Kapitel 10

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James Arthur - Impossible

Es ist schon 07:30 Uhr und ich kann immer noch nicht einschlafen. Nachdem er mir gebeichtet hat, dass sie tot ist, hat er direkt aufgelegt. Ich hab wirklich alles erwartet, aber das sie gestorben ist, hätte ich nicht erwartet.

Amir tut mir irgendwie schon leid, aber am meisten Melih. Der arme kleine wird niemals seine Mutter sehen können. Sie wird nicht an seinen ersten Schultag dabei sein. Nicht bei seinen ersten Schulnoten. Nicht bei seiner ersten Liebe. Nicht bei seiner ersten Beziehung. Nicht bei seiner Hochzeit. Sie wird niemals seine Kinder kennenlernen.
Er wird nichts mit ihr erleben.

Womit hat das ein kleiner Junge verdient? Aber wie ist sie gestorben? Ich muss mit ihn reden! Da ich sowieso nicht mehr schlafen werde, nahm ich mein Handy und ging auf WhatsApp auf unser Chat. Soll ich ihn schreiben oder es lieber lassen? Egal, ich schreib ihn jetzt.

,Ich muss jetzt mit dir reden.',schrieb ich ihn. Die Hacken wurden sofort blau. Das online veränderte sich in schreibt.

,Gerade ist es schlecht. Wenn du willst komm zu mir. Ich kann Melih nicht alleine zu Hause lassen. Also, kommst du?',kam seine Antwort. Soll ich gehen?

,Ich mach mich gleich auf dem Weg, aber du musst mir noch vorher deine Adresse schicken.',antwortete ich ihn. Ich hoffe, dass ich es am Ende nicht bereue.

Nachdem er mir seine Adresse schickte, schaute ich auf meine
MVV-APP und sah, dass ich zu Fuß nur zehn Minuten zu ihn brauchte.

Da ich keine Lust hatte mich für ihn fertig zu machen, putze ich nur meine Zähne und wusch mein Gesicht. Nachdem ich fertig war ging ich wieder in mein Zimmer, zog meine schwarze Jogginghose an und kombinierte es mit einen weißen Pullover. Meine Haare band ich zu einen Dutt. Danach nahm ich mein Handy von mein Bett und ging in unser Flur.

,,Warum bist du an einen Sonntag so früh wach?",erschreckte mich meine Mutter.

,,Musst du mich jedesmal so erschrecken? Ich gehe jetzt zu Selin, weil es ihr gerade nicht gut geht. Warum bist du schon so früh wach?",log ich sie und schaute sie kritisch an, weil wer ist um diese Uhrzeit schon wach.

,,Okay. Ach, ich wollte nur bisschen putzen.",sagte sie und schaute sich in der Wohnung um, worauf sie dann sagte:,, Es ist sieht hier viel zu dreckig aus."  Wo ist es bitte dreckig? Wo? Es ist alles blitzblank sauber. Ich nickte ihr einfach zu ,zog meine schwarze Jacke an,meine schwarze Winterschuhe und machte mich auf dem Weg zu ihn.

Als ich vor einen Haus stehen blieb, wunderte ich mich, weil die da drinnen nur zu zweit leben und das in so einen großen Haus leben. Ich klingelte und wartete nervös. Nach paar Sekunden wurde schon die Tür aufgemacht.

,,Du musst leise sein, weil Melih noch schläft.",sagte Amir und zog mich rein.

Ich zog drinnen im Flur meine Schuhe und Jacke aus. Dann stellte ich die Sachen in die Garderobe. Ich sah ihn dann an, worauf er in einen Raum reinging und ich ihn einfach folgte. Als ich rein ging merkte ich, dass es sein Wohnzimmer ist.

,,Du hattest wohl Hoffnungen,dass er mit dir in sein Schlafzimmer geht und er dreckige Dinge mit dir macht.",kam auf einmal meine innere Stimme.

Ich ignorierte meine innere Stimme und schaute mich um. Es war alles in braun weiß eingerichtet. An der Wand hing ein Hochzeitsbild. Bestimmt von seiner verstorbene Frau und ihn. Wegen meiner Neugier ging ich dahin und stellte mich vors Bild. Er umarmte sie von hinten, worauf sie lächelnd in die Kamera sah. Sie war wunderschön. Sie hat lange braune Haare, strahlende blaue Augen und hatte eine schöne Bräune.

,,Sie war wunderschön.",sagte Amir, während er das Bild musterte. Ich stimmte ihn mit einen nicken zu. Ob er sich wohl öffnen wird, wenn ich ihn was fragen sollte?

,,Wie habt ihr euch kennengelernt?",fragte ich ihn. Die beiden haben wirklich perfekt zusammen gepasst.

,,Durch Freunde. Ihre beste Freundin war damals mit meinen besten Freund zusammen. So sind wir uns oft begegnet. Auf der Hochzeit von denen kamen wir zusammen und zwei Jahre später haben wir geheiratet.",erzählte er mir zögernd  und versuchte seine Trauer zu verdrängen.

,,Damals als wir geheiratet haben, hätte ich niemals gedacht, dass alles so früh zu Ende geht. Sie war meine Hauptperson in meinem Leben. Meine erste große Liebe. Sie war alles gor mich. Alles. Sie ist ging. Sie fehlt mir. Seitdem sie weg ist diese Leere da. Sie hat eine leere hinterlassen. Sie ist einfach gegangen, hat Melih und mich alleine gelassen. Sie verfolgt mich in meinen Träume. Ich muss immer an sie denken. Ich fühle mich so müde. Müde vom kämpfen. Müde vom verdrängen. Müde von allem.
Der Schmerz frisst mich von innen auf. Ich hab sie einfach verloren. ,,Ich Liebe dich" zu sagen dauert Sekunden und um es zu beweisen Jahrelang.
Liebe. Ein einfaches Wort, dennoch so schwer zu beschreiben. Sie kann vieles sein. Unbeschreiblich, schön,schwer und schmerzhaft. Entweder sie macht dich glücklich oder sie zerstört dich. Manche sagen Liebe tut weh, aber das stimmt nicht. Die Einsamkeit tut weh.
Jemanden zu verlieren, denn man jahrelang geliebt hat tut weh. Liebe ist nicht vergänglich. Die Zeit ist vergänglich. Die Zeit rennt. Du weißt, nie wann du einen Menschen das letzte mal siehst.",unterbrach er die Stille und sein Blick war immer noch auf das Bild gerichtet. Seine Stimme klang paar Töne dunkler. Er presste seine Lippen hart aufeinander. Als würde er versuchen seine Tränen zurück zuhalten.

,,Du musst loslassen und Trauer zu zulassen. Du darfst weinen.Endlich lernen ihren Verlust zu ertragen. Das Leben geht weiter oder willst du ihr weiter hinterher trauern? Willst du Melih vernachlässigen? Du hast ein Teil noch von ihr bei dir. Du solltest glücklich darüber sein, dass ihr gemeinsam so viel erleben konntet. Ihr hattet eine schöne lange Zeit. Viele Erinnerungen. Irgendwann kommt für jeden die Zeit, dass wir sterben. Bei ihr war es nur viel früher. ",sagte ich einfühlsam. Langsam näherte ich mich ihn. Er braucht jemanden, der ihn zeigt, dass es okay ist zu weinen, zu trauern und das es keine Schwäche ist. Umso näher ich ihn kam, umso schneller klopfte mein Herz gegen mein Brustkorb. Als ich nah genug stellte ich mich auf zehnspitzen, legte meine Arme um seinen Hals und drückte ihn an mich. Manchmal helfen einen nur noch eine Umarmung. Nach paar Sekunden erwiderte er meine Umarmung und drückte mich fester an sich. Sein Atem prellte gegen mein Hals und verursachte eine Gänsehaut. Sein Körper fing an zu zittern. Er legte   sein Gesicht vorsichtig auf meine Schultern, als hätte er Angst, dass er mir wehtut.

Nach einer Zeit löste ich mich langsam von ihn und nahm sein Gesicht in meine Hände. Seine Augen sind gerötet und seine Haut blass. Mit beiden Händen wischte ich vorsichtig seine letzten Tränen weg, während wir uns tief in die Augen sahen. Wie kann er bloß denken,dass wenn er weint, dass er schwach ist?

,,Ich geh Melih aufwecken, wenn du willst sitz dich auf die Couch.",sagte er und unterbrach unser Augenkontakt. Er drehte sich um und verließ das Wohnzimmer.

Wie könntest du solange stark sein und deine ganze Trauer unterdrücken?

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Findet ihr es schlimm, wenn Männer Gefühle zeigen oder weinen?

-Sarah

Grenzenlos Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt