Kapitel 3

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Ich hatte grade den Zettel zurück in meine Tasche gepackt, als die Eingangstür aufging und jemand herein kam.

Ich wischte mir schnell die Tränen weg und setzte ein fröhliches Gesicht auf, während ich darauf wartete das die Person einfach an mir vorbei ging und ich weiter in Selbstmitleid ertrinken konnte.

Doch ganz im Gegenteil.

Die Gestalt baute sich vor mir auf, ging nicht mehr weg.
Ich sah auf und war wie erstarrt.

Die grünsten Augen der Welt sahen von oben auf mich herab und strahlten eine Wärme und Geborgenheit aus, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte.

Plötzlich überwältigten mich meine Gefühle und ehe ich reagieren konnte, kullerten auch schon die ersten Tränen meine Wange hinunter und fielen auf meine angewinkelten Knie.

Ich wollte nicht weinen, doch ich konnte nichts dagegen tun.
Die Tränen waren unaufhaltsam.

Der braunhaarige Mann vor mir kniete sich nun hin und sah mich besorgt an.

"Hey, alles gut", sagte er sanft und streichte mit der Hand über meine Schulter.

Seine Stimme war weich, aber dennoch tief.
Einfach perfekt.

Seine Berührung ließ mich innerlich tausend Tode sterben, dabei hatte er mich doch nur an der Schulter berührt.
Eine nette Geste zur Aufmunterung... wieso löste dies so ein Chaos in mir aus?

Er hingegen schien noch immer besorgt.
Er griff in seine Tasche und holte ein Taschentuch hervor, welches er mir lächelnd überreichte.

Ich wischte mir, mal wieder, die Tränen aus den Augen und sah ihn dann wieder an.

Aus der Nähe sah er noch männlicher und die Augen noch grüner aus.

Meine Atmung war inzwischen schon unregelmäßiger als vorher und auch mein Herz schlug gefühlte 10 Nuancen schneller. 

"Was ist denn los?", fragte er.

Ich schluckte.
Ich hatte bisher mit noch niemandem über meine Mutter gesprochen.
Nicht einmal mit meinem Vater...

Doch aus irgendeinem, mir zu dem Zeitpunkt unerklärkichen Grund holte ich den Zettel aus meiner Jackentasche hervor und überreichte ihn dem Deputy.

Dieser sah mich an, als erwarte er eine Erlaubnis, den Brief öffnen zu dürfen.
Ich nickte kurz.

Er faltete das Blatt Papier zu seiner vollen Größe aus und las still für sich selbst die letzten Worte meiner Mutter.

"Ich werde immer bei dir sein, Liara... bist du das? Heißt du Liara?", fragte er mich dann, faltete den Brief wieder zusammen und übergab ihn mir.

Langsam nickte ich und nahm das Papier an mich, um es an seinen Platz zu legen.

"Das tut mir wirklich sehr leid..."
Er schien eine Zeit lang zu überlegen, setzte sich dann aber schließlich neben mich auf den Boden und lehnte sich mit an den Pfeiler.

"Weißt du, meine Eltern sind auch tot", meinte er nach einiger Zeit der Stille.

Traurig sah ich ihn an.
"Das tut mir leid"

Er nickte und schaute abwesend auf seine Hände, bis ich meine rechte Hand auf sein Knie legte und meinen Daumen im Kreis bewegte, um ihn etwas zu trösten.

Ohne lange zu zögern legte er seine Hand auf meine und hielt diese fest.
Mich störte es kein bisschen.

"Meinen Namen kennst du ja jetzt, aber ich würde auch gerne deinen wissen", meinte ich und sah auf unsere Hände, die noch immer auf seinem Knie verweilten. 

"Ach ja, natürlich. Jordan, Jordan Parrish. Aber alle nennen mich entweder Deputy oder nur Parrish", lächelte er von der Seite.

"Alles klar 'Parrish'", lachte ich.

Von einen auf den anderen Moment war meine Trauer wie weggeblasen.
Was machte dieser fremde Typ bloß mit mir und viel wichtiger noch...

Ging es ihm genau so?

Who am I really? •Abgeschlossen•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt