Chapter Thirteen: Wann hält ein Traum schon mal an?

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Wie aus einem tiefen märchenhaften Traum erwachte ich am frühen nächsten Morgen. Die Sonne ging gerade auf und schien zwischen den Steinen in unser kleines Versteck und wärmte mein Gesicht.

Die letzte Nacht war wundervoll gewesen. Er war wundervoll gewesen.
Ich traute mich gar nicht meine Augen ganz zu öffnen, als würden die Erinnerungen an die letzten Stunden verschwinden können, sobald ich ganz wach wurde.
Genüsslich räkelte ich mich auf den Klamotten und fuhr mit meiner Hand durch den kühlen Sand. Lies ihn durch meine Finger rieseln. Genoss den Moment.
Loki lag schlafend zu meiner rechten Seite. Er war so wunderschön. Seine schwarzen Haare, die golden im Licht glänzten, als würden sie brennen, sein ebenmäßiges Gesicht, das so viel Liebe verhieß, Klugheit und Erfahrungen. Sein ganzer Körper.

Als ich erfahren hatte, wer er wirklich war, hatte ich Angst gehabt, wie unser erstes Mal wohl sein würde. Ich war zwar nicht ganz unerfahren, doch zwischen uns lagen Welten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wer konnte schon ahnen, was er für Erfahrungen in den letzten Jahrtausenden gesammelt hatte.
Doch das alles war vollkommen unbegründet gewesen. Er war so liebevoll, zurückhaltend und doch genau im richtigen Maße fordernd gewesen.
Wusste genau, was ich brauchte, was ich wollte.

Manchmal lohnte es sich spontan zu sein und nicht alles tausende Male zu überdenken. Meistens entstanden genau dann die schönsten Erinnerungen. Und diese Erinnerung würde für immer bleiben, da war ich mir sicher. Ganz egal was noch vor uns lag, welcher Weg für uns bestimmt war, wir waren nun eins und ich würde nicht zulassen, dass der kindliche Zorn einiger Götter dies ändern würden.

Langsam richtete ich mich auf und blickte mich um. Niemand konnte uns hier sehen. Die großen schwarzen Felsen waren wie der Rand eines großen runden Nestes und wir behütet in seinem Inneren.
Leise schnappte ich mir Lokis langen Mantel, auf dem ich gelesen hatte ich lief halbwegs bekleidet zum Wasser.

Es war noch viel zu früh für die meisten Bewohner San Diegos und so musste ich mir keine Gedanken über mein Outfit machen. Nur einige Surfer waren in weiter Ferne zu erkennen.
Ich lief einige Meter in das seichte Wasser. Genoss die Wärme der Morgensonne in meinem Rücken und ließ meinen Blick über das Meer schweifen. Ein paar Möwen zogen ihre Kreise am wolkenlosen Himmel, stießen ab und zu einen Schrei aus. Am Horizont erkannte ich einige Fischerboote.

Dieser Moment... könnte er doch nur für immer bestehen...

Hinter mir benahm ich plötzlich das Klingeln eines Handys. Meines Handys. Genervt über die Störung lief ich zurück zu unserem Lager. Natürlich war Loki mittlerweile aufgewacht und suchte nach dem Störenfried in unserem Klamottenberg.
Schließlich fand er es und reichte es mir mit einem schläfrigen Lächeln.
"Elaine Gold", meldete ich mich, ohne auf die Nummer auf dem Display zu achten.

Es war meine Mutter. Ihre Stimme klang brüchig. Sie konnte kaum ein vernünftiges Wort herausbringen so aufgelöst war sie.
"Mum, beruhige dich, was ist denn los?", fragte ich und bekam es mit der Angst zu tun. Meine Mutter war eine starke selbstsichere Frau. So schnell konnte sie nichts aus der Ruhe bringen.
"Dein Vater... er...", begann sie. Brach dann doch wieder ab.
Der magische Moment war endgültig zerstört. Zitternd umklammerte ich mein Handy und wartete auf eine Erklärung.
Loki stand neben mir und musterte mich besorgt. Man musste mir den Schrecken ansehen.

Im Hintergrund vernahm ich Geflüster. Die Stimme meines Cousins konnte ich klar heraushören.
Plötzlich war er am Telefon.
"Hey Ellie, hier ist Mason", begrüßte er mich und auch bei ihm konnte ich sofort heraushören, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.
"Hi", konnte ich nur entgegnen. Mein Herz schlug wie wild vor Anspannung.
Unbewusst entfernte ich mich immer mehr von Loki, damit ich für mich alleine war und er nicht mitbekam, was ich jetzt erfahren würde, solange ich nicht wusste, um was es ging.
"Ich weiß gar nicht, wie ich es dir erklären soll...", druckste er zunächst herum. Ich hörte, dass er tief ein und ausatmete:" dein Vater hatte einen Herzinfarkt. Die Ärzte meinen er hat nicht mehr viel Zeit. Die Chancen auf eine Genesung stehen sehr schlecht."
Die Nachricht traf mich wie eine Bombe. Fassungslos ließ ich mich in den Sand sinken und hielt mir die Hand vor den Mund. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
Er war doch gerade einmal 52 Jahre.
In diesem Alter rechnete man doch noch nicht mit so etwas.
Ich war wie gefangen in einer Starre. Meine Gedanken standen still, mein Gehirn wollte die Informationen nicht verarbeiten.
Mason riss mich schließlich aus dem Schock. "Elaine, bist du noch da?"
Ich kam hektisch auf die Beine. Das Handy rutschte mir fast aus meinen schweißnassen Händen. "Ich komme. Ich bin schon so gut wie auf dem Weg. Sag Mum, dass ich spätestens in 20 Stunden bei euch bin", schniefte ich und stolperte durch den Sand zurück zu Loki.
"In Ordnung. Ich hole dich an Flughafen ab", antwortete er noch, dann legte ich auf. Ich musste mich beeilen.

Rasch sammelte ich meine Sachen zusammen und achtete dabei gar nicht auf Loki, der etwas ratlos und verwirrt neben mir stand.
"Ich muss nach London fliegen. Sofort. Mein Vater... er...", stotterte ich, versucht vor ihm gefasst zu bleiben. Doch ich hatte mich nicht unter Kontrolle und Loki merkte das natürlich.
Er stellte sich mir in den Weg und fasste mich an den Schultern, damit ich stehen blieb.
"Ich weiß es ist schwer, aber beruhige dich. Ich habe alles gehört und komme natürlich mit. Aber bitte atme erst mal tief durch. Wenn noch irgendetwas passiert, so aufgekratzt wie du bist, bringt das keinem was."
Seine wundervollen grünen Augen... einen Moment blickte ich ihn nur an, dann verschwand das letzte Bisschen des Versuchs stark zu bleiben und ich brach in Tränen aus.
Loki nahm mich fest in den Arm und ich klammerte mich an ihm fest.

Seine Wärme half wieder klare Gedanken zu fassen. Natürlich hatte er Recht. Mein Vater war noch nicht tot und total neben mir stehend würde ich nicht so schnell nach Hause kommen. Schließlich löste ich mich von ihm. "Bringst du mich nach Hause?", fragte ich. Meine Stimme war wieder fest und sicher.
Er nickte nur und eilig zogen wir uns an.

Es war ein merkwürdiges Gefühl durch die Massen auf der Strandpromenade zu laufen in dieser Kleidung. Ich konnte mir immer noch sagen, dass es eine Verkleidung war, doch Loki präsentierte vor allen sein wahres Ich. Doch die Menschen waren zu blind die Wahrheit direkt vor ihren Augen zu erkennen. Glücklicherweise, doch irgendwie auch traurig.
Wir liefen denselben Weg wie in der ersten Nacht, als er mich nach Hause gebracht hatte.
Alles könnte so verdammt schön sein. Doch wann konnte schon mal etwas perfekt laufen?

Ohne viele Worte kamen wir bei mir an und ich rannte an Jennifer vorbei nach oben und stürmte in mein Zimmer.
"Hey, wo zur Hölle warst du die ganze Nacht?", rief sie mir hinterher. Doch ich hatte keine Zeit für Erklärungen.
Ich konnte hören wie sie Loki fragte, was los sei und nachdem er es ihr erklärt hatte, hörte ich ihre Schritte auf der Treppe. Ich hatte nun wirklich keine Lust auf ihr Mitleid. Zu viele nette Worte würden mich nur wieder aus dem Konzept bringen.
Anscheinend ahnte sie dass, denn sie fragte lediglich, ob sie mir helfen könne und während ich meine Kleidung in einem Koffer schmiss und rasch meine Kleidung wechselte, holte sie meine Sachen aus dem Bad. Nach wenigen Minuten war alles zusammengesucht. Wenn ich irgendetwas vergessen hätte, wäre es auch nicht schlimm. In meinem Kinderzimmer in London waren auch noch so einige Sachen von mir. Zum Schluss zog ich noch schnell die Kette von Helia an, die auf meinem Nachtschrank gelegen hatte und versteckte sie unter meinem Shirt. Aus irgendeinem Grund hatte ich sie bis jetzt vor allen versteckt und deswegen auch gestern nicht zu dem Kleid getragen, denn da hätte sie jeder gesehen und Loki wäre sicher aufgefallen, dass es nicht nur einfacher Schmuck war. Er hatte so viele Geheimnisse vor mir, dass ich irgendwie den Gedanken beruhigend fand, dass da auch was war, was er nicht wusste.

"Wir können das Auto von Liam nehmen", erklärte, der noch immer an der Tür wartende Loki und winkte mit dem Schlüssel. Ich nickte dankbar und umarmte die beiden kurz, nachdem ich unten angekommen war.
"Du meldest dich, wenn ihr angekommen seid, Ja?", bat Jenny mich.
"Mach ich. Gebt ihr in der Uni Bescheid?"
Beide nickten.

Keine Minute später saßen wir im Auto und waren auf dem Weg zu Loki.

Hiii,
Nach Rock im Park und Southside bin ich wieder zurück. Mit neuer Energie und Motivation. Und vor allem Zeit 😂 sorry für die lange Pause 😅
Und sorry dass ich mit diesem Kapitel das Glück der beiden etwas zerstört habe. Aber wir sind noch nicht beim Happy End angekommen. Und auf Dauer wäre mir das auch zu schnulzig. Wie seht ihr das? Lieber viele schöne Momente oder Spannung und auch mal was trauriges?

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Auch wenn unsere Nationalmannschaft das nicht so einfach macht.

LG eure Cristina

Ragnarök - Sommerregen✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt