34. Der Kuss

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Mariekes Sicht:

Es war Freitagnachmittag als ich die Nachricht erhielt.

Marieke,

darf ich dich einmal zu einem Treffen einladen? Ich finde deine Personalität einfach wirklich unbeschreiblich und würde mich freuen, wenn du dich genauso gerne wie ich treffen möchtest.

Dominik :)

Als ich die Nachricht erhalten hatte, hätte ichLuftsprünge machen können. Immerhin war dies so etwas wie ein Date, oder? Meinerstes Date. Mit Dominik. Nicht mit Lukas. Ich schlug mir auf die Stirn. Aua,das war zu fest. Jetzt hatte ich endlich ein Date, doch mochte ich mein Dateüberhaupt? Ich mein ich hatte kurz Gefühle für Dominik, doch seit Montag warich verknallt in Lukas. Glaub ich zumindest.

Doch auch wenn ich nichts mehr für Dominik empfand, konnte ich ihm vielleicht meine Geschichte anvertrauen und er würde es verstehen. Er würde mich unterstützen. Ich vertraue ihm. Deshalb antwortete ich:

Dominik,

Ja, voll gerne! Hättest du sogar noch heute Zeit? Wir könnten ins Kino gehen oder so?

Marieke

Ich schmiss mein Handy auf mein Bett und stürmte in mein Badezimmer. So, jetzt musste ich mich nur noch fertigmachen. Doch was sollte ich mir anziehen? Immerhin war es nur ein „Treffen". Oder? Mir wurde schwindelig bei dem Gedanken, doch sie Schmetterlinge im Bauch halfen mir auch nicht gerade dabei. Ich konnte mich auch nicht entscheiden.

Nach ewig langem Hin- und Herüberlegen, beschloss ich mir schlussendlich einen schwarzen Rock und ein schwarz-weiß karriertes T-Shirt anzuziehen. Ich hatte mich leicht, aber sichtbar geschminkt und mir meine Glückskette umgebunden. Ich drückte sie mir leicht an mein Herz. Ich konnte mich noch genau an den Tag erinnern, als meine Eltern mir die Kette mit dem kupfernen Herz, auf dem hinten ein Firm Datum geritzt wurde, besorgt hatte. Ich hatte mich so sehr gefreut, ich glaub es war das schönste Geschenk, was ich je bekommen hatte. 

Letzen Endens sprüht ich mir noch ein bisschen von meinem Lieblings Parfüm, was in letzter Zeit komischerweise so schnell leer wurde, und zog mir die braunen Schuhe, mit den Absätzen an. Ich gab noch kurz meinen Eltern bescheid, dass ich heute ein bisschen später heimkommen werde und schon stand ich aufgeregt vor der Tür und rieb mir meine schwitzigen Hände an dem Rock ab.

Ich stieß entschlossen die Tür auf und erblickte sogleich einen schwarz gekleideten Mann in meinem Garten. All meine Aufregung verflog in Windeseile und verwandelte sich in pure Angst. Ich schluckte und wollte mich zu ihm bewegen. Ich hatte mir doch geschworen, dass ich ihn nicht mehr aus dem Weg gehen würde, sondern mich ihm stellen würde. Doch ich konnte mich keinen Schritt bewegen. Eine leichte Gänsehaut schlich sich über meine Haut und meine Unterlippe begann zu zittern.

Die mysteriöse Gestalt muss mich wohl bemerkt haben und kehrte mir rückartig den Rücken zu. Ich hätte wetten können, dass er nun die Flucht ergreifen würde, doch er rührte sich kein Stück.

Ich runzelte die Stirn. Was würde nun passieren? Was sollte ich in so einer Situation tuen? Würde er jetzt einfach stehen bleiben?

Doch dann tat er das Undenkliche. Er drehte sich entschlossen zu mir um und sah mich an. Langsam, ganz langsam bewegte er sich nun zu mir und war nur noch 5 Meter von mir entfernt. Mir stockte der Atem. Doch das war meine Chance. Wenn er mir nun nah genug kommen würde, konnte ich ihn vielleicht erkennen und ich bloßstellen. Deshalb blieb ich stolz stehen. Er kam mir tatsächlich immer näher und war nun nur noch ein paar Schritte von mir entfernt. Ich hatte Angst, doch blieb stehen. Er hatte eine schwarze Maske auf, in die Augen und Mundhöhlen geschnitten waren. Jedoch hatte er eine Sonnenbrille darunter auf, sodass ich seine Augenfarbe nicht identifizieren konnte. Er stemmte seine Hand über meinen Kopf ab. Ich zuckte zusammen. Würde er mich verletzen? Er atmete schwer gegen mein erschrockenes Gesicht und beugte sich zu mir. Dann legte er seinen Kopf auf seinen Arm und bewegte seine andere Hand zu meinem Gesicht. „Nicht weinen.", sagte er mit einer rauen Stimme. Ich zuckte bei jedem Wort, dass aus seinem Mund kam zusammen und musste erst jetzt feststellen, dass sich dicke Tränen in meinen Augen gebildet hatten.

Er wischte mit seiner Hand leicht über mein Gesicht, sodass alle Tränen verschwanden.

„Marieke.... tu es nicht. Geh nicht zu Dominik."

Ich starrte ihn an und seltsamer Weise schüttelte ich mutig meinen Kopf. Er war nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt und hielt es in seinen Händen. Der Druck in seinen Händen auf mein Gesicht verstärkte sich rasant und ich verzog schmerzerfüllt mein Gesicht. Ich wollte ihn wegdrücken, ihn schlagen, mich wehren, doch nichts davon funktionierte. Ich konnte meinen Körper nicht kontrollieren.

Er kam immer näher zu meinem Gesicht und stemmte seine Stirn an meine. Ich riss die Augen auf. Er wollte doch nicht? Er presste seine Lippen auf meine. Meine Hände drückte er gegen die Wand, sodass ich mich nicht wehren konnte. Der Kuss dauerte circa 10 Sekunden, doch für mich fühlte es sich an wie 10 Stunden. Er löste sich von mir und ging. Ich blickte ihm nach. Dann sackte ich auf den Boden zusammen. Ich führte meine zittrigen Hände zu meinen Lippen. Bittere Tränen strömten über mein Gesicht und verschlechterten meine Sicht. Ich rieb mir mit meinen Handrücken immer wieder über meine Lippen, doch das Gefühl der Unreinheit wollte mich nicht verlassen. Er hatte mir einen Kuss von meinen Lippen geraubt. Wie konnte er es wagen. Ich kannte diesen Kerl nicht einmal!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 19, 2018 ⏰

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