5. Beziehung zwischen Matthias und Marieke

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Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte, doch als ich aufwachte, war alles dunkel. Ich setzte mich leicht auf und sah mich ich dem düsteren Krankenzimmer um. Das Fenster, an dem ich vorher gestanden bin, war nun weit offen und ein kühler Luftzug erfüllte den Raum. In der Ecke erblickte ich eine Gestalt, die auf einem Sessel hockte. Ich formte mit meinen Lippen den Namen der Gestalt, den Namen meines besten Freundes. Als ich mich zögerlich aufsetzte bekam ich eine Gänsehaut, da der Raum zu kühl war. Ich bewegte mich langsam zu dem Fenster und schloss es. Bei dem Klicken des Fensters, erwachte der Mann in der Ecke und sah ziemlich erschrocken aus. „Maarrieekee? Uh, was machst du da? Warum schläfst du nicht mehr?", sagte er verschlafen, während er sich seine Augen rieb. Ich ging auf ihn zu und kniete mich vor ihm hin. Matthias schien nun vollkommen wach zu sein und heftete seine Augen auf mich. 

Ich nahm seine Hände in meine und drückte sie sanft. Selbstbewusst begann ich die Gebärdensprache. Ich bildete eine Faust und streckte 3 Finger nach unten. Als nächstes bildete ich wieder eine Faust, wobei mein Daumen nach außen zeigte. Nun bildete ich eine seitliche Faust und hielt den Ringfinger wie eine Pistole. Dies wiederholte ich. Den selben Prozess wiederholte ich, doch diese Mal hielt ich zwei Finger wie eine Pistole. Für den nächsten Buchstaben musste ich meine Hand zu einer lockeren Faust bilden und den kleinen Finger nach oben strecken. Danach wiederholte ich den zweiten Buchstaben, wobei ich erneut eine Faust bildete und den Daumen seitlich an die Faust anlegte. Für den letzten Buchstaben musste ich eine Faust bilden, bei der der Daumen statt innen, außen ruhte. M A T T H I A S. „Marieke, es tut mir leid. Ich bin so müde und erschöpft. Bitte schreib auf Zetteln.", sagte mein bester Freund. „Verständlich", dachte ich mir. Ich nickte leicht und drückte seine warmen Hände noch einmal kurz. Dann richtet ich mich auf und suchte nach Zetteln in dem kleinen Zimmer. Aus dem Augenwinkel, bemerkte ich, dass Matthias mich beobachte. Ich schmunzelte und fand ein paar Zetteln in der letzten Schublade des zierlichen Kastens. Rasch holte ich mir noch einen Kuli und setzte mich wieder auf das Krankenbett. Kurz überlegte ich mir, was ich schreiben sollte, doch dann hatte ich einen totalen Schreibfluss. 

Matthias ich verdanke dir mein Leben und du bist die einzige Person, der ich alles anvertrauen kann. Danke, dass du so eine große Stütze in meinem Leben bist und danke, dass du dich um mich sorgst. Versprich mir, dass das für immer so bleibt. Bitte. Eine Frage: Wie soll das nun weiter gehen?", schrieb ich auf den Zettel. 

Als er meine Nachricht las, weiteten sich seine Augen und er musste sich räuspern. „Also ich weiß du willst sie nicht sehen, doch ich habe erfahren, dass du morgen von dem Krankenhaus entlassen wirst und dachte mir wir könnten deine Eltern besuchen? Ist... ist das ok?", erklärte er mir zögerlich. Meine gute Laune verflog in sekundenschnelle. Ich riss meine Augen auf und mein Mund öffnete sich vor Staunen leicht. Ungläubig schmunzelte ich und schüttelte meinen Kopf. Meine Hände zitterten leicht, als ich mir den Kugelschreiber holte. 

Ich atmete schwer, als ich den folgenden Satz schrieb: „Sie wollen mich sehen? Bist du dir ganz sicher, dass MEINE Eltern MICH sehen WOLLEN?". Matthias nickte und sah mich besorgt an. Schon wieder rollten mir dicke Tränen über mein Gesicht und ich wischte mir rasch über mein Gesicht, um sie zu verdecken, doch Matthias hatte sie natürlich schon bemerkt. „Denk jetzt nicht mehr darüber nach und leg dich wieder schlafen. Wir können diese Sache morgen noch besprechen. Du hast viel durchgemacht und solltest dich jetzt wirklich einmal ausruhen. Gute Nacht, schlaf gut Marieke", hörte ich Matthias sagen. Er beugte sich rasch nach vorne und drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange. Dann half er mir vom Boden auf und begleitete mich wieder in mein Bett. Anschließend hockte er sich wieder in seinen Stuhl.

 Er hinterließ ein Häufchen Elend, namens Marieke und ich hielt die Luft an. Ich blieb einfach still sitzen und als ich mir sicher war, dass er eingeschlafen war, atmete ich endlich aus. Ich bewegte meine Hand auf die Stelle, wo er mich geküsst hatte und bemerkte, wie meine Wange glühte. Bin ich etwa rot im Gesicht? Hatte mir dieses kleine Bussi etwas bedeutet? Ich glaube schon. Doch dass müsste bedeuten, dass ich Gefühle für Matthias habe. Ich wollte noch länger über dieses Thema nachdenken, doch irgendwie überkam mich eine plötzliche Müdigkeit. Ich hüllte mich in meiner warmen Decke ein und ließ mich in den großen Polster fallen. Ich schloss meine Augen, doch ich könnte schwören, dass ich kurz bevor ich einschlief, ein leichtes Klopfen an der Fensterscheibe hören konnte.

Schrei, niemand wird dich hören Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt