/Plans\

231 13 1
                                    

Von nuschelnden Stimmen außerhalb meines Zimmers wurde ich geweckt. Müde, da ich nicht viel geschlafen hatte, versuchte ich zu verstehen, was sie diskutierten. Ich schappte einige Wortfetzten wie ,,down-Phase" ,,Er braucht Hilfe"  und ,,Depressionen" auf. Genervt drehte ich mich wieder um und versuchte wieder einzuschlafen. Sie haben sich die letzten 22 Jahre nicht wirklich um mich gekümmert, was scherte sie jetzt mein aktueller Lebensstil? Sollen sie sich doch um ihre eigenen Sachen kümmern., wie sie es immer getan haben.

Kurz vorm Eindösen wurde ich durch ein Klopfen geweckt. Peter. Der einzigste meiner Geschwister, dem ich relativ nahe stand. ,,Darf ich reinkommen?", hörte ich ihn draußen zögerlich fragen. Seufzend stand ich auf und wankte leicht schlaftrunken zur Tür, um sie zu öffnen. ,,Was willst du?", fragte ich ihn müde ins Gesicht. Ohne dass ich ihm erlaubt habe einzutreten, ging er zu mir ins Zimmer und setzte sich auf mein Bett. Genervt schloss ich die Tür. Das konnte ja nur ein toller Tag werden. Lustlos ließ ich neben meinen Halbbruder fallen und machte mich auf eine Standpauke gefasst. ,,Manu, bitte hör mir zu...", fing er an, doch ab diesem Satz schaltete mein Kopf auf Durchzug, wie oft ich seine Predigt von psychologischer Hilfe, Selbstachtung und -erhaltung schon gehört. Ich lehnte mich sichtlich abweisend gegen meine Wand und schloss die Augen. Wie müde ich war. Welche Uhrzeit ist es eigentlich? Keine Ahnung. Und selbst wenn, ist es egal, ich mach ja so eh nichts, außer in meinem Zimmer zu gammeln.

,,... und deswegen bin ich zu dem Entschluss gekommen, di... Manuel? Hallo? Hast du mir überhaupt zugehört?"

Mit diesen Worten und einer wedelnden Hand vor meinem Gesicht wurde ich aus meinen Tagträumen geweckt. Peter seufzte. Ich war halt zum kotzen. ,,Also nochmal. Weil ich der Meinung bin, dass sich unsere Familie hier nicht gut genug um dich kümmert, bin ich der Überzeugung, dass es das Beste für dich ist, mit nach Köln zu mir und Daniela zu kommen"

Köln? Bei diesem Wort verspannte sich mein Körper. Dort wohnt auch er. Der Sinn meines Lebens. Aber ist das denn auch gut für dich? Hast du nicht Angst, dass...? Ich schob diesen Gedanken beiseite. ,,Ja, natürlich hätte ich Lust", entgegnete ich ihm, bemüht, es so gleichgültig wie möglich zu sagen. Peter runzelte nur die Stirn. Hoffentlich schöpfte er keinen Verdacht. ,,Na gut dann... ich fahre morgen früh um so ca. 10 Uhr los. Bis dahin hast du dann bitte deine ganzen Sachen gepackt." Er streichelte mir noch einmal brüderlich über den Rücken, verließ dann mein Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Als ich glaubte, er sei in sicherer Entfernung, sprang ich aus meinem Bett und vollführte einen Freudentanz. Morgen fahre ich nach Köln! Zu ihm! Glücklich und gar nicht mehr traurig oder demotiviert lief ich zu meinem Schrank und schmiss alle meine Klamotten herraus. Aus dem hintersten Winkel in meinem Zimmer holte ich meinen alten Koffer und das Fotoalbum und schmiss gleich meine ganzen Sachen hinein. Nach einiger Zeit musste ich jedoch feststellen, dass das keinenfalls in meinen Koffer Platz haben würde und fing seufzend an, ihn nochmal zu packen, sodass alles hineinpasste. Als ich fertig war, musste ich feststellen, wie mein Magen immer lauter grummelte. Ich musste lächeln. Das war das erste mal seit zwei Wochen, in denen ich wieder Hunger verspürte. Glücklich machte ich mich auf dem Weg in die Küche, in der meine Mutter saß und mich verwundert ansah, was ich ihr nicht übel nahm, weil ich mich ja nicht mal regelmäßig zum Essen und überhaupt zeigte. Sie schüttelte nur den Kopf und begann ihre Zeitung weiterzulesen. Tolle Mutter, die ich da hatte. Naja, aber morgen, MORGEN, war ich endlich weg von hier. Mit neuer Kraft machte ich mir was zu Essen, Nudeln mit Soße, da ich nicht mehr kochen konnte, ohne das komplette Haus explodieren zu lassen, und schaute auf die Uhr. 14:31. Dass heißt, ich war wahrscheinlich wieder die ganze Nacht wach gewesen, was aber bei meinem Schlafryhtmus keine Besonderheit war.

So, genau noch 19 Stunden und 29 Minuten und ich war auf dem Weg nach Köln. Musste ich noch irgenwas hier erledigen? Es meinen Freunden sagen? Ach stimmt, ich hatte ja keine.

Warte... Da war ja was.... Kathrin! Schnell stürmte ich aus der Küche. Meine Mutter würdigte mich keinen Blickes. Eigentlich könnte ich es ihr ja auch sagen, dass ich ausziehe. Aber die schert das eh nur nen Dreck. In meinem Zimmer öffnete ich sogleich Skype, um Kathrin anzurufen.

Sign of the time // GLPaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt