/Old Scars\

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Ich begutachtete ihn. Er strahlte regelrecht in die Kamera. Es versetzte mir einen Stich ins Herz und schnell legte ich das Foto aus dem April 2015 weg. Als nächstes nahm ich zwei Fotos in die Hand.

Das eine zeigte einfach nur einen Screenshot aus seinem DrawMyLife Video, was ich aber trotzdem mega cute von ihm fand. Und mutig, dass er sich getraut hat, auf Youtube so offen über sich selbst zu sprechen. Ich würde so etwas nicht schffen.

Das andere zeigt ihn mit seinen blau gefärbten verwuschelten Haaren, was mich aufseufzen ließ. Warum schaute ich mir diese Fotos nur immer wieder an? Ich wusste ja, dass das nicht gut für mich ist. Enttäuscht legte ich auch diese zwei weg und schnappte mir ein letztes. Es war das neueste, was ich hatte.

Auf ihm war er gerade beim singen zu sehen, wie er im Einklang mit seiner Musik war. Es freute mich für ihn, dass er etwas gefunden hatte, mit dem er sich voll und ganz identifizieren konnte. Traurig schob ich die Bilder wieder in mein Album hinein und verstaute es in der hintersten Ecke meines Schrankes, sodass es nie jemand bemerken wird. Lustlos schaltete ich meine Lautsprecher an und schmiss mich auf mein Bett. Mit von mir gestreckten Gliedern und offen Augen starrte ich die Decke an, als wäre sie etws ganz besonderes. Ich summte leise zu Good Morning, seiner neuesten Single mit. Seine Musik half mir immer wenn ich down Phasen hatte. Entäuscht fragte ich mich immer wieder:

Warum? Warum musste er mir das antun?

Aber ich weiß, er konnte nichts dafür. Aber er hätte es mir trotzdem sagen können!

Ich drehte mich auf die Seite und schaute aus meinem Fenster hinaus nach Essen. Zum Glück lebte ich nicht direkt in der Innenstadt, sonst könnte man nie einfach in den Wald gehen und einfach seine Ruhe haben. Ich seufzte wieder und strich mir meine Schulterlangen Haare aus dem Gesicht. Wie gern ich doch ihn jetzt hier bei mir hätte und in einfach in den Armen gehalten hätte. Die Vorstellung, wie ich mich an ihn drücke und er mich einfach nur festhält ist einfach unbeschreiblich schön. So lag ich noch eine Weile da und dachte nach. Wie kann es nur sein, dass du eine Person liebst, von der du seit rund zweieinhalb Jahren nichts gehört hast? Manchmal fragte ich mich, was eigentlich der Sinn des Lebens ist. Ich hatte diesen Gedanken schon öfters gehabt, weswegen ich meine Geschwister und Freunde gefragt hab. Ich bekam als Antwort: Glücklich sein, Spaß zu haben, das Leben zu leben oder seine Liebe zu finden.

Seine Liebe zu finden.

Hatte ich das nicht schon? Hatte sie aber nicht rein zufällig den Kontakt zu mir abgebrochen und mich einfach sitzen lassen?

Wenn das eine Liebe sein soll, ist sie aber sowas von scheiße.

Warum bist du nicht hier bei mir? Was ist den an mir so schlimm?

Ich fing an zu schluchzen. Dich wird doch eh nie jemand lieben. Du bist ein Nichts.

Ja. Das bin ich. Heulend vergrub ich den Kopf in mein Puffi Kissen und gab mich meinen Gedanken hin, wobei ich wusste, dass das mein Verderben ist. Aber es war mir egal. Juckt doch eh niemanden. Du bist so ein Weichei. Ein 25-jähriger Mann am weinen? Ja das ich nicht lache.

Ich stand auf und ging ins Bad. Nahm die Rasierklinge aus dem Spiegelschrank und setzte sie an meinen Arm an. Wie sooft, ich hatte schon Übung darin.

,,Das ist für dich" 1. Schnitt. Es tat weh.

,,Dafür, das du mich alleine gelassen hast" 2. Schnitt. Immer noch unangenehm.

,,Für deinen Kontaktabbruch" 3. Schnitt. Ich gewöhnte mich daran.

,,Das du mich zerbrechen hast lassen" 4. Schnitt. Es tat gut, den seelischen Schmerz zu lindern.

,,Für meine Liebe an dich" 5. Schnitt. Ich genoss es, mein Blut über den Arm fließen zu sehen.

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Nach langer langer Zeit bin ich aauch mal wieder da. Diesmal mit einer Geschichte, die ich schon sehr lange in meinen Entwürfen habe und nun veröffentliche. Wie oft in der Woche soll ich posten?

Viel Spaß noch, eure Kiki :)

Sign of the time // GLPaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt