Kapitel 2

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*Liara's Sicht*

Nachdem das Klingelzeichen ertönte, betrat ich das Schulgebäude.
Von innen schien es noch größer als von außen!

Viele Leute gingen von ihren Spinden in die verschiedensten Räume, aber nicht, ohne mir nicht vorher noch einen neugierigen Blick zugeworfen zu haben.

Doch ein Junge mit strahlend blauen Augen und hellbraunen, verstrubelten Haaren sah mich besonders eindringlich an.
Er schloss seinen Spind und kam dann zielstrebig auf mich zu.

"Hey...", meinte er schüchtern.
"Du bist neu hier, hm?"
Ich nickte einmal kurz perplex.
"Nicht so gesprächig, was? Naja egal, auf jeden Fall sorry nochmal wegen vorhin"

Nun war ich völlig verwirrt.
"Was war denn vorhin?"

Er grinste etwas verlegen.
"Nun ja... Ich habe dich aus versehen beim vorbeigehen angerempelt"
Er kratzte sich am Hinterkopf und sah zu Boden.

Plötzlich viel es mir wieder ein.
"Ach das, kein Ding", lächelte ich.
"Na dann, ich muss jetzt zum Unterricht, aber vielleicht könnten wir später mal was zusammen machen?", fragte er und grinste breit.

"Ähm, klar. Ich wollte mich nachher eh mit einer Freundin auf dem Spielfeld treffen, da kannst du ja auch kommen"
"Perfekt, dann bis dann", rief er erfreut und wandte sich zum gehen, doch ich rief ihm noch hinterher:

"Wie heißt du eigentlich?"

Lächelnd machte er auf dem Absatz kehrt und sah mich an.
"Nolan. Und du?"
"Liara"
"Schöner Name, Liara"

Damit drehte er sich wieder dem Gang zu und schritt davon. 

Also nett waren die Leute hier schonmal.

•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°•°

"Hier sind ihr Stundenplan und ihre Bibliothekskarte. Bitte verlieren sie diese nicht", meinte Frau Martin, die Schulleiterin und übergab mir einen Zettel, sowie eine kleine Plastikkarte.

Dankend lächelte ich und wandte mich zum gehen, als sie mich noch einmal aufhielt.

"Miss Woods? Ich wollte ihnen nur sagen, dass wenn sie hier irgendwelche Probleme haben oder irgendetwas... skurriles... sehen sollten, sie immer zu mir kommen können"

Verwirrt aber lächelnd sah ich die Frau vor mir an.
"Danke", sagte ich nur und berührte schon die Türklinke, als sie noch ergänzte:

"Und mein tiefstes Beileid noch für den Verlust ihrer Mutter..."

Da war er wieder. Der stechende Schmerz in meiner Brust, den ich so verzweifelt zu unterdrücken versuchte.

Den verschwommenen Blick starr nach vorne gerichtet nickte ich und trat dann aus dem Sekretariat.

Leise schloss ich die Tür hinter mir, lief ein paar Schritte zu einem nahe gelegenen Pfeiler und ließ mich dann schluchzend an ihm hinab gleiten.

Ich vermisste sie so schrecklich...

Und ich verfluchte jeden Tag auf's neue den betrunkenen Autofahrer, der in dieser Nacht in unser Auto krachte und kurz danach Fahrerflucht begang.
Den Typen haben sie bis heute nicht gefangen.

Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und sah auf meinen Stundenplan.

7:45 Uhr - 9: 15 Uhr : Biologie

Ich schaute auf meine Uhr.
8: 36 Uhr.

Den Anfang der Stunde hatte ich eh schon verpasst, also brauchte ich auch gar nicht erst hin gehen.

Stumm nahm ich einen Zettel aus der inneren Tasche meiner Jacke und las ihn, wie schon so oft, mit tränenden Augen durch.

'Hey Spätzchen
Wenn du diesen Brief liest, heißt das, dass ich meinen Verletzungen erlegen bin.
Und das ist ok, verstehst du?
Ich habe mein Leben gelebt, konnte bei dir sein, als du aufwuchst und ich bin so stolz auf die junge und schöne Frau, die du geworden bist.

Auch wenn ich dir das alles viel lieber persönlich sagen würde...
Aber das wichtigste ist, dass du stark bleibst.
Immer. In jeder Situation.
Für mich und deinen Vater.

Er wird dich jetzt brauchen, Spätzchen.

Ich werde immer über euch wachen, euch beschützen.
Ich werde immer bei dir sein, Liara.

Bitte vergiss das nie'

Who am I really? •Abgeschlossen•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt