Kapitel 25

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(Leser Sicht)

Die nächsten Tage verbrachte ich wieder größtenteils alleine. Zum Glück war Adrian heute jedoch seit Mittag hier, meistens in seinem Arbeitszimmer. Mittlerweile kann ich wieder ein wenig auf meinem Fuß laufen, auch ohne Krücken. Heute war Heiligabend, die Sonne war schon lange untergegangen und ich entschied mich nun, Adrian die Geschenke zu geben. Lange hatte ich überlegt, ob ich ihm wirklich was schenken sollte, oder ob er wieder so wütend reagiert. Aber nun stieg ich mit dem Paket in der Hand langsam die Treppenstufen hinab und blieb vor der Tür des Arbeitszimmers stehen. Ich klopfte kurz und wartete dann auf eine Antwort.
,,Was willst du?"
kam es mit müder Stimme aus dem Raum.
,,Kann ich kurz reinkommen?"
fragte ich vorsichtig.
,, ... Meinetwegen."
Ich öffnete die Tür und trat ein. Bis auf eine kleine Kerze auf der Kommode war es hier komplett dunkel.
,,Was willst du?"
fragte er erneut.
,,Ähm... weißt du, welchen Tag wir heute haben?"
Er schien kurz zu überlegen, blickte dann auf einen Kalender, der an der Wand hing und sah kurz über seine Schulter hinweg zu mir.
,,Wir haben Dienstag."
,,Ja, aber welches Datum."
,,Den vierundzwanzigsten."
,,Es ist Heiligabend. Heute sollte man nicht alleine in seinem Arbeitszimmer sitzen. Komm doch mit hoch und wir setzen uns auf das Sofa. So wie wir es immer bisher gemacht haben, mit Tee und Keksen, hm?"
,,Ich habe hier noch zu tun, ich habe keine Zeit dafür."
Ich wollte ihn zuerst weiterhin versuchen zu überreden, ließ es aber dann doch.
,, ... Also... ich habe hier noch was für dich... ein kleines Weihnachtsgeschenk..."
Er drehte sich nun ganz zu mir um und sah auf das Paket in meinen Händen. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Papierstapel vor sich.
,,Was soll ich denn damit? Ich brauche das nicht."
,,Wie kannst du das sagen, ohne es vorher ausgepackt zu haben? Sieh es dir doch bitte an, dann kannst du immer noch sagen, ob du es brauchst oder nicht..."
,,Nein danke. Geh jetzt wieder, ich bin beschäftigt."
Ich lief langsam zu ihm und hielt ihm das Paket hin.
,,Bitte nimm es an... Ich würde mich sehr darüber freuen."

(Undertaker's Sicht)

Ich wollte nicht wieder so wütend reagieren wie letztes Mal, doch meine Gedanken schwirrten durcheinander durch meinen Kopf und das machte mich rasend. Sie sagte immer wieder etwas, doch es kam nur teilweise bei mir an.
Die Phantomhive's! Der Brand! Heiligabend? Die Zwillinge... Geschenk... (d/N)... Die- arg! Ich kann so nicht denken! Ich brauche Ruhe!

(Leser Sicht)

Plötzlich sprang er abrupt von seinem Stuhl auf und schlug mir das Paket aus der Hand, als er sich zu mir umdrehte.
,,Sei still!"
schrie er; darauf folgte das Geräusch von zerspringendem Porzellan. Ich wich erschrocken einen Schritt zurück und sah schockiert zwischen dem Paket und Adrian hin und her. Er sah auf den Boden und atmete schwer, seine Hände waren zu Fäusten geballt. Langsam sah er nun auch zu dem Paket und lockerte seine Hände wieder.
,,Entschuldige... ich wollte es nicht kaputt machen... Ich-"
,,Nein. Schon gut. Ich lasse dich besser wieder alleine."
unterbrach ich ihn und ging wieder zur Tür.
,,(d/N), bitte warte doch; lass es mich dir erklären..."
Ich blieb an der Tür stehen, drehte mich aber nicht um.
,,Ach, jetzt möchtest du alles erklären? Jetzt, nach zehn Tagen Schweigen und Ignorieren?"
Ich versuchte, meine Tränen zurückzuhalten, was mir jedoch nicht gelang.
,,Ich kann mir denken, was mit dir los ist; ich kann deinen Schmerz nachvollziehen, aber bekommst du eigentlich noch irgendwas um dich herum mit? Ich mache mir Sorgen um dich, möchte dir helfen und was machst du? Redest nicht mit mir, wirst wütend, wenn ich versuche mit dir zu reden und bist tagelang einfach weg..."
Ich drehte mich nun doch wieder zu ihm um.
,,Was soll der Scheiß eigentlich!? Wenn du deine Ruhe brauchst, kann man das netter sagen! Wenn du kein Bock mehr auf mich hast, dann kann ich auch gehen. Dann kündige ich und verschwinde einfach."
,,(d/N), nein, so ist es nicht. Lass mich es dir bitte erklär-"
,,Nein! Heute nicht! Heute lass ich dich mal nicht aussprechen. Und weißt du was? Ich verpiss mich jetzt auch einfach mal für eine Weile; mal sehen wie du dich dann fühlst. Wahrscheinlich vergisst du es später wieder oder so, weil du wieder gedanklich woanders bist."
,,(d/N), bitte..."
,,Und wehe, du folgst mir! Ich komm schon wieder zurück, aber wann, dass weiß ich nicht. Jetzt kannst du in Ruhe an deinem Papierstapel weiterarbeiten, was auch immer du da machst. Viel Spaß noch."
Ohne mich noch einmal umzudrehen ging ich aus dem Raum, durch den Laden und raus auf die Straßen. Diese waren natürlich menschenleer, jeder war bei seiner Familie daheim. Nur ein Mann in Anzug kam mir entgegen. Er sah mich kurz an, richtete seine Brille und ging dann weiter. Auch ich ging meinen Weg weiter, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wohin ich überhaupt wollte und wie lange mein Fuß das mitmachen würde. Also lief ich einfach ziellos durch die Straßen.

(Undertaker's Sicht)

Am liebsten wäre ich ihr hinterher oder hätte sie aufgehalten, bevor sie gegangen ist, doch ich konnte sie verstehen, weshalb ich sie ließ. Auf einmal waren meine ganzen Gedanken wie weggeblasen und ich setzte mich seufzend zurück auf den Stuhl.
Was habe ich nur getan? Ich kann mich an kaum etwas von den letzten Tagen erinnern... Ich hoffe sie beruhigt sich wieder und ich kann ruhig mit ihr darüber reden...
Etwas zögernd sah ich irgendwann auf das Paket, welches immer noch zerdrückt auf dem Boden lag. Ich hob es vorsichtig hoch und packte es ebenso vorsichtig auf. Das was zerbrochen war, schien aus Porzellan gewesen zu sein, doch was es sein sollte, war nicht mehr zu erkennen, in so kleine Teile war es zersprungen. Zwischen den etlichen Splittern entdeckte ich noch etwas, zog es aus dem Paket, das ich dann neben mich auf den Boden zurück stellte.
Ich hielt ein Paar Handschuhe in der Hand, sie waren fingerlos, was ich zuerst etwas seltsam fand, doch als ich meine Nägel betrachtete, verstand ich den Sinn dahinter. Sofort musste ich daran denken, wie ich (d/N) meine alten Handschuhe gegeben habe, da ich sie nicht mehr tragen konnte und ich musste leicht lächeln. Das andere was ich in den Händen hielt war ein schwarzes Haarband, mit dem ich mir direkt die Haare hochband. Mein anderes ist wirklich alt gewesen, etliche Fäden hatten sich gelockert und hingen überall heraus, total zerfranst eben. Ein neues war wirklich gut. Ich blickte noch einmal in den Karton voller Scherben hinab.
Was das wohl gewesen war? Ich sollte (d/N) mal fragen...
Ich entschied mich, erstmal aus diesem düsteren Raum und hoch in die Wohnung zu gehen, ich könnte mir einen Tee machen und neue Kekse backen, für (D/N), wenn sie später zurück kommt. Ich verließ gerade den Raum, als sich die Ladentür öffnete. Zuerst dachte ich, es wäre (d/N), doch auf einmal stand ein Mann in Anzug vor mir. Als er seine Brille kurz richtete und dann leuchtend grüne Augen hervorblitzten, wusste ich sofort, dass ein anderer Shinigami vor mir stand.
,,Guten Abend, verzeihen Sie bitte die späte Störung, besonders an einem Feiertag. Ich bin von dem Hauptquartier entsandt worden, um Ihnen folgendes mitzuteilen: Uns wurde auffällig, dass hier eine junge Dame menschlicher Rasse öfters ein und aus geht. Ihr hattet doch bisher nie einen Mitarbeiter, also kam uns das seltsam vor. Also haben wir euch eine Weile beobachtet und bemerkt, dass Sie eine unserer Regeln missachten. Sie wissen doch, dass es uns Shinigami verboten ist, eine Beziehung mit einem Menschen einzugehen, selbst, wenn man nicht mehr aktiv als Shinigami arbeitet. Wir werden Ihnen noch ein paar Tage Zeit geben, diese Sache zu beenden. Falls dies nicht der Fall sein sollte, werde ich oder ein Kollege wieder kommen. Nun denn, ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend."
Und so schnell wie er gekommen war, verschwand er wieder, ohne dass ich etwas sagen konnte. Jetzt hatte sich mein Kopf gänzlich abgeschaltet. Ich fühlte mich leer und so müde, dass ich einfach nach oben ging, mich ins Bett legte und die Augen schloss. Das war alles zu viel für einen Tag gewesen. Ich denke einfach morgen über alles in mehr oder weniger Ruhe nach. Nach nur wenigen Minuten war ich dann auch schon eingeschlafen.

(Leser Sicht)

Nach einiger Zeit wurde es mir draußen zu kalt und ich ging zurück. Leise öffnete ich die Ladentür. Es war alles dunkel und ruhig. Ich sah kurz im Arbeitszimmer nach, doch Adrian war nicht mehr hier. Also schlich ich langsam die Treppe hoch. Auch hier war alles dunkel, vielleicht ist er auch wieder raus gegangen. Müde lief ich ins Schlafzimmer und wollte mich schon ins Bett legen, als ich bemerkte, dass dort schon jemand lag.
Oh, er ist doch nicht raus gegangen... ob ich mich einfach dazu legen soll? Nein, besser nicht, später wird er deswegen wieder wütend oder so... und ich bin eigentlich auch noch ein wenig sauer auf ihn...
Also schlich ich mich wieder raus und legte mich einfach auf das Sofa. Kaum schloss ich meine Augen, war ich auch schon direkt eingeschlafen.

Undertaker x (suicidal)readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt