Kapitel 11

1.9K 81 0
                                    


Mit ausgestreckten Händen und wildem Gesichtsausdruck wartete ich darauf, dass der Kanima angriff.

Lydia hatte Jordan in der Zwischenzeit davon überzeugt, mich kämpfen zu lassen, obwohl noch immer keiner von ihnen wusste was ich war.

Plötzlich schnellte der Kanima vor und traf mich an der Seite.
Ich zischte schmerzvoll auf.

Ich merkte wie das Gift versuchte meine Gelenke zu lähmen, doch es war zu wenig.

Nun kam auch der Rest unserer Truppe auf dem Spielfeld an und beobachtete gebannt die Scene.

Jetzt oder nie.
Ich schloss die Augen und dachte an meine Mutter...

Wie ich in ihren Armen lag, sie meinen Kopf streichelte und über magische Wesen und ihre Fähigkeiten sprach. Wie sie mir von meiner "anderen Hälfte" erzählte und ich immer mehr dachte, sie sei betrunken.
Doch das war sie nicht.

"Liara!", rief Jordan.
Ich öffnete die Augen.
Ein Knurren drang aus meiner Kehle und im nächsten Moment fühlte ich ein brennendes Kribbeln in mir. 

Ich merkte wie sich meine Zähne und Fingernägel verformten, meine Augen zu glühen begannen.
Sie wurden orange.
Und genau wie bei Parrish, fing auch ich an zu brennen.

Das Feuer um mich herum war nicht ganz so stark, nicht ganz so warm wie das von Parrish, aber dafür nicht weniger gefährlich.

Hinter mir hielten alle die Luft an, als ich auf den Kanima zu lief und ihn mit meinen Krallen über den Brustkorb kratzte.
Die Schnitte waren tief und fingen sofort an zu bluten.

Eine silberne Substanz tropfte gemischt mit seinem Blut zu Boden.
Und so fiel auch der Kanima, lag leblos vor mir.

Dann war alles vorbei.

Mein Feuer erlosch und die Krallen und Zähne bildeten sich zurück, meine Augen hörten auf zu glühen.

Ich sank kraftlos neben der Leiche zu Boden.

Was war das grade gewesen?

Ich hatte die Kontrolle über meinen Körper verloren und konnte nur mit ansehen, wie das Monster in mir den Kanima... tötete.

Ich hatte jemanden getötet!
Nein falsch.
Das Ding in mir hatte jemanden getötet. 

"Liara, alles ok?", fragte Jordan, als er sich neben mich kniete und mich auf seinen Schoß zog.

Ich wollte antworten, brachte jedoch kein Wort heraus.

Stattdessen vergrub ich mein Gesicht an seiner Brust, atmete seinen Geruch ein und entspannte mich.

Weinen wollte ich nicht.
Wieso auch?
Dieses Ding von vorhin hätte uns alle umgebracht, wenn ich ihm nicht zuvor gekommen wäre.
Ich stempelte es als Notwehr ab.

Langsam streichte Jordan über meine braunen, langen Haare.
Er hielt mich einfach nur in seinen Armen, solange bis ich meinen Kopf widerwillig von seiner Oberkörper erhob und erschöpft in die Runde sah.

"Wow, du bist ein Höllenhund", stellte Stiles erstaunt fest.
Ich nickte langsam und sah an mir herab.

Mein Körper war komplett schwarz und mit Asche bedeckt, genau wie Jordan.
Ich lag bloß in Unterwäsche da, doch das war jetzt mein kleinstes Problem.

"Das ist toll", rief Liam.
Ich schüttelte den Kopf.

"Nein... Nein, i-ich bin nicht wirklich einer... also doch schon, aber...

nur halb"

Who am I really? •Abgeschlossen•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt