Ich konnte ein dumpfes Geräusch der Klingel von innen entnehmen und wurde nervös. Ich knetete meine schwitzenden Finger und blickte auf meine Füße. Ich wollte im Moment einfach nur weglaufen, doch auch wenn ich es versuchte, rührte ich mich nicht von der Stelle. Ein Knarren. Zwei Füße. Die Tür schwing auf und zeigte eine Person. Meine Mutter. Die Frau, die mich auf diese verfluchte Welt gebracht hat, starrte mich mit entsetzten Augen an. Ihr Mund öffnete sich weit, doch sie brachte kein einziges Wort hinaus. Ich wollte nicht einfach nur so unnütz dastehen. Ich wollte ihr alles erzählen, alles was seitdem ich sie gesehen hatte, passiert ist. Doch wie sie, starrte auch ich sie nur dumm an.
„Beate, was machst du so lange? Ist es jemand von der Arbeit?", rief mein Vater aus dem Hausinneren. Keine Antwort. Er fluchte etwas auf was ich aber im Moment nicht achten konnte. Ich konnte seine Fußschritte hören, er kam immer näher, bis er dann letztendlich auch vor der Haustür stand und mir einen ähnlichen Gesichtsausdruck, wie der meiner Mutter, schenkte. „Äh", ich räusperte mich. Die Luft um mich herum ließ mich beinahe ersticken. Ich hatte keinen einzelnen Tropfen Speichel in meinem Mund. „Marieke...", wisperte meine Mutter kaum hörbar. Klitzekleine Tränen bildeten sich in ihren ungläubigen Augen.
Ich heftete meine Augen auf sie, sodass ich meinen Vater nicht anblicken musste. Er wird wahrscheinlich nur sauer sein und mich anschreien, oder? Doch ich wagte einen kurzen Blick auf ihn. Er war weder böse noch enttäuscht. Mein Vater sah mich mit einem nichtssagenden Blick an, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er innerlich lächelte. Ich legte meine schwitzenden Hände auf das kalte Zaungitter Die Kälte führ durch meinen ganzen Körper und ich erschrak leicht. Zu meinem Erstaunen lief meine Mutter zu dem eisernen Zaun und griff nach meiner Hand. Sie sah mich mit rotgeweinten Augen an und drückte sie. „Warum?, Marieke... Warum?", fragte sie mit schwacher Stimme.
„Beate.", sagte mein Vater, der nun auch beim Zaungitter stand. „ Überfordere sie nicht. Marieke.", seine Augen trafen meine, „Bist du hier um nach Hause zu kommen?", fragte er mich. Die Frage berührte mich tief im Herzen. Ich nickte leicht und wischte mir die Tränen vom Gesicht. Mein Vater öffnete das Zaungitter, was das einzige war, welches uns noch trennte.
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Schrei, niemand wird dich hören
Mistério / SuspenseEin stummes Mädchen. Ein verrückter Liebhaber. Ein Stalker, der dir dein Leben zur Hölle macht. Marieke litt unter einem Stalker, der ihr Leben zerstörte. Sie versuchte tapfer zu kämpfen, bis sie aufgab. Doch sie bekam eine zweite Chance im Le...