Wir fahren mit einem Taxi nach Hause. Jack und Lea verschwinden gleich in Jacks Zimmer. Ich stehe im Wohnzimmer rum und weiß nichts mit mir anzufangen. Irgendwie bin ich gar nicht müde. Und kurze Zeit später hören wir laute Geräusche von oben. Ich verziehe mein Gesicht. "Wollen wir an den Strand?", frage ich Ryan und er nickt. Ich ziehe meine Schuhe aus und wir laufen barfuss am Wasser endlang. Lange sagt keiner etwas und wir geniessen den Moment. "Schön der Abend oder?", meine ich dann. "Ja", antwortet er. Das nächste passiert so schnell, dass ich gar nicht reagieren kann. Er packt mich um die Hüfte und zieht mich ins Wasser. Zack liegen wir samt unseren Klamotten im Wasser. "Du bist so ein Arsch", japse ich. "Ich weiß", grinst er. Er liegt immernoch halb auf mir. "Ryan", flüstere ich halb. Er schaut mich einfach nur an. Ich versuche aufzustehen, aber er macht keine Anstalten sich zu bewegen. Deshalb sind unsere Gesichter nur wenige Millimeter voneinander getrennt. Seine hellgrünen Augen haben mich in eine art Bahn gezogen. Wenn nur einer seinen Kopf etwas bewegen würde, würden unsere Lippen aufeinander treffen. Doch wir sind beide wie versteinert. Keiner sagt oder tut etwas. Mir wird heiß, aber gleichzeitig auch wieder kalt. Was ist denn los mit mir. Ein kleiner Teil in mir wünscht sich, dass er mich küsst. Der andere, dass wir gestört werden. Es wäre falsch, wenn wir uns küssen. Ich meine, will ich das? Oder denke ich einfach wieder zu viel nach. Er raunt meinen Namen und ich mir läuft ein Schauer über den Rücken.
Doch dann steht er genauso schnell wieder auf und läuft ins Haus, wie wir im Wasser gelandet sind. Okay, kein Kuss. Das ist doch gut. Aber was ist da mit mir gerade passiert. Ich brauche Lea. Sie muss mir sagen, was das zu bedeuten hat. Ich bleibe noch einige Minuten im Wasser sitzen bis ich auch nach oben gehe und mich ins Bett lege. Doch ich kann einfach nicht einschlafen. Mir schwirrt die ganze Zeit, dieser Moment durch den Kopf und was es zu bedeuten hat.
Am nächsten Morgen wache ich mit Kopfschmerzen auf. Meine grübelei hat ergeben, dass mich dieser Moment einfach mitgerissen hat. Da sind keine Gefühle. Bei ihm nicht und bei mir auch nicht. Ich werde einfach so tun, als wäre das nie passiert. Perfekter Plan. Ich werde unsere Freundschaft nicht wegen irgendwelcher dämlichen Momenten zerstören in denen wir angetrunken waren. Die Tür geht auf und natürlich steht Ryan dort. Er setzt sich ohne ein Wort zusagen auf mein Bett. "Wegen gestern", beginnt er. "Wir waren angetrunken und das hatte nichts zu bedeuten", beende ich seinen Satz. Er nickt. Dann hole ich mit mein Kissen aus und wir albern auf meinem Bett. "Rache für gestern", grinse ich, doch ich hab nicht damit gerechnet, dass er mich dafür auskitzelt. "Hör auf, hör auf", japse ich nach Luft. Und schon liegt er wieder halb auf mir. Und wieder schaut er mich so an. Ich kaue nervös auf meiner Lippe. Wie ich das immer mache. "Lass das", raunt er. Ich höre auf. Er nähert sich meinen Lippen.
Und zack geht die Tür auf. Wir fahren auseinander. "Kate, oh Ryan. Frühstück ist fertig. Wir wollen später zusammen wegfahren, also frühstückt gut", berichtet uns seine Mutter. Okay peinlich. Wozu hätte das geführt, wenn sie nicht gekommen wäre? Ryan steht auf und will gerade gehen. "Warte", rufe ich ihm hinterher. Er dreht sich um und ich stehe auf. "Was wäre wenn dein Mama nicht gekommen wäre?", frage ich ihn. "Wir sollten uns nicht ständig in solche Situation bringen Kate. Sonst mache ich noch etwas, dass du später bereuen wirst", sagt er dann. "Und das wäre?", beisse ich wieder auf meine Lippen. "Ungewohnt mutig", grinst er. Wie aufs stichwort fangen meine Wangen an zu glühen.
"Ryan, Kate, kommt endlich", ruft uns seine Mutter, also trotten wir runter. Es gibt Pfannkuchen. "Also ich hoffe ihr zwei seit nur Freunde. Ihr seit jetzt für ein Jahr wie Geschwister, da dulde ich keine Beziehung oder ähnliches", mahnt uns sein Vater. Okay. Alles klar. "Da ist nichts zwischen uns", sage ich dazu. Okay gelogen. Irgendwas ist da. Irgendein knistern. "Okay, denn andernfalls musst du wieder nachhause. Wir wissen wie das endet", fügt er hinzu. Okay, dass hat gesessen. Alles klar. Ryan ist tabu. Definitiv. Ich werde mein Jahr in Australien nicht wegen irgendeinem knistern aufs Spiel setzen. Wir essen alle weiter ohne etwas zu sagen. Nachdem essen ziehe ich mich oben um, weil Claire eine Überraschung für uns hat. Gerade gehe ich aus meiner Tür raus, um runter zu gehen, da kommt Ryan ebenfalls raus. "Was meinte dein Vater damit?", frage ich ihn. "Geht dich nichts an", brummt er mich an und auch sonst während der Autofahrt redet er nicht mit mir, selbst wenn ich ein Gespräch versuche aufzubauen. Dann unterhalte ich mich eben mit seinen Eltern, aber auch die sind nicht sonderlich gesprächig. Lea musste nach Hause, weil das ein Familienausflug werden soll. Am Anfang dachte ich noch die sind lieb. Jetzt irgendwie nicht mehr.
Eine halbe Stunde später sind wir bei einem Freizeitpark angekommen und ich freue mich, wie ein kleines Kind. Jack und ich haben jede Menge Spaß. Währenddessen Ryan und auch seine Eltern nur am Handy hängen. "Nimm es nicht so schwer. Du kannst nichts dafür. Sie haben halt schlechte Erfahrungen gemacht", erzählt mir Jack. "Mit einer anderen Austauschschülerin", will ich wissen und er nickt. Wir fahren so ziemlich jede Achterbahn die es gibt.
Abends um 8 liege ich todmüde in meinem Bett. Dennoch lässr mich das Verhalten von Ryan nicht los. Also gehe ich nochmal rüber. "Geh", brummt er. "Sei nicht wieder das Arsch Ryan. Wir haben uns so gut verstanden", meine ich. "Boa nerv doch nicht ab", sagt er aber nur dazu. "Okay verstanden, alles klar", und damit verschwinde ich aus dem Zimmer.
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Austauschschülerin
Teen FictionKate geht für ein Jahr nach Australien zum Austauschjahr. Mit der Sprache hat sie keine Probleme, aber dafür mit ihrem Gastbruder. Ständig geraten die beiden gegeneinander. Ob das ein Jahr gut geht?