Chapter Three: In deinen Armen

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Ich hatte einige Stunden schlafen können, als es an der Tür klopfte und diese sich langsam öffnete. Verschlafen rieb ich mir die Augen und erkannte nach einigen Blinzeln Jennifer. Dicht gefolgt von Liam und Cole betrat sie den Raum. Die Blicke der drei waren unsicher und traurig, doch als sie erkannten, dass ich wach war und auch nicht verletzt aussah, stürmte Jenny auf mich zu und nahm mich fest in den Arm.
"Gott sei Dank geht es dir gut", nuschelte sie in meine Haare. Ja, 'Gott sei Dank', wie recht sie mit dieser Aussage hatte. Alles bekam plötzlich einen anderen Sinn, eine tiefere Bedeutung. Als sie sich endlich von mir lösen konnte, durften auch Liam und Cole mich begrüßen. Ich war so froh sie zu sehen, so glücklich sie überhaupt noch ein mal wieder sehen zu können. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es für sie gewesen wäre, hätte Helia mich nicht zurück geschickt von den Toten. Ja sogar Cole freute ich mich zu sehen. Das, was er getan hatte, war zwar noch immer nicht lange her, doch ich hatte das Gefühl jetzt ganz anders über alles denken zu sollen. Er wusste nicht was er tat. Er war betrunken gewesen und übereifrig. Jetzt da ich so viel wusste, so viele Dinge, die ich kaum begreifen konnte, wie war es da ihm nicht für diese 'Kleinigkeit' zu vergeben. Das Leben war viel zu kurz, als dass ich es ihm ewig nachhalten konnte.

Während Jen sich auf mein Bett fallen ließ, nahmen die beiden Jungs auf Stühlen an der Wand platz. "Was ist passiert? Ich will alles wissen!", drängte mich Jennifer.

Ja was war passiert? Was sollte ich ihnen sagen? Die Wahrheit wohl kaum. Sie würden Loki hassen, dass er mich dazu gebracht hatte stürmisch wegzurennen und nicht auf die Straße zu achten. Es war meine eigene Schuld gewesen, doch das würde sie nicht kümmern. Jenny war sowieso schon misstrauisch genug, weil er so lange weg gewesen war. Jetzt konnte ich verstehen, wie es für Loki gewesen sein musste. Nicht sagen zu können, was gewesen war, aber auch nicht lügen zu wollen. Ich war in der selben beschissenen Situation.

"Ehm..", begann ich. "Ich war auf dem Weg zu Aidan. Es regnete in Strömen, die Sicht war schlecht und ich wollte nur ins Trockene. Ich habe nicht auf die Straße geachtet und das Auto kam aus dem Nichts. Aidan hat es vom Café aus gesehen und kam raus. Er hat mich ins Krankenhaus begleitet und ist bei mir geblieben. Es sah im ersten Moment schlimmer aus, als es war. Mir geht es schon fast wieder gut." Die Lüge war gar nicht mal so schlecht. Die anderen schienen es auf jeden Fall zu glauben.

"Oh man El, du hast uns so einen Schrecken eingejagt. Wir sind sofort los, als wir es erfahren hatten", meldete sich Cole zu Wort.

"Wer hat es euch eigentlich gesagt? Ich habe meine Tasche mit meinem Handy noch nicht wieder und konnte niemanden anrufen", erklärte ich.

"Aidan war es", antwortete Liam. "Er hat uns vorhin angerufen und gesagt, dass du hier bist. Er meinte es würde dir bestimmt gefallen uns zu sehen."

Loki? Das hätte ich nicht erwartet. Er konnte die drei doch gar nicht leiden? Warum sollte es ihn interessieren, ob sie es wussten?

"Ja ich bin wirklich froh, dass ihr da seid", antwortete ich aber nur und meinte es ehrlich. "Erzählt es aber bitte nicht weiter. Mir geht es ja fast wieder gut und ich will nicht von allen Seiten Fragen gestellt bekommen und betüttelt werden. Und dann müsste ich wegen Aidan lügen", fügte ich noch hinzu. Die anderen nickten. Sie verstanden es.

Sie blieben noch eine Weile und wir unterhielten uns über alltägliche Dinge. Da ich ja nur eine Nacht weg gewesen war, gab es da nicht viel und sie gingen relativ schnell, was mir auch nicht Unrecht war, da ich gerne mit Loki reden wollte.

"Könnt ihr bitte Aidan zu mir hereinschicken?", bat ich sie, als sie gingen.

"Klar wir sehen uns bald, bis dann", verabschiedete sich Jennifer und ich war wieder alleine.

Aber nur kurz, denn Loki kam wenige Minuten später und setzte sich mit einer Tasse Tee für mich auf mein Bett.

"Wie geht es dir?", fragte er.

"Schon viel besser, danke", antwortete ich. "Ich glaube Helia hat alle Wunden heilen lassen. Ich bin nur etwas müde. Das ist alles."

Er lächelte:" die Ärtze haben gesagt, dass sie so etwas auch noch nie erlebt hätten. Sie wollen dich noch zwei Nächte überwachen, dann darfst du schon wieder nach Hause."

Ich war erleichert. Ich mochte Krankenhäuser nicht sonderlich und wollte gerne wieder etwas Alltag zurück haben, soviel wie überhaupt möglich war in dieser Situation.

"Wieso hast du meine Freunde angerufen. Du kannst sie doch gar nicht leiden, oder?", fragte ich gerade heraus.

"Ich tat es für dich. Das alles ist schon schwer genug vor allem für dich. Ich wollte nicht, dass es noch komischer wird, wenn mehr Zeit vergeht und sie es nicht wussten. So sind sie beruhigt und stellen nicht so viele Fragen", erklärte Loki.

"Danke. Ich finde es süß, wie du dir Gedanken machst." Ich lächelte. Ich wusste nicht, ob nun der richtige Moment war, aber ich wollte da noch diese eine Frage loswerden, die in mir brannte. "Ich muss noch eines wissen: Wieso bist du hier? Ich meine nicht hier bei mir, sondern hier auf der Erde. Was ist dein Ziel? Du bist ein Gott, was willst du von einem Menschen. Wie kann es sein, dass du dich in mich, einen einfachen Menschen verliebt hast?"

Es schien in ihm zu arbeiten. Die Frage war ihm höchst unangenehm, doch ich wollte eine Antwort und hoffte, es wäre die reine Wahrheit diesmal.

Er zögerte noch kurz, dann antwortete er endlich:" du hälst dich selbst für viel zu gering. Die Menschen waren schon immer für mich das interessanteste Geschlecht in den Neun Welten. Und du Elaine bist einfach nur wundervoll. Die Geschichte von meinem Vater, der mir nichts zutraut und der Familie, die nur hinter ihm steht... ich habe nicht gelogen. Ich meinte damit Odin und all die anderen Asen. Ich kam auf die Erde, um zu beweisen, dass ich es schaffen kann, dass ihr an uns glaubt und dass sie mich wieder mehr wertschätzen. Und dann traf ich dich. In deiner Gegenwart ist all die Ehre und der Ruhm unwichtig geworden. Du bist der Mensch, den ich immer gesucht habe, den ich gesehen habe, als ich mit Odin und Hönir die Menschheit erschaffen habe. Die Welten haben sich verändern, doch du hast etwas Altes und Magisches in dir. Eine Gabe, die die meisten Menschen mit dem Glauben an uns verloren haben."

Mir fehlten die Worte. Doch nicht etwa, weil er mich daran erinnert hatte, dass es ohne ihn mich nicht gäbe, nein der Gedanke, war zwar schon etwas skuril, aber ich konnte einfach nicht begreifen, wie er mich sah. Als wäre ich die besondere hier und nicht er. Ich konnte gar nicht anders, als mich nach vorne zu beugen, ihn an seinem Oberteil zu mir zu ziehen und zu küssen. Seine Lippen waren samtig weich wie immer. Er strahlte eine wunderbare Wärme und Energie aus und wusste nun auch warum. Loki erwiderte den Kuss und beugte sich über mich. Mit der einen Hand stützte er sich auf dem Bett ab, mit der anderen spielte er mit meinem Haaren im Nacken. Ich hatte das Verlangen einen Schritt weiter zu gehen, doch nicht hier und jetzt. Aber etwas anderes konnten wir tun.

"Willst du dich zu mir legen?", fragte ich vorsichtig. Er lächelte und nickte. Ich hob die Decke an und er rutschte neben mich. Mit meinem Kopf auf seiner Brust schloss ich die Augen und genoss seine Nähe. Seine eine Hand ruhte auf meiner Taille und strahlte eine angenehme Wärme aus, die meinen Körper zum Kribbeln brachte.

Ich fühlte mich sicher bei ihm und wenige Minuten später war ich eingeschlafen.

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