32. Die Wahrheit über Matthias

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Mariekes Sicht:


Ich stockte. Warum kannte ein Typ der eine Schulstufe höher als wir waren Matthias? Ich schreib ihm auf dem Zettel, dass er einmal mein bester Freund gewesen war, ohne den Selbstmordversuch zu erwähnen, doch schrieb auch dazu, dass ich mir nicht so sicher war, ob ich ihn im Moment so mochte. Er schien ziemlich überrascht, nein besser geschockt, dass ich Matthias kannte, doch hinterfragte die Gründe, warum ich im Moment nicht wusste, wie es um meine freundschaftliche Beziehung mit Matthias stand.

Es war schön mit ihm zu reden, ja ich fühlte mich wirklich wohl bei ihm, dass ich auch der Grund, warum ich begann über meine dunkelsten Geheimnisse zu sprechen.

„Also, du hast gesagt, dass er dir ihm Krankenhaus eine große Stütze war? Was meinst du damit? Beziehungsweise warum warst du im Krankenhaus?", fragte er neugierig. Er blinzelte mich mit seinen tiefbraunen Augen an, in welche ich mich echt verlieren konnte und strich sich sanft durch die Haare, was mir eine Gänsehaut bereitete. Ich hatte das Gefühl ihm vertrauen zu können und atmete tief ein. Ok, ich würde es ihm anvertrauen. Ich glaubte, dass er es verstehen würde.

Deshalb begann ich zu schreiben:

Ich hoffe ich kann die vertrauen und ich hoffe du bekommst nun keinen schlechten Eindruck von mir.

Er sah mir leicht über die Schulter und nickte sofort. „Du kannst mir alles erzählen, versprochen." Ich errötete leicht und sah ihn nochmal innig. Ich kannte Lukas gerade erst seit etwa 7 Stunden, dennoch verstanden wir uns so gut, als würden wir uns schon unser ganzes Leben kennen. Ich wusste schon jetzt, dass ich ihm blind vertrauen könnte.

Deshalb tat ich es.

Vor ca. 3 Monaten hat alles begonnen. Ich bekam Drohbriefe, Fotos von mir oder es wurde sogar bei mir eingebrochen. Mir wurde ziemlich schnell klar, dass ich einen Stalker haben musste, deshalb alarmierten wir die Polizei.  Sie machten verschiedene Untersuchungen, ja blieben sogar über Nacht, doch konnten nach einem Monat nichts vorweisen. Deshalb dachten sie, dass ich lügen muss. Meine Eltern auch. Ich hab mich in diesem Moment so verloren gefühlt und hatte niemanden, der mir geglaubt hat, das war glaub ich das Schlimmste.

Ich unterbrach kurz, da etwas meine Hand berührte. Lukas sah mich geschockt an und hielt mich leicht an der Hand. „Marieke das ist ja furchtbar! Wie hast du das alles ausgehalten?" Ich blinzelte ihn zweimal an. Bis mir plötzlich schlecht wurde.

Ich, ich setzte den Stift ab, hab es nicht ausgehalten, Lukas. Ich... deshalb war ich im Krankenhaus und, ich atmete tief ein und aus, wenn mich Matthias nicht aus dem Wasser gezerrt hätte, würde ich nicht einmal hier stehen.

Kraftlos fiel mir der Stift aus der Hand und ich rubbelte meine Tränen weg. Lukas las sich den Zettel noch einmal durch und plötzlich war es ganz still. Ich schaute betroffen den Boden an und hatte Angst ich ihn in die Augen zu sehen. Warum erzählte ich ihm das auch einfach so? Wir kannten uns ja kaum. Ich spinn doch! Andere Leute mit meinen Problemen anstecken und zu erwarten, dass sie mich verstehen. Lukas hatte ich wahrscheinlich schon ziemlich verstört.

Ich konnte eine starke Hand auf meiner Schulter spüren und zuckte auf. Ich blickte in ein dunkelbraunes Augenpaar, welches mich mit einem besorgten Blick anschaute. Lukas hatte glasige Augen und seine Augenbrauen waren zusammengezogen. Er räusperte sich. „Darf ich?", fragte er mit leicht geöffneten Armen.

Mein Gesicht verwandelte sich in die Farbe eines Paradeisers. Ich nickte kurz und schon konnte ich seine Arme au meinen Schultern spüren. Er breitete seine Arme aus und hüllte meinen Körper darin ein. Ich wusste nicht recht, was ich nun tuen sollte, ich stand einfach nur regungslos da und zog seinen Geruch ein. Er roch leicht nach Minze und Herrenwaschmittel.

Hoffentlich riech ich nicht wie ein verwester Fisch. 

Ich glaub, dass wir einige Minuten so verharrten, bis er sich von mir löste. Er kam mir etwas näher, was mich etwas nervös machte. „Marieke, ich weiß, dass wir uns erst seit Kurzem kennen, doch ich kann deine Lage verstehen. Ich will nur, dass du weißt, dass du nicht alleine bist und dass ich ein offenes Ohr für dich habe, wenn du Hilfe brauchst.

Das erste Mal seit langem, lächelte ich einfach unbeschwert. Ich grinste, ohne darüber nachzudenken, was passieren wird. Denn egal wie sehr ich einige Momente genoss, mein Stalker wird sich nicht einfach in Luft auflösen.

Ich schnappte mir einen Zettel von dem Block und schrieb groß: DANKE darauf. Er lächelte und sah mich mit großen Augen an.

Und dann begriff ich es. Nicht Matthias, wenn er mich nach meinem Selbstmordversuch erheitert. Nicht Dominik, wenn er mit mir flirtet. Nein, es war Lukas, der mir schon jetzt vertraute und mir das Gefühl gab normal zu sein. Er bekümmerte mich nicht. Er sah mich nicht mit mitleidigen Augen an.

Das, dass muss Liebe sein.

Schrei, niemand wird dich hören Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt