28. Der Entschluss

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Mariekes Sicht:

Ich atmete tief ein und aus. Bleib ruhig. Ganz ruhig. Meine Füße bewegten sich zitternd zu dem Gegenstand, den mein Stalker hinterlassen hatte. Es war ein Taxilicht, das flackerndes Licht von sich gab. Ich
konnte etwas Rotes darauf erkennen.

Blut?!

Bei näherer Betrachtung war es doch nur rote Lackierfarbe, doch der Mensch, der es hier hingelegt hatte, wollte offensichtlich, dass ich dachte es wäre Blut.

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und meine Kehle schnürte sich eigenartig ab. Ich versuchte nach Luft zu rangen, doch es gelang mir nur schwer.

War das etwa eine Drohung? Wollte mir mein Stalker damit etwas sagen? Taxi... Dominik! Das war sicher auf Dominik bezogen. Wollte er ihm etwas antun? Doch wie konnte er etwas von Dominik wissen? Das ist doch.... echt krank!

Mir wurde fürchterlich schlecht und ich hatte das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen.

Doch dann fasste ich seltsamer Weise Mut. Einige Leute hätten nun geschrien: Komm hol mich, doch da ich das nicht konnte musste ich mir etwas Anderes überlegen. Dieser Stalker würde mein Leben nicht mehr kontrollieren dürfen. Es muss jetzt ein Ende geben. Es formten sich dicke Tränen in meinen Augen, doch da hatte ich die Idee.

Ich fischte mein Handy aus meiner Schultasche und suchte in meinen Kontakten die unbekannte Nummer, von der ich vorgestern die Nachricht empfangen hatte. Mit zittrigen Fingern schrieb ich:

„Du willst mich also beobachten? Na dann komm her und zeig dich du Feigling. Du traust dich ja nicht mal dein Gesicht zu zeigen"

Gesendet. Ich hatte meinem Stalker gedroht. Wieso tat ich das? Dachte ich ernsthaft ich würde die Sache damit verbessern? Nein, ich hatte sie wahrscheinlich nur noch verschlimmert.

Die kalten Luftzüge umhüllten mich und obwohl ich eine dicke Jacke trug, bildete sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. Es war seltsam still geworden, dass einzige was ich hören konnte waren Autos, die vorbeifuhren. Doch ich saß wie versteinert auf dem Grass mit dem flackernden Taxilicht neben mir und fokussierte mich voll und Ganz auf meinen Handy Display.

Die Häckchen wurden blau.

Ich hielt die Luft an.

Er begann zu schreiben.

Meine Hände klammerten sich förmlich um das Gerät.

„Achso, hm wie wärs wenn ich dir einfach mein Gesicht zeige?"

Mir wurde furchtbar schwindelig, doch ich wusste, dass ich jetzt nicht aufgeben durfte. Werde ich das alles einmal bereuen? Dass ich mich jetzt wirklich wehrte gegen ihn? Hätte ich nicht jemanden informieren sollen? Egal, ich musste das nun tun.

„Ich bin bereit. Zeig dich."

In der Sekunde in der ich das geschrieben hatte, fühlte ich plötzlich eine kalte Hand auf meiner Schulter, die mich aus meiner Trance hinaus brachte.

Mir blieb ein erstickter Schrei in der Kehle stecken und mein Herz schlug wie verrückt.

„Marieke? Solltest du nicht schon am Weg sein? Ist alles ok? Und was zur Hölle ist das was da im Vorgarten liegt? Ist das von einem Taxi?"

Die Stimme meines Vaters. Ich drehte mich langsam zu ihm um und starrte ihn mit entsetzten Gesichtsausdruck an. „Marieke?", fragte er zögerlich, als er mein schockiertes Gesicht erblickte. Ich nickte zögerlich und ließ mir von ihm aufhelfen.

„Was zur Hölle ist das nun, Schätzchen?", Bohrte er nach. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Hastig bewegte ich meinen Finger und teilte ihm folgendes mit:

I C H H A B E K E I N E A H N U N G

M U S S Z U R S C H U L E

B U S S I

Er schien das hinzunehmen und schenkte mir ein Küsschen auf meine Wange. Ich hatte mir ab diesen Moment geschworen meine Eltern nicht mehr mit meinen „dämlichen" Stalker- Geschichten zu nerven. Ich werde ihn stellen.

Ich werde ihn finden und ihn stoppen. Doch ich werde Hilfe brauchen und Zeit.

                   

Mein Vater schlürfte noch ein bisschen schlaftrunken mit der neu geholten Zeitung in das Haus hinein, als ein Ton von meinem Handy ertönte. Eine neue Nachricht?

„Du bist bereit? Ok, ich werde das zu Hinsicht nehmen, Marieke."

Eigentlich eine ganz normale Nachricht, nur dass sie nicht von irgendeiner Freundin, sondern von einem gemeinen Stalker war. Erneut breitete sich eine dichte Gänsehaut auf meiner Haut aus, doch ich würde mein Versprechen nicht brechen. Soll er ruhig kommen. Ich werde ihn sehen und ihn auslachen. Er wird mein Leben nicht mehr kontrollieren können. Ich würde ihm keine Chance mehr dazu geben.

                   

Ich richtete mich auf und blickte leicht besorgt auf meine Armbanduhr. Warte, was?! 6:18?! Scheiße! Ich muss um 20 nach 6 meinen Bus nach Wien erwischen, sonst komme ich viel zu spät in die Schule. Ich war mir eigentlich sicher, dass ich es kaum noch rechtzeitig zum Bus schaffen würde, doch ich war im Moment vollkommen motiviert. Ich stand auf und raste im Mordes tempo zu der Busstation und erwischte ihn gerade noch rechtzeitig.

Mein Brustkorb hob und senkte sich und ich atmete tief ein und aus. Ich hatte es geschafft. Für mich war das irgendwie ein großer Schritt. Ich hatte das Gefühl alles zu schaffen.


Die ganze Sache würde jetzt endgültig ein Ende haben.

Schrei, niemand wird dich hören Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt