29. Ein Glücksengel

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Ich wusste es. Ich war ein bisschen zu spät in die Schule gekommen, doch versuchte noch immer das Beste daraus zu machen. Ich kickte meine Schuhe von meinen Füßen und stürmte die Stufen bis zu meinem Klassenzimmer hinauf. Schnell holte ich mir Block und den schwarzen Faber Castell Stift aus meiner Schultasche und kritzelte Wörter auf den Block. Ich war sehr unvorsichtig, was mich dazu brachte fast über paar Steinstufen zu stolpern.

Doch ich lief immer weiter, bis ich plötzlich gegen etwas knallte. Ich wurde mit einer immensen Wucht nach hinten gestoßen. Das U von ENTSCHULDIGUNG zogsich lang zum Blockende. Konnte dieser Tag noch besser werden? Mein block schlitterte ein bisschen von mir weg und mein Stift rollte die Steinstufen hinunter. Ich war wohl auf meine Knie gefallen, da ich plötzlich einen Schmerz in ihnen empfand. Ich biss mir sauer auf die Zunge. Welcher Trottel....?

„Das tut mir Leid.", sagte der mysteriöse Junge. „Geht es dir gut? Kannst du aufstehen? Du bist ziemlich fest in mich hineingekracht.", sagte er mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht. Ich bemerkte, wie mir plötzlich eine warme Röte ins Gesicht schoss.

Ich nickte kurz, doch dieser Junge wusste nicht, dass ich stumm war. Vielleicht findet er es komisch, dass ich nicht rede? Man! Mein Glück.

Er bewegte sich mit großen Schritten weg von mir, während ich mir versuchte mit dem Geländer aufzuhelfen. Das Knie schmerzte eigenartiger Weise immer noch ein bisschen. Komisch, da ich eigentlich nie so „wehleidig" bin.

Es war schon ein bisschen unfreundlich mich einfach so stehen zu lassen, doch der schmunzelnde Junge hatte es wohl auch eilig gehabt. Das hatte ich ja schon fast vergessen. Ich kam viel zu spät in den Unterricht! Ich war schon über 10 Minuten zu spät!

Ich wollte nach meinem Block greifen, doch er lag nicht mehr dort, wo er vorher gelegen hatte. Ein fraglicher Gesichtsausdruck breitete sich auf meinem Gesicht aus.

„Hey, hast du dir eh nicht wehgetan? Wie heißt du eigentlich? Und keine Sorge du musst nicht so schüchtern sein, ich beiße nicht.", sagte der Bub in den ich hinein gedonnert war mit einem Zwinkern.

Er hatte meine Mappe in der Hand und ich konnte sogar meinen Stift, der wohl einige Treppen hinuntergerollt war, in seiner Hand erkennen. Spielerisch drehte er diesen und hielt mir den Block hin.

Erstaunt nahm ich ihn und strich über das Wort:  Entschuldigung.

Doch da kam es mir. Er sagte ich müsse nicht schüchtern sein. Wahrscheinlich dachte er dies, da ich ja nichts redete. Er dachte das ich „schüchtern" war. Ich musste schmunzeln.

„Aha, es regt sich also doch?", lachte er schon fast. Ich lächelte ihn entschuldigend an und rieß den ersten Zettel des Blocks ab. Auf den zweiten schrieb ich: „Sorry ich bin stumm, deswegen hab ich nichts gesagt. ", mit großen Buchstaben. Er beobachtete mich gespannt und als ich ihm den Zettel zusteckte, wich alle Farbe aus seinem Gesicht.

Er hatte kaum Zeit mir noch nachzuschauen, da ich schon die Treppen hinauf hastete. Ich blieb noch einmal kurz stehen und sah ihn von oben an. Er hatte etwas Besonderes an sich, etwas was mich fast schon elektrisierte.

Seine Augen waren tief dunkelbraun und ich musste gestehen, dass ich mich in ihren verlor. Seine Haare waren goldbraun und waren auf die Seite gestylt. Er trug ein lässiges T-Shirt und eine dunkelgraue Jeans. Irgendwie sah er dem Schauspieler Thomas Brodie-Sangster ähnlich. Ich konnte nicht leugnen, dass er mir gefiel, er sah unglaublich süß aus.

Sein Gesicht war vollkommen entsetzt, doch er hatte ein breites Grinsen, in welches ich mich bald verlieren würde.

Schrei, niemand wird dich hören Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt