Chapter One: Verdammt, Gott ich liebe dich

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Seine Augen weiteten sich. Er fragte sich bestimmt:' hat sie gerade wirklich meinen wahren Namen gesagt? Hat sie gerade bestätigt, dass sie weiß, dass ich ein Gott bin?'

Ich musste schon wieder grinsen. Er war so verdattert und ich liebte es einmal diejenige zu sein, die ihn überraschte. Und das sollte was heißen, denn schließlich stand mir der Gott des Schabernacks gegenüber.

"Du hast eine wirklich beeindruckende Tochter", setzte ich nach, als er noch immer nicht antworten konnte.

"Du hast wirklich Helia getroffen und all das macht dir nichts aus?", fragte er verwundert. Narfi trat zu uns und war ebenfalls fast sprachlos: "Du hast meine Halbschwester kennen gelernt? Vater und ich durfte sie noch nie besuchen." Er war sichtlich beleidigt. Loki warf ihm einen Seitenblick zu und sagte schroff, aber nicht herzlos:" sei froh, dass du noch am Leben bist."

Dann drehte er sich wieder zu mir und ich kam dazu seine Frage zu beantworten:" nein es macht mir nichts aus. Eigentlich hätte ich es mir schon so lange denken können, bei all den Zeichen. Und wenn es mir schon nichts ausmacht was du bist, dann kann ich es ja wohl auch kaum schlecht finden, dass du in den letzten Tausend Jahren die eine oder andere Frau hattest. Aber warum hast du es mir nicht einfach gesagt? Spätestens im Café. Dann wäre das alles niemals passiert!"

Loki - es war so verdammt schwer ihn nicht mehr Aidan zu nennen - wusste nicht so recht, was er antworten sollte, er druckste etwas herum. Dann drehte er sich erneut zu seinem Sohn: "Würdest du uns vielleicht einen Tee oder so holen gehen?" Doch Narfi hatte anscheinend keine Ahnung, wie alles auf der Erde ablief und schaute ihn nur schräg an. Loki stöhnte. "Warte einfach draußen, in Ordnung?"

Narfi verließ leicht schmollend den Raum. Ich konnte gar nicht anders, als ihn langsam lieb zu gewinnen.

Als die Tür ins Schloss fiel, ließ sich Loki neben mich auf mein Bett sinken. "Ich werde dir alle Fragen beantworten, das verspreche ich dir, doch ich bitte dich, erzähl mir zuerst wieso du wieder hier bist. Was hat Hel zu dir gesagt?"

"Sie hat die Nachricht, die du anscheinend mit mir geschickt hast erhalten. Sie meinte, sie hatte dir nie gesagt, dass sie auch Menschen zurück schicken könnte und da meine Zeit noch nicht abgelaufen war... Sie war es auch, die mir die Augen öffnete. Durch sie begriff ich, dass ich dich wirklich liebe, egal wer oder was du bist", erzählte ich ihm. Dabei ließ ich ganz bewusst aus, dass ich auf ihn aufpassen sollte und ihn vor sich selbst beschützen. Er kam mir sehr stur und selbstbewusst rüber, was dieses Thema betraf und ich wollte nicht, dass er sich bevormundet fühlte oder gar sauer wurde, was sollte ich auch schon als Mensch ausrichten, wenn es hart auf hart kam?

"Du glaubst gar nicht, wie glücklich mich das macht zu hören", er lächelte. "Ich hatte solche Angst du würdest mir das niemals verzeihen und vielleicht sogar Angst vor mir haben, nachdem was du alles aus den Büchern über mich weißt. Doch ich versichere dir, die meisten davon stellen mich nicht besonders gut dar, das ist aber meistens nicht die Wahrheit. Jede Geschichte braucht ihren Bösewicht und leider bin ich das von allen Göttern. Es ist so einfach etwas als falsch hinzustellen, wenn man es nicht versteht. Wenn du irgendwelche Fragen hast, wie es wirklich war, dann frage nur, ich bin dir mehr als nur eine Antwort schuldig."

Und dann begann er zu erzählen, was in den letzten Tagen geschehen war. Er berichtete von den beiden Wölfen, die ihn überfallen hatten - ich erwähnte nicht, dass ich ihr Knurren ebenfalls gehört hatte - und weit weg verschleppt hatten. Dass er keine Wahl hatte, als sie zu töten und dann viele Stunden brauchte, um wieder hier her zu gelangen. Auf die Frage, was sie von ihm wollten, sagte er nur, dass es um alte Geschichten ginge, die nicht mehr wichtig seien. Sie waren tot und damit auch die Anschuldigungen gegen ihn, die sowieso nicht gestimmt hatten.

Ich war zu müde, um weitere Fragen zu stellen außerdem hatte ich mir die meisten sowieso selbst beantworten können. Schließlich konnte ich sein ganzes Leben in Büchern lesen. Das war erst ein mal genug. Mein Kopf dröhte von all dem neuen Wissen und dem Unfall.

Er verstand natürlich, dass ich meine Ruhe brauchte und nachdem ein Arzt meine Werte gecheckt hatte und immer wieder vor sich hinmurmelnd "das ist einfach unmöglich" das Zimmer verlassen hatte, ging auch Loki, um sich mit seinem Sohn zu unterhalten, denn er wusste noch immer nicht wirklich warum dieser einfach hier war und wie er überhaupt hier her gelangt war.

Erst als vollkommene Ruhe mich einhüllte, musste ich wieder an das Amulett in meiner Hand denken, noch hatte keiner bemerkt, dass ich es besaß. Im fahlen Licht des Morgen betrachtete ich den schwarzen gläzenden runden Stein, der in einer wunderschön verschnörkelten goldenen Fassung lag. Wenn ich genau hinsah, konnte ich sehen, wie sich das Innere des Steins leicht bewegte. Noch vor Kurzem hätte ich gedacht, dass ich mir das nur einbildete, aber da ich nun sogar mit Beweis wusste, dass es Magie gab...

Und das brachte mich zu meinen nächsten Punkt. Loki. Ich wusste, dass ich ihn liebte und dass er dasselbe empfand, doch konnte ich ihm abnehmen, dass er wirklich so unschuldig war, wie er behauptete? Die ganzen Geschichten mochten zwar überspitzt sein, doch alles enthielt auch immer einen wahren Kern. Ich sagte mir zwar, dass mir das alles keine Angst machte und bei Loki war ich auch ganz gelassen, aber jetzt, das erste Mal alleine mit all dem Wissen sah ich, wie auf den Geräten alle Werte anstiegen. Ich hatte fast das Gefühl eine Panikattacke zu haben. Ich würde Zeit brauchen das alles zu verdauen und vielleicht auch etwas Abstand. Wenn ich nur eine Person kennen würde, die genauso wie ich ganz 'normal' war, mit der ich über alles reden konnte. Meinungen austauschen und Ratschläge einholen. Doch ich war vollkommen auf mich alleine gestellt. Wo war ich da nur hinein geraten?

Hii,
Nach einer kurzen Pause geht es nun weiter. Ich hoffe ihr seid alle gut im neuen Jahr angekommen.
Die nächsten Kapitel werden sehr gedankenlastig, ich hoffe das macht euch nichts aus, aber es gibt so viel, was die beiden und auch Narfi zu klären haben.
Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag

LG eure Cristina

Ragnarök - Sommerregen✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt