18. Wie alles begann

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Matthias Sicht:

Sie schlief noch immer. Ich war nur wenigeZentimeter von ihrem Gesicht entfernt, doch sie bemerkte nichts. Meinewunderschöne Marieke. „Genau, du bist nur meins Marieke, hörst du! Nur meins.",flüsterte ich ihr in ihr Ohr, während ich ihre Haare packte. „Nur meins!",sagte ich leicht aggressiv und verfestigte meinen Griff um ihr Haar, was ihrwohl leichte Schmerzen bereiten musste, da ihre Mundwinkel zuckten. „Ach was? Tu ich dir etwa weh, Marieke?",schnurrte ich in ihr Ohr. Wieder zuckten ihre Mundwinkel. „Ich hasse dich sosehr. Ich hasse dich. Am liebsten würde ich dich umbringen. Hörst du Marieke?Ich will, dass du tot bist. Warum? Weil du mich nicht liebst, Marieke. Wenn ichdich umbringen würde, wäre es allein deine Schuld, dass ist dir bewusst, oderMarieke?", raunte ich ihr zu. Jedes Mal, wenn ich ihren Namen sagte spuckte ichihn nur so heraus.

„Naja, ich geh dann Mal.", flüsterte ich. Ich holte mirmeine Jacke von dem Sessel, auf dem ich geschlafen hatte und warf Marieke nocheinen letzten angewiderten Blick zu. Ich hasse dieses Mädchen, dennoch war ichverrückt nach ihr. Ich kann mich noch genau erinnern, wie alles begann. Ich sahMarieke das erste Mal auf dem Schulhof, wie sie mit ihren Freunden aß. Sie warso schön, dass ich immer näher an sie heran schlich, bis ich mich hinter einemBaum versteckte, sodass sie mich nicht sah. Ich war ganz nach bei ihr und mirwurde irgendwie schwindlig, als ich ihr Lachen erblickte. Noch nie hatte icheine so hübsche Person erblickt. Ihre goldbraunen Haare schimmerten in derSonne und fielen ihr sanft über die zarten Schultern. Ihre blaugrünen Augenglitzerten fast und sie hatte stets einLächeln auf den Lippen. 

Das war das einzige was ich immer schon an ihr gehassthatte. Ihr Lächeln. Ich hatte ihr dieses Lächeln geraubt. Ich wurde verrücktnach ihr und bemühte mich mit ihr anzufreunden. Ich zog sie von ihrenFreundinnen weg, sodass ich sie für mich allein haben konnte. Ich erzählte ihrLügen, die sie natürlich glaubte. Naives Ding. Ich war stets freundlich und gabihr das Gefühl nur von mir geliebt zu werden, nicht einmal ihre Eltern solltensie lieben. Ich kam oft zu Besuch und erzählte Marieke, dass ich ihre Elternreden habe hören. Auf diese Lüge hat sie immer skeptisch reagiert, dennoch hatsie sich irgendwann ungeliebt gefühlt. Doch das konnte sie niemanden verraten.Ich war gerade aus dem Krankenhaus gegangen, als ich abrupt stoppte. Wo sollteich jetzt eigentlich hingehen? Nach kurzem Überlegen, beschloss ich zu meinenEltern zu gehen. 

Den ganzen Heimweg lang musste ich an Marieke denken. Sie warso naiv, es war unglaublich. Ich berat die Haustür. „Mutter, ich bin hier!",rief ich laut, als ich das Haus betrat. „Das intressiert mich nen Scheißdreck!",ertönte aus dem zweiten Stockwerk. Nett, wie immer. Doch ich hatte  etwas Besseres zutuen, als mit meiner Mutter zu streiten. Eilig ging ich zu meiner Zimmertür,die man mit einem Schlüssel, den natürlich nur ich besaß, öffnen musste. Ichwollte nicht, dass irgendwer anderes, außer mir Zutritt zu meinem Zimmer hat. 

Ich schwang die knirschende Tür auf und sperrte sie, sobald ich in meinemZimmer war, sofort wieder zu. Es war schon später Nachmittag. Mich wunderte eseh wie Marieke so lange schlafen konnte. Doch ich hatte Pläne, die ichdurchführen muss und dadurch, dass es nun schon recht spät war, würde es nunnicht leichter sein. Ich hatte Zeitdruck. Ich setze mich auf den etwas älterenSchreibtischstuhl und schob einige lose Papiere weg. Sie waren nur unnützeGedichte, Liebesbriefe, aber auch Drohungen, alle an Marieke gerichtet, dochnie abgeschickt. 

Meine Liebe zu ihr war komplex. Einmal möchte ich mit ihr 100Nächte verbringen, sie liebkosen und sie wie das schönste Mädchen auf der Weltfühlen lassen. Ein anderes Mal möchte ich ihre Kehle aufschneiden und sie totprügeln.  

Schrei, niemand wird dich hören Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt