Kapitel 11

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Amir

Ich fuhr wie jeden Tag in der Früh  zum Friedhof. Auf dem Weg zur ihr hab ich noch Ihre Lieblingsrosen gekauft. Weiße Rosen. Sie war genauso rein, wie dieses weiß. Es tut immer noch weh zu wissen, dass ich sie nie wieder sehen werde. Nie wieder neben ihr einschlafen und aufwachen werde. Nie wieder ihren Duft riechen werde. Nie wieder lange Gespräche mit ihr führen werde. Nie wieder darüber zu diskutieren, dass ich Melih zu sehr verwöhne. Niemals wieder. Genießt die Momente mit eurer Familie, Freunde, Freund, Freundin, Mann oder deiner Frau, bevor es zur Erinnerung wird.

Vom weitem erkannte ich schon ihr Grabstein. Jedesmal, wenn ich hierher kam, fühlte es sich erdrückend an. Bis heute kann ich ihr Tod nicht verkraften. 


,,Hayat",flüsterte ich müde,
als ich vor ihrem Grab stehen blieb.

,,Warum? Wieso? Weshalb? Warum ausgerechnet du?",fragte ich sie bei jedem Satz wütender.

,,Ich will, dass du wieder bei mir bist.",sagte ich ihr.  Meine Augen füllten sich langsam mit Tränen. Ich kann nicht mehr. Warum ist uns ausgerechnet sowas passiert? Was hab ich getan, dass ich so bestraft werde. Womit hab ich all das verdient?

,,Du hast mir damals ein Versprechen gegen, dass du mich niemals verlassen wirst, dass ich niemals alleine bin, dass du immer bei mir bleiben wirst.
Wo bist du jetzt? Wo? Du hast dein Versprechen gebrochen und bist einfach gegangen. Hast du ein einziges daran gedacht, was du Melih und mir damit antust?",fragte ich sie frustriert. Doch wie jedesmal, bekam ich keine Antworten auf meine Fragen. 

,,Ich hab jemanden kennengelernt.",wechselte ich das Thema.

,,Sie heißt Zehra und ist ganz anderes als die anderen Frauen. Sie besitzt ein viel zu gutes Herz. Sie akzeptiert Melih. Vor paar Wochen haben wir uns zufällig im Café gesehen. Sie wollte nur gehen, weil sie dachte, dass ich jemanden gehören. Wie soll ich dir noch gehören? Wie? Du bist gegangen. Du hast uns verlassen und nicht einmal an uns gedacht.",meinte ich wütend. Wütend auf mich, dass ich nie was bemerkt hab. Wütend auf Hayat, weil sie uns einfach aufgegeben hat.

,,Ich bin fertig mit dir.", schrie ich laut und hoffte, dass sie es hört. Sie soll hören, dass ich mit ihr abschließen werde. Ich muss mich auf Melih konzentrieren.

Ich drehte mich um und verließ den Friedhof. Je näher ich mich den Ausgang näherte umso befreiender fühlte ich mich.

Ich muss loslassen und endlich lernen mit ihrem Tod umzugehen. Es reicht, dass ich ihr jahrelang nachtrauerte. Drei Jahre. Morgen ist ihr dritter Jahrestag.

Irgendwann ist alles vorbei. Ich muss sie vergessen und nach vorne blicken. Nur Melih wird mich jedesmal an erinnern. Er hat ihr Lächeln. Egal, er ist das wichtigste in meinem Leben.

Sie muss ich auch kennenlernen. Zehra, du bist so anders, als die anderen.

Seitdem ich dich das erste mal sah, wusste ich, dass du mein Leben durcheinander bringen wirst. Doch heute weiß ich, dass es positiv ist.

Hoffentlich wirst du mich nicht verlassen, so wie es Hayat gemacht hat.

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Findet ihr es gut, dass er endlich mit ihr abschließt oder würdet ihr niemanden an euch ranlassen?

-Sarah

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