9. Gefühle auf Papier

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Es kam von dem Fenster, das Marieke gerade geschlossen hatte. Die Schönheit kniete sich vor mich hin und starrte mir tief in die Augen. Ich war sofort wach und gespannt, was sie mir mitteilen wollte. Sie nahm meine Hände in ihre und drückte sie sanft. Natürlich begann sie mit mir in Gebärdensprache zu kommunizieren, doch ich konnte ihr nicht folgen. Ich war zwar mindestens genauso gut in dieser Sprache, wie sie, doch war ich noch sehr müde von meinem kleinen Nickerchen. Ich bat sie also höflich, ob sie nicht auf einem Zettel schreiben könnte. Sie stimmte mir zu und drückte meine Hände noch einmal sanft. Ich konnte sie nicht aus den Augen lassen, als sie begann einen Zettel zu suchen. Als sie einen gefunden hatte überlegte sie kurz, doch dann hatte sie einen Schreibfluss.

 Matthias ich verdanke dir mein Leben und du bist die einzige Person, der ich alles anvertrauen kann. Danke, dass du so eine große Stütze in meinem Leben bist und danke, dass du dich um mich sorgst. Versprich mir, dass das für immer so bleibt. Bitte. Eine Frage: Wie soll das nun weiter gehen?",schrieb sie auf den Zettel.

 Nun musste ich ihr gestehen, dass ich keinen Plan hatte, was als nächstes passieren sollte. Ich wollte nur ,dass sie mir gehört. Ich kam ins Schwitzen und da mir nichts anderes einfiel, sagte ich etwas ziemlich Dummes: „Also ich weiß du willst sie nicht sehen, doch ich habe erfahren, dass du morgen von dem Krankenhaus entlassen wirst und dachte mir wir könnten deine Eltern besuchen? Ist... ist das ok?". Ihre Laune änderte sich rasant. Sie sah mich entsetzt und sehr enttäuscht an. Sie glaubte mir natürlich nicht und schrieb im rasanten Tempo, dass sie ihre Eltern nicht mehr wollen. Ich hätte lachen können. Ihre Eltern liebten sie, den einzigen Menschen, den sie hassten, war ich. Verständlich. Die einzige, die zu dumm war um nicht zu checken, dass ich Marieke schadete, war Marieke selbst. Doch es war nicht meine Schuld, dass ich ihr schadete. Sie hätte mich lieben können, dann wäre nichts davon passiert. 

Ich sagte ihr noch ein paar liebe Sachen und drückte ihr schnell einen Kuss auf die Wange. Hatte ich das gerade ernsthaft gemacht? Hatte ich gerade die Liebe meines Lebens auf die Wange geküsst? Sie sah auch irgendwie geschockt aus und war ein bisschen rot im Gesicht. Aber, dass müsste doch bedeuten, dass sie etwas für mich empfand. Dass sie sich über diesen Kuss freute. Ich setzte mich auf und schlenderte zu dem Fenster. Sie hatte sich mittlerweile in die warme Decke gehüllt und nur aus Spaß klopfte ich an der Fensterscheibe. So wie ich es früher immer an Mariekes Fenster gemacht hatte.

Schrei, niemand wird dich hören Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt