Lokis Sicht:
"Wir sollten vielleicht nicht hier reden", warf Thor ein und warf einen Blick auf Elaine. Sie stand dort in der Ecke am Fenster und musterte uns beide aufmerksam. Sie schien weniger Angst zu haben, als ich um sie.
Ich überlegte kurz, ob es wirklich besser war zu gehen, aber ich wusste nicht, wie ich ihr schon wieder erklären sollte, dass ich Geheimnisse vor ihr hatte. Ich hatte es so satt ihr nicht alles sagen zu können. Auch wenn es zu ihrem eigenen Schutz war und vielleicht auch etwas zu meinem eigenen.
"Wir können offen sprechen", entschloss ich schließlich. "Sie weiß von uns." Thor warf ihr einen zweifelnden Blick zu: "bist du dir sicher? ist sie sich darüber im klaren, was du hier wirklich machst?!"
So rüpelhaft der Gott des Donners auch sein mochte, er schien genau zu wissen, wie sensibel man mit gewissen Themen gegenüber Menschen umgehen sollte.
Elaine warf mir einen fragenden Blick zu. Ich konnte jetzt keinen Rückzieher machen. Ich atmete einmal tief ein und aus:" was hast du zu sagen?"
Elaine hatte auf ihrem Bett Platz genommen. Ich sah wie sie vor Kälte zitterte und ich hätte sie gerne gewärmt, doch ich glaubte nicht daran, dass sie mich gleich noch in ihrer Nähe haben wollte. Deswegen setzte ich mich auf einen Stuhl neben dem Bett, zwischen Thor und ihr. Sicher war sicher.
Thor lehnte sich an die Wand und schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Odin und die anderen Asen haben mich geschickt dich zu töten, nachdem sie erfahren hatten, was mit meinem Halbbruder geschehen ist", sagte er schließlich nüchtern. Ich hörte, wie Elaine hinter mir scharf die Luft einsog. Ansonsten blieb sie aber still. Meine Hand ballte sich zu einer Faust, bis die Knöchel weiß hervortraten. Ich war zu allem bereit. Das war genau das, was ich erwartet hatte, als ich mit Mjölnir in seiner Hand erblickt hatte. Ich wäre ihm am liebsten sofort an die Kehle gesprungen, doch ich hatte gerade erst den Fehler begangen nicht zugehört zu haben und das sollte nie wieder passieren. Darüber hinaus hatte ich auch nicht den Hauch einer Chance gegen Thor. Er war ein Krieger - der Krieger. Bei Tyr hatte ich das Überraschungsmoment auf meiner Seite gehabt und keinen Menschen an meiner Seite, den ich beschützen musste.
"Und was hält dich nun davon ab?", fragte ich trocken. Das fragte ich mich tatsächlich. Thor und ich waren zwar Freunde seit tausenden Jahren, doch wenn sein Vater etwas von ihm wollte, so zögerte dessen Sohn niemals. Bis auf jetzt.
"Vater weiß nicht, was ich hier tue. Er denkt ich führe seine Aufgabe aus, doch ich habe es satt mich von ihm lenken zu lassen. Ich will selbst entscheiden, was richtig ist. Ich hatte eine Unterhaltung mit Heimdall und er meinte, dass du so glücklich bist, wie noch nie. Er hatte dich immer im Auge. Dich und sie. Die Menschenfrau. Du weißt, wie er zu dir steht und dennoch erzählte er mir das alles. Ich glaube selbst er kann Odins Entscheidungen mittlerweile nicht mehr verstehen. Er hat sich verändert. Wir gaben dir bis Ende des Sommers Zeit und was wären wir, wenn wir unsere eigenen Worte nicht halten könnten?"
Ich war sprachlos. Hatte dieser Gott, der so an den Lippen seines Vaters hing gerade wirklich selbst entschieden mir zu helfen und Heimdall. Ich war anscheinend doch nicht so alleine, wie ich immer gedacht hatte. Langsam entspannte ich mich wieder, wenn ich dem Frieden auch kaum trauen konnte.
"Aber Tyr...", begann ich. "Woher wisst ihr davon?" Ich versuchte es zu umschreiben. Elaine brauchte gewisse Worte nicht zu hören.
"Von Geri. Er hat... überlebt und uns alles berichtet. Auch wenn die anderen dich sofort verurteilten, so denke ich doch, dass ich auch deine Seite der Geschichte hören sollte bevor ich dich verurteile."
Ja meine Sichtweise. Sie war bestimmt kaum weniger grausam als Geris. "Ich habe mich nur verteidigt. Ich wusste nicht, weswegen Tyr gekommen war."
Ich drehte mich zu Elaine. Die nächsten Worte sollte sie auch hören, denn schließlich musste ich die Geschichte richtig stellen, die ich ihr aufgetischt hatte.
"Geri und Freki haben mich angegriffen und verschleppt", sagte ich an Thor gewandt, dann blickte ich zwischen beiden hin und her. "Als ich zu mir kam, war ich in einer Lagerhalle und konnte kaum klar denken. Ich dachte sie wollten mich töten und ich konnte nicht anders, als ihnen zuvor zu kommen. Dass Tyr auftauchen würde, konnte ich nicht ahnen. Es war zu spät. Jetzt weiß ich, dass er mir nur helfen wollte und ich werde die Schuld an seinem Tod ewig mit mir tragen." Ich schien die beiden überzeugt zu haben. Es war eine beschönigte Wahrheit. Was anderes würden sie niemals zu hören bekommen.
Thor kam auf mich zu und legte mir seine Hand auf die Schulter: "Bruder sorge dich nicht, ich bin hier bei dir und wir werden gemeinsam eine Lösung finden."
Womit hatte ich nur all ihre Liebe verdient? Ich saß hier und log ihnen ins Gesicht. Stellte mich besser dar, als ich es war und sie glaubten mir ohne auch nur einen Zweifel. Doch das war es, was ich schon immer getan hatte. Was ich tun musste, um in einer Welt wie dieser zu überleben. Ich stand auf und legte ihm ebenfalls eine Hand auf die Schulter:" ich danke dir Thor. Für alles. Doch wenn du hier bleiben willst, sollten wir dich erst einmal anders kleiden. Du siehst aus wie von einem Mittelaltermarkt." Der Gott schien nicht ganz zu verstehen. Ich musste lachen. "Komm einfach mit", forderte ich ihn auf.
Während er vor der Tür auf mich wartete, kehrte ich noch ein mal alleine zu ihr zurück. Elaine war so still gewesen die ganze Zeit, dass ich nicht wusste, was sie nun dachte. Thor hatte erwähnt, wie lange ich Zeit hatte, bis Ende des Sommers. Sie würde neue Fragen haben.
Ich nahm ihre Hand:" ist alles in Ordnung bei dir?", fragte ich vorsichtig. Sie nickte. "Du hättest mir von diesem Tyr erzählen können. Ich verstehe dich. Wenn er dich entführt hat und dich so behandelte, konntest du ja nicht ahnen, dass er keine bösen Absichten hatte. Wie hättest du darauf kommen sollen? Alles andere lass uns später besprechen ich bin müde und dein Freund wartet auf dich." Sie lächelte.
Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn: "ich liebe dich", flüsterte ich. Ohne Antwort abzuwarten löste ich mich von ihr und verließ den Raum. Ein 'ich dich auch' hätte ich nicht ertragen können. Ich fühlte mich so elend und falsch. Sie glaubte mir alles und ich log sie immer weiter an. Wenn sie nur wüsste was für ein Monster ich wirklich war. Ich betete, dass sie es niemals erfahren musste. Bis Ende des Sommers.
Hiii,
Loki gerät immer mehr in Bedrängnis mit seinen ganzen Lügen.
Denkt ihr, dass er es schaffen wird sich weiter rauszuwinden oder wird er irgendwann auffliegen und alles zerstören?
Und wie würdet ihr Handeln, wenn ihr an deiner Stelle wärt. Und wie würdet ihr als Elaine darauf reagieren?Ich wünsche euch einen schönen Tag
LG eure Cristina
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Ragnarök - Sommerregen✔️
Ficção HistóricaZweiter Teil der Ragnarök Reihe Elaine ist aus Helheim zurückgekehrt und kennt die Wahrheit um Loki. Doch damit fangen die Probleme erst an. Während der Gott des Feuers versucht gut bei ihr dazustehen, möchte sie einfach nur die Wahrheit kennen. Wi...