Dunkler Schatten

1.9K 66 3
                                    

"Versorgt die Soldaten und nehmt die Toten mit. Wir werden sie ehrenhaft beerdigen an dem Ort indem sie zuhause waren. In unserem königreich" hallte Thranduils dunkle Stimme durch den Platz indem sich die Überlebenden Soldaten versammelt hatten. Ich saß nun auf einem neuen Pferd neben ihm auf seinem Hirsch und starrte ins Leere. Ich wusste nichts besseres zu tun. Der König allein hatte nun die Verantwortung sich derer anzunehmen die ihr Leben ließen. Und wieder sah ich den Kampf vor meinen geistigen Auge. Das viele Blut das sich zu Bächen vor meinen Füßen ergoss. Das Blut guter Männer die ihr Leben einzig dem König verschrieben hatten. "Galilea" sagte Thranduil. Ich schreckte auf. "Verzeih, ich war in Gedanken" sagte ich perplex. Er seufzte. "Ich sagte wir brechen auf. Verabschiede dich von deinem Vater" meinte er nur. Er war schlecht gelaunt. Sehr schlecht was ihm aber in dieser schlimmen Zeit niemand verübeln konnte. Ich nickte und ritt zu Gandalf der sich unmittelbar am anderen Ende des Platzes befand. "Vater" er sah zu mir hinauf und ich stieg von meinem Ross um ihn zu umarmen. "Verzeih mir vater" nuschelte ich in seinen Mantel. Er tätschelte meinen Rücken. "Na na mein Kind, für was entschuldigst du dich denn?" Sagte er. "Für alles. Das ich euch nicht verteidigen konnte, das ich euch nicht helfen konnte." Wir lösten uns aus unserer Umarmung. Er lachte herzlich. Ein Lachen das nur er hatte. Er Strich mir zärtlich über die Wange. "Eine Königin muss immer ihren König folgen meine liebe. Dein Platz ist schon lange nicht mehr hier an meiner Seite. Er ist im Waldlandreich neben deinem König. So hast du es gewählt und so habe ich es dir gewollt. Habe keine Sorge, wenn sich ein dunkler Schatten über Thranduils Herz legt, dann vertraue auf deine Willenskraft und bringe ihn wieder auf den richtigen Weg mein Kind." Er kniff mir in die Wange und setzte sich dann auf sein hohes Ross.

Stille lag über den Garten und das kleine Waldstück. Wir saßen auf der  Bank auf der ich und Thranduil früher immerzu unsere Zeit verbrachten. Es war gespenstisch. Ich war diese Ruhe nicht gewohnt. Ich wusste nicht das die Stille so ohrenbetäubend laut sein konnte.
Ich wurde ins hier und jetzt geholt als Thranduil meine Hand nahm. Ich blickte zu ihm und er zeigte auf das grüne Dickicht vor uns. Es war das gefleckte Rehkiz von damals. Wir hatten es vor jahren zum ersten mal gesehen. Genau hier an diesen Platz. Nur war es jetzt kein Rehkiz mehr. Ausgewachsen und in voller Pracht, golden schimmernd stand es vor uns wie ein alter Freund.
Seine braunen Augen musterten uns und langsam verbeugte das Tier sich. Wie synchron neigten ich und Thranduil den Kopf und das Tier verschwand. Zurück in die unendlichen Wälder.
"War es das nun wohl?" Sagte Thranduil und hielt immernoch meine Hand. Ich nickte fast unmerklich. "Es ist vorbei. Der Krieg ist geschehen. Die Toten begraben und die Wunden verheilt."
Meine Stimme war leise jedoch konnte Thranduil sie klar und deutlich wahrnehmen.
Plötzlich griff er in die Tasche seines Mantels und holte etwas hervor. Das was einst mir bestimmt war. Steine aus reinem Sternenlicht. Voll mit den Versprechen der Güte der Engel. So klar und rein schimmerten sie als er sie mir anlegte. Was einst verloren schien ward wieder zurück an seinen Platz. Nicht nur die Steine. Nein auch wir. Wir beide hier auf der Lichtung.
Thranduils Gesichtsausdruck wurde weich.

"Für dich habe ich getötet. Habe Kriege geführt und habe gebrannt. Aber nichts davon ist von Bedeutung wenn ich dich nur halten kann. Deine Schönheit bewundern kann. Meine Königin."

Ich legte meine Hand auf seine Wange.

"Man muss bereits einige Male durch den Tod gegangen sein, um richtig leben zu können."



 

Galilea (thranduil ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt