch etwas zu schlafen.
Also begab ich mich ins Schlafzimmer, zog Stiefel und Mantel aus und legte mich neben (d/N). Kaum war ich unter der Decke, zog sie sich an mich. Ich bemerkte, dass sie sich umgezogen hatte. Sie ist wohl kurz aufgewacht und dann wieder eingeschlafen. Ich strich ihr ein wenig über den Rücken. Als ich damit wieder aufhörte, murrte sie leise. Ich lächelte daraufhin, doch ließ es weiterhin, was sie erneut murren ließ. Dann murmelte sie etwas, dass ich nicht verstand. Ich hob ihr Kinn etwas an, damit sie mich ansah.
,,Du bist ja wach. Was meintest du eben?"
,,Mach weiter..."
murmelte sie erneut verschlafen. Sie ist wohl doch nicht ganz wach. Ich lachte kurz leise und tat dann, worum sie mich gebeten hatte. Irgendwann nervte es mich, dass ihr Oberteil ständig etwas verrutschte und meine Nägel eher den Stoff als ihren Rücken kraulten, also ließ ich meine Hand unter ihr Oberteil gleiten und fuhr mit meinen Nägeln weiter über ihre Haut. Ein wohliges Seufzen entwich ihrer Kehle, also schien es sie nicht zu stören. Bestimmt, weil sie im Halbschlaf war. Nach kurzer Zeit schliefen wir beide so ein.

Undertaker x (suicidal)readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt