12. Hintergründe

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Was war dieses noch nie erlebte Gefühl? War es etwa Liebe? Ich dachte doch, dass ich solche Gefühle für Matthias empfand? Doch dieses Gefühl war etwas ganz Neues! Meine „Liebe" zu Matthias wirkte irgendwie schon immer ein bisschen erdrückend und erzwungen. In Gedanken versunken ging ich den Weg zu meinem Elternhaus entlang und bekam leichte Kopfschmerzen. Was empfand ich für Matthias? Wie soll ich das Gefühl, welches ich bei dem Gespräch mit dem Taxifahrer empfunden hatte, einordnen? Unter Liebe? Es fühlte sich schon nach Liebe an, doch ich dachte, dass ich dieses Gefühl bei Matthias hatte. Die ganze Situation überforderte mich ein wenig,deshalb beschloss ich es vorerst zu ignorieren. Ich werde in wenigen Minuten meine Eltern treffen, welche ich zwar erst vor 2 Tagen das letzte Mal gesehen hatte, dennoch fühlte es sich an, als hätte ich sie seit 2 Jahren nicht mehr gesehen. Erst jetzt fiel mir auf, wie sehr ich sie vermisste. Dieser Streit, den ich und meine Eltern hatten, war damals das Schlimmste, was mir in meiner unstabilen Position passieren konnte. Meine Augenlider schlossen sich für einen Moment und ich erlebte alles noch einmal.

Meine Mutter frustriert in der Ecke sitzen, meinen Vater, der etwas aggressiv mein Handgelenk packte und vergeblich versuchte mich unter Kontrolle zu bringen. Sein Blick war starr auf mich gerichtet und verriet all seine Gefühle. Er hatte Angst um mich, wollte mich einfach nur in die Arme nehmen und mir sagen, dass alles besser werden würde. Meine Mundwinkel zuckten leicht vor Schmerz, als ich mich wieder daran erinnerte. Doch damals ignorierte ich diesen Blick. Ich war ein Volltrottel. So verließ ich die einzigen Menschen, die mir in diesem Moment helfen hätten können. Ich muss mental verrückt ausgesehen haben. Der Streit begann mit meinen Eltern, die mir mit meinem Stalker helfen wollten. Ich hatte an diesem Tag hohes Fieber und fürchterliches Kopfweh, was meine Eltern nicht bemerkte. Da ich paranoid geworden war, hatte ich seit Tagen nicht geschlafen und zuckte bei jedem,eigentlich nett gemeinten Wort, sofort aus. Doch sie wollten nicht aufhören zu reden, was mich dazu bewegte aggressiv zu gestikulieren. 

„Schatz, Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Matthias gut für dich ist."  Mir rollten Tränen über mein, wegen Wut, hochrotes Gesicht und meine Fingernägel gruben sich in meine Stirn. Ruckartig riss ich meine Augen auf und blickte auf meine Hände. Ich konnte warme Tränen über mein Gesicht rollen spüren und bildete eine feste Faust mit meinen Händen. Hastig wischte ich mir meine Tränen aus meinem leicht geröteten Gesicht. 

Ich spazierte weiter, bis ich vor meinem Haus angekommen war. Mir sank das Herz tief in die Hose und ich wollte einfach nur wegrennen. „Scheiße! Scheiße!Scheiße! Den ganzen Tag wolltest du hier her und nun, wenn du da bist, willst du weglaufen? Hast du noch alle? Geh jetzt zu deinen Eltern und rede mit ihnen.", sagte ich mir selber. Meine zitternde Hand bewegte sich langsam zu der Türklingel und ich presste meinen Zeigefinger leicht dagegen.

Schrei, niemand wird dich hören Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt