Chapter Ten: In den Neun Welten

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Der Freitag kam und ich stand unentschlossen vor dem monströsen Kleiderschrank von Jenny. Es gab so viele Kleider - zu viele Kleider. Doch ich konnte diesmal nicht einfach eines nehmen, bei dem ich dachte, es würde am besten zum Motto passen. Nein, diesmal musste ich auch einen Gott beeindrucken. Ich hatte nie so wie die anderen Mädels werden wollen, aber je mehr Zeit ich mit Loki verbrachte, desto wichtiger wurde mir mein Aussehen.

Wie viele Frauen musste er schon gehabt haben? Wie schön waren wohl Asinnen, wenn er und Thor schon so verdammt gut aussahen? Irgendwie musste ich doch da mithalten, auch wenn ich mir sagte, dass es für ihn keinen Unterschied machen würde.

Ich war noch am grübeln, als Jen nach mir rief.

Ich verließ ihr Zimmer und eilte die Stufen hinab ins den Essbereich. "Hier das kam gerade für dich", sagte Jennifer und reichte mir einen großen braunen Karton mit einer blauen Schleife. "Was ist das? Und von wem?", fragte ich verwirrt. Es hatte keinen Absender und auch keine Adresse. In einer Ecke stand nur in geschwungenen Buchstaben mein Name.

Jenny zuckte nur mit den Achseln: "Es stand so vor der Tür. Machs auf. Vielleicht weißt du dann von wem es ist." Dann verschwand sie ins Wohnzimmer.

Aufgeregt ging ich in mein Zimmer und legte das Päckchen auf mein Bett.

Langsam löste ich die Schleife und hob den Deckel an. Wunderschönes blaues Pergamentpapier mit goldenen Mustern hüllte einen Gegenstand ein, den ich noch nicht erkennen konnte. Darauf lag eine weiße Karte mit der selben verspielten Handschrift, wie die auf dem Deckel. Auf der oberen Seite stand nur noch einmal mein Name. Ich drehte die Karte um und entdeckte einen kurzen Text: 'Für die schönste und magischte Frau in den Neun Welten. Gold und strahlend wie die Sonne, erfüllt mit so viel Reinheit und Aufrichtigkeit, dass sie es schaffte mein Herz zu stehlen, in einer Zeit, in der ich es nicht für möglich gehalten hätte. Trage dieses Kleid mit dem Wissen, dass keine andere Göttin es jemals hätte besser aussehen lassen können.
Sei bei Sonnenuntergang bereit und begleite mich, wenn du möchtest auf die Feier. Ich werde an deiner Seite stehen. Heute und für den Rest aller Tage.
In Liebe - der glücklichste Mann in den Neun Welten."

Wow, so etwas romantisches hatte ich noch nie gelesen. Ich fühlte mich wie in einem dieser Cinderellafilme. Der Prinz gesteht dem Aschenputtel seine Liebe und sie tanzen gemeinsam auf einem Ball in den Sonnenaufgang.

Ich musste mich erst einmal setzen und die Worte sacken lassen. Wollte er wirklich sich mit mir in der Öffentlichkeit zeigen? Vor all seinen Studenten und meinen Freunden? Ich war mir nicht sicher, ob ich dazu bereit war, aber dass er das Risiko auf sich nahm, dass er Ärger bekommen könnte, bewies mir, wie ernst es ihm war und ein Schauer lief mir über den Rücken. Der nächste Schritt. Es würde wahr, real werden, wenn wir das taten. Es gäbe kein Zurück, kein Leugnen...

Langsam faltete ich das Papier zur Seite und genoss jede Sekunde dieses Augenblickes dabei.

Das Kleid war ein Traum aus Seide. Es war blau, fast die selbe Farbe, wie die meiner Augen und besaß eine leichte Musterung, bestehend aus leicht andersfarbigen nordischen Ornamenten. Vorsichtig zog ich es aus dem Karton und entdeckte darunter goldenen Schmuck. Ich konnte gar nicht anders, als es direkt anzuziehen. Es bestand aus mehreren Schichten. Während die vorderen Stoffe mir etwa bis knapp unter das Knie reichten, wurde es nach hinten immer länger und endete in einer kleinen Schleppe. An der Taille brachte in einen goldenen Gürtel an, den ich bei dem Schmuck gefunden hatte. So saß es an der Brust locker, genauso wie darunter, schmeichelte aber trotzdem der Figur. Ich bewunderte den tiefen V-Ausschnitt vorne und hinten, genauso wie die breiten Träger, die mit zwei goldenen Broschen auf den Schultern befestigt wurden. Es gab noch einige Armreifen, Ringe und Haarspangen und ich musste erschreckt verstellen, dass alles aus echten Gold zu bestehen schien. Das Kleid selbst besaß auch so viele Falten und Schnickschnack, dass ich es gar nicht vollkommen erfassen konnte.

Ehrfürtig steckte ich einen Teil meiner Haare hoch und befestigte die Spange, die mich schon fast an ein Diadem erinnerte. Ich konnte gar nicht genug von meinem eigenen Spiegelbild bekommen.
'So sehen also wahre Göttinnen aus', dachte ich und mein ganzer Körper kribbelte. Passte ich in diese Welt? Ich wusste es nicht, denn eigentlich war das alles gar nicht meins, doch vielleicht entdeckte ich es gerade auch erst für mich, denn ich war so glücklich wie seit Ewigkeiten nicht mehr.

Nach einer halben Stunde hatte ich auch die passenden Schuhe gefunden und mich geschminkt. Die Sonne stand schon sehr tief, als Jenny erneut nach mir rief: "Hey Elaine, da draußen steht eine Limousine. Ich glaube die will uns abholen."

Schnell schnappte ich mir meine Tasche und ein Tuch, welches ich mir um die Schultern legte und rannte hinunter. Liam und Jenny standen an der Tür und drehten sich zu mir um.

"Ich glaube ich bin mit der falschen Mitbewohnerin zusammen", brachte Liam hervor und riss dabei die ebenfalls staunende Jen aus ihrer Trance. "Hey", sie knuffte ihn in die Seite. Ich musste lachen. Wie perfekt die beiden einfach zusammen waren. Immer witzig und dabei den anderen zu necken.

"Ihr seht aber auch klasse aus", versuchte ich von mir abzulenken und deutete auf das bordeauxfarbene Kleid von Jenny und den dunklen Anzug Liams. Beides war zwar nicht so nordisch wie meins, aber man konnte doch deutlich erkennen, dass sie nicht nur normale schicke Outsfits sein sollten.

"Es ist von Aidan, nicht wahr?", fragte Jenny und ich meinte ein klein wenig Neid heraushören zu können. Ich konnte nur als Antwort nicken, denn ich war zu sehr ergriffen von diesem Moment, dass mir die Worte fehlten. Wie wundervoll dieser Abend noch werden sollte, konnte ich in diesem Moment noch nicht erahnen und ich hätte es wahrscheinlich auch gar nicht geglaubt.

Als wir das Haus verließen stand Loki an der hinteren Tür der schwarzen Limousine und lächelte mich freudig an. Mir blieb fast die Luft weg, als ich ihn in diesem Outfit sah. Seine Robe war überwiegend aus schwarzem Stoff und Leder, wie seine Haare, mit einzelnen Akzenten aus grünem Stoff, der widerum seine Augenfarbe unterstrich. Genauso wie mein Kleid trug er goldenen Schmuck, perfekt auf mich abgestimmt. 'Das ist also der Gott des Feuers', dachte ich und konnte zu ersten Mal wirklich realisieren wer da vor mir stand. Für die anderen war das nur eine Verkleidung, dabei zeigte er sich das erste Mal als der Mann, der er wirklich war.

"Du bist wunderschön". flüsterte Loki und gab mir einen Kuss. Ich war noch immer viel zu sprachlos, sodass ich nur den Kuss erwidern konnte. Er öffnete elegant die Tür und ich stieg ein.

Hiii,
Endlich hab ich für euch mal ein neues Kapitel und ich hoffe euch gefällt's 😊

Wer von euch war schon in Avengers Infinity War? Ich schon zwei Mal. Ich will hier nicht spoilern, für alle, die ihn noch sehen wollen, deswegen... Wer darüber reden will kann mich gerne anschreiben und Theorien austauschen, wie es weiter gehen wird, auch im Bezug auf Loki. Dies gesehen haben werden schon wissen, was ich meine 😉

LG eure Cristina 😊

Ragnarök - Sommerregen✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt