Kapitel 15

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Scott stand neben mir, die Augen vor Schreck geweitet.
Sollte das nun immer so ablaufen?

Ich spürte einen zerrenden Schmerz in mir.
Ich fasste mir an die Stelle, von der er kam.
Es war mein Herz.
Jeder Schlag schmerzte, es fühlte sich an als würde ich mich von innen heraus auflösen.

"Liara, Scott! Was habt ihr gesehen?", fragte Diten und stützte den armen Scott, der wackelig auf den Beinen stand.

Meine Erinnerungen machte auch ihm sichtlich zu schaffen.

Ich antwortete Diten nur mit einem Schrei voller Schmerz und Verzweiflung.
Ich schrie meinen Frust heraus, fing an, bitterlich zu weinen und zu schluchzen.
Mein Herz schmerzte noch immer.

Dieser Mann, den ich seit 2 Monaten nun schon als "Dad" bezeichnet hatte, hatte meine wahren Eltern ermordet und mich zu einem Monster gemacht.

Ich fühlte, wie sich meine Identität auflöste.
Wer war ich?
Was wusste ich überhaupt über mich selbst?

Jordan nahm mich tröstend in den Arm, doch ich konnte nicht still halten.
Ich trommelte gegen seine Brust und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, schlussendlich gab ich jedoch auf.

Scott hatte sich wieder gefangen und streichte beruhigend über meinen Rücken, während ich weinend in den Armen von Jordan lag.

"Was ist passiert?", fragte Theo nun.

Scott erzählte die Geschichte bis ins kleinste Detail nach.
Bei jedem seiner Worte wuchs meine Wut, bis sie ins unendliche reichte.

"Ihr Dad ist einer der Schreckensärzte?", fragte Liam ungläubig.

Ich fuhr hoch, löste mich von Jordan.

"Er ist nicht mein Vater!", brüllte ich wütend.
Ich klammerte mich an dem Tisch fest, auf dem ich saß.
Das Geräusch von Krallen auf Metall war zu hören.

"Liara, beruhige dich", sagte Diten sanft.

Meine Atmung verschnellte sich, die Trauer und Verzweiflung war wie weggeweht und übrig blieb...

Die blanke Wut.

Ein Kribbeln machte sich in meinem Körper breit.
Meine Zähne wurden spitzer, die Krallen fuhren erneut über das Metall und erzeugten ein ohrenbetäubendes Geräusch.
Meine Augen glühten orange auf.
In ihnen loderte das Feuer meiner Wut.

"Komm runter Liara!", sagte nun auch Malia und versuchte, meinen Arm zu greifen, doch ich schlug sie weg.

Sie landete unsanft auf dem Boden.
Nun verwandelten sich auch die anderen.

Ich war umgeben von gelben und roten Augen, gegen die ich keine Chance hatte.
Das wusste ich.

Und doch griff ich meine Freunde an.

Die Wut übernahm die Macht über meinen Körper.
Sie lenkte mich, kontrollierte mich.

Liam war der erste, der sich auf mich stürzte.
Er krallte nach meinem Arm, verfehlte aber und lief gegen die Wand hinter uns.

Danach kam Theo auf mich zu.
Er packte mich an der Kehle, hob mich hoch.
Ich konzentrierte mich auf seine Hand und schon stand diese in Flammen.
Er schrie vor Schmerz auf.

Mason und Stiles versteckten sich hinter einem Tisch und schmiedeten offensichtlich Pläne, während Scott und Diten von beiden Seiten meine Arme hielten.

Diten war kein Problem.
Er landete 2 Sekunden später auf dem Metalltisch.
Doch Scott ließ nicht locker.
Seine roten Augen brannten sich in meine Seele und versuchten, meine menschliche Seite wieder zu finden.

Ich verpasste ihm eine Kopfnuss, er fiel hin.

Lydia gesellte sich inzwischen zu Mason und Stiles.

Der einzige der also noch zwischen mir und der Tür stand war...

Jordan.

Who am I really? •Abgeschlossen•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt