3. Kapitel

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Seit der Begegnung mit Sam konnte Evelyn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ob sie Hausaufgaben machte, mit ihren Freunden Spaß hatte, oder bei Mrs. Campball unterrichtet wurde, immer er. Egal wie sie es drehte und wendete, es kam Sam heraus.

Und das störte sie gewaltig.

Zumal sie sich plötzlich einbildete, Sam verfolge sie. Zum Beispiel neulich, als sie mit ihren Freunden unterwegs war. Es war einer der wenigen Tage gewesen, wo ihre Freunde nicht in die Schule mussten. Als sie gerade auf dem Nachhauseweg mit ihren Freundinnen gewesen war, fuhr ein Bus an ihr vorbei. Und sie hatte doch tatsächlich gedacht, es wäre Sam der, sein Kopf angelehnt an einem der Fenster, dort saß.

Aber ihre Eltern hatten ja schon immer gesagt, dass Evelyn eine blühende Fantasie hätte.

Das beste Beispiel dafür war in diesem Augenblick. Sie saß hier, musste in 2 Tagen einen Aufsatz über das Thema 'die Rolle der Frau in Britischen Familien' abgeben, hatte nicht einmal die Tastatur auch nur angefasst, und trotzdem dachte sie nur über ihr Gegenstück nach.

Ob es ihm wohl ähnlich ging?

Dachte er auch über sie nach?

Aus irgendeinem Grund, bei dem sich Evelyn nicht sicher war ob sie ihn wissen wollte, gefiel ihr der Gedanke daran. Völlig in Gedanken merkte sie nicht, wie die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet wurde, und ihr Vater hereinkam. "Evelyn? Ist alles in Ordnung?", fragte ihr Vater und wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum. "Äh...was?! Ach so, ja natürlich...alles in Ordnung."

Ihr Vater musterte sie prüfend. "Bist du sicher? Du siehst nicht so gesund aus, so bleich wie du bist. Ich werde schnell mal Dr. Hennessy anrufen", meinte ihr Vater und sprang auf. Evelyn verzog das Gesicht. Nicht er. Dr. Hennessy war, seit Evelyn klein war, der Hausarzt der Clarks. Als Wächterin bekam man einen Arzt, der sich fortan um die Wächterin oder den Wächter kümmerte. Doch obwohl der Doktor sich um sie kümmerte, mochte sie ihn nicht. Je älter sie wurde, desto dreister wurde er. Er begann 'ausversehen' sie an Stellen zu berühren, an denen man sie nicht berühren sollte. Generell war er ein etwas seltsamer Typ.

Wenn nicht sogar pervers.

Sie konnte ihn einfach nicht ausstehen.

"Nein! Papa, alles ist in Ordnung. Ich war nur etwas in Gedanken. Ich bin nicht krank!" Evelyn stürmte die Treppen herunter, und rannte ihrem Vater hinterher. Sie hielt ihn auf und schnappte sich das Telefon, das er gerade an sein Ohr gehalten hatte. "Evelyn! Was soll den das?" "Ich hab dir doch gesagt, dass alles in Ordnung ist. Ich geh jetzt zu Mrs. Campball. Ich hab letztes Mal mein Buch bei ihr vergessen."

Noch bevor ihr Vater etwas dagegen sagen konnte, war sie aus dem Haus verschwunden. Das ihr Vater sich aber auch immer einmischen musste!

Sie war wütend, und das lies sie an ihren Pedalen des Rades aus. In Lichtgeschwindigkeit radelte sie zu Mrs. Campball.

Vor dem bunten Haus hielt Evelyn keuchend an, und schwang ihr Bein vom Fahrrad. Sie ging, wie ein Zombie zu der Bank neben Mrs. Campballs Haus und setzte sich. Ihren Kopf hatte sie nach hinten an die Wand gelehnt, und die Augen geschlossen.

"Du siehst aus als wärst du tot."

Evelyn öffnete blitzschnell die Augen. Vor ihr stand Sam. Natürlich war es Sam. Wäre ja nicht so, als gäbe es in ihrem Leben schon genug Klischees. "Quatsch", winkte Evelyn ab,"ich hab nur kurz die Augen geschlossen. Ich habe vorgestern mein Buch hier vergessen. Ich wollte es nur schnell abholen." Sam zog eine Augenbraue nach oben. Ganz so als wolle er sagen: ich glaub dir nicht. Evelyn konnte diesen Blick in seinem Gesicht nicht ausstehen.

Er sollte lächeln.

"Und was möchtest du von Mrs. Campball? In so kurzer Zeit warst du jetzt 2 Mal bei ihr. Davor habe ich dich noch nie bei ihr gesehen, und ich bin schon seit ich klein bin fast jeden Tag bei ihr." Erwartungsvoll blickte Evelyn ihm entgegen. Sie beobachtete wie sich Sams Gesicht verdunkelte, sein Kiefer sich zusammenpresste, seine Augen sich zu Schlitzen verrenkten, und sein Mund sich zu einem geraden Strich bog. "Das geht dich nichts an", presste er hervor.

Evelyn hätte alles erwartet. Glücklich, traurig, belustigt, selbst hochnäsig. Aber niemals wütend. Jetzt wusste sie nicht wie sie sich verhalten sollte. Natürlich wusste sie so etwas eigentlich, aber Sam war ein Wächter. Davor hatten sich alle immer sofort entschuldigt. Doch Sam war auch so wie sie. "Ähm...tut mir leid, ich habe nicht gewusst, dass dich das trifft."

"Nein, schon gut." Kurz sahen sie sich an, dann mussten sie lachen. Diese Situation war einfach zu merkwürdig. Die 2 wichtigsten Menschen der Welt, in einem Vorgarten eines bunten Hauses, sprachlos. Einfach absolut merkwürdig. "Sollen wir jetzt dein Buch holen gehen?" Sam sah sie fragend an. "Ja, komm mit."




804 Wörter. Ich weiß, dieses Kapitel ist etwas langweilig. Mir haben bei diesem etwas die Ideen gefehlt, doch ich hoffe, dass nächste wird besser. Deswegen ist dieses auch etwas kürzer als die davor. Naja, auf jeden Fall danke für die ersten 20 Reads. Ich freu mich total, weil das mehr Leute sind, als die in meiner Klasse. xD Bis nächsten Dienstag.

LG Autor-chan   XD


Die Wächter der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt