Identity

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Do you know how it feels to hide
with thoughts repressed deep down inside?
I guess you just loved the lie.
Truth is, you can't decide where my heart resides.
- August Burns Red

Ihre müden Augen starrten ohne zu blinzeln Richtung Süden. Langsam schoben sich die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont und brachten die mit Schnee bedeckte Welt zu glitzern. Das goldene Sonnenlicht tauchte den stillen Garten in ein warmes, freundliches Licht. Dennoch wollte die Gänsehaut nicht von Rubys Armen weichen. Egal wie oft sie mit ihren Händen über die Oberarme strich, ihr wurde nicht warm.

Ihr Augen fühlten sich schwer und trocken an. Sicher konnte man noch immer die roten Striemen auf ihrem Gesicht sehen - ein Beweis für ihre Tränen die auch jetzt noch in ihren Augenwinkeln schimmerten.

Eigentlich müsste sie schreien, fluchen oder zusammenbrechen, doch sie saß hier, auf der kalten Holzbank und starrte den großen Garten an, in dem vor wenigen Wochen noch ein schönes Fest gefeiert worden war. Nun war alles still.

Sie sollte darüber nachdenken was sie nun tun sollte. Savio begleiten und Michael und Mia zurücklassen? oder bei Michael und Mia bleiben und Savio vergessen? Sie wusste es nicht.

Nie hätte sie gedacht sich je in so einer Situation wiederzufinden. Immer wieder versuchte sie an ihre Zukunft zudenken, sich zu entscheiden was sie tun sollte, doch in ihrem Kopf herrschte eisige Leere. Sie konnte sich nicht vorstellen Savio nie wieder zusehen, schon allein der Gedanke das er jetzt nicht bei ihr war tat ihr im Herzen weh. Doch Michael und Mia waren ihr Leben. Sie wusste nicht was da zwischen ihr und Savio war, doch sie war sich sicher das sie Michael und Mia liebte.

Ein leichter Druck um die Schultern ließ sie zusammen zucken. Überrascht betrachtete sie die dunkelrote Decke, die nun um ihre Schultern lag. Michael setzte sich neben sie. Minuten lag war es ruhig und die beiden saßen nur neben einander und blickten in die Ferne.

"Du solltest ihn begleiten."

Es war so ruhig gewesen das Ruby erneut zusammenzuckte als Michaels Stimme die Stille durchschnitt. Verwirrt sah sie ihn an. Seine Worte waren zu ihr durch gedrungen doch schien ihr Kopf sie nicht hören zu wollen.

Quälend langsam griff Michael mit zitternden Händen nach Rubys. Sofort verspürte Ruby das bekannte Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit.

"Ich liebe dich Ruby. Ich habe dich in dem Moment geliebt in dem ich dich zum ersten Mal sah. Damals als wir beide in die gleiche Klasse eingeteilt wurden und du neben mir gelaufen bist als uns die Schule gezeigt wurde. Ich habe mich in dein lächeln verliebt, in dein Lachen. In deine Art den Kopf schief zulegen wenn du etwas nicht mochtest. Ich habe mich in deine unglaublichen Augen verliebt und wollte nichts anderes mehr als sie strahlen zu sehen. Und ich habe es gehasst wenn du nicht da warst. Wenn du krank warst und einfach nicht auf dem Platz eine Reihe vor mir saßt oder wenn wir unterschiedlichen Unterricht hatten. Ich habe es gehasst die Schule zu verlassen, weil ich wusste das ich dich nun den Rest des Tages nicht mehr sehen würde. Ich habe die Wochenenden gehasst.

Und dann hast du angefangen mich war zu nehmen. Ich konnte mich auf das Ende der Schule freuen weil wir dann gemeinsam nach Hause gelaufen sind. Ich konnte mich auf das Wochenende freuen, weil wir etwas gemeinsam unternommen haben. Und das hat sich nie geändert. Ich habe mich damals so sehr in dich verliebt und ich liebe dich noch immer genauso wenn nicht noch mehr und ich werde auch nie wieder eine Frau so lieben wie dich. Du bist die Liebe meines Lebens.

Genau deshalb bitte ich dich Savio zu begleiten. Ich weiß nicht was dieses Werwolf zeug soll und wenn ich ehrlich bin macht es mir verdammt Angst. Ich glaube auch dieses komisch Zeug von wegen Seelenverwandt nicht, aber ich glaube das was ich sehe. Ich sehe wie er dich anguckt und du ihn. Vermutlich weißt du selbst nicht einmal was da zwischen euch ist. Aber egal was es ist, es ist da. Du liebst ihn, auf welche weiße auch immer. Und zwischen uns wird es nie mehr so sein wie zuvor. Egal wie sehr wir es versuchen, du wirst ihn vermissen, du wirst nicht glücklich sein, hier ohne ihn. "

Michaels Stimme war ein leises flüstern, Tränen rollten ihm still über die Wange und seine Stimme wurde immer brüchiger.

Rubys Mund entwichen immer mehr Schluchzer. Die Tränen hatten rote Furchen auf ihrem Gesicht hinterlassen und tropften auf die rote Decke um ihren Schultern.

" Ich kann nicht. Ich liebe dich und Mia, ich kann nicht gehen, ich kann euch nicht einfach vergessen, ich kann nicht einfach abhauen." Unter Rubys Schluchzern verstand man sie kaum.

" Du musst. Ich habe die mehrfach gesagt ich kämpfe um dich, aber das war nicht ganz richtig. Ich kämpfe dafür das du glücklich bist. Du und Mia. Und du wirst hier nicht glücklich werden, und Mia wird mit einer unglücklichen Mutter nicht glücklich." Michael versuchte möglichst emotionslos zu klingen, doch die Trauer schwang in jedem seiner Worte mit.

" Doch, das kommt wieder in Ordnung, irgendwann werde ich ihn vergessen. Ich weiß das ich mit dir glücklich werden kann und ich weiß das ich dich und Mia mehr liebe als alles andere auf der Welt." Tief in ihrem Inneren wusste Ruby das sie sich selbst belog.

"Woher willst du das wissen? " Nun wurde Michael lauter. "Wir wissen doch gar nicht wer wir sind. wir wohnen seit wir denken können in dieser Stadt, haben nicht einmal das Land verlassen, wir wissen doch gar nicht wer wir wirklich sind, wir sind immer hier geblieben und haben den sicheren Weg gewählt, haben jede Art von Veränderung abgelehnt. Wir haben immer das gemacht was man erwartet hätte. Wir haben uns in der Schule verliebt, haben dann geheiratet und dann ein Kind bekommen. Eine klassische schöne Liebesgeschichte wie aus dem Bilderbuch, die wir gelebt haben weil es so einfach war, so sicher. Wir haben nie etwas verrücktes getan, nie etwas erlebt. Woher sollen wir wissen wer wir sind?"

Obwohl sich Michael Ruby zu gewandt hatte klang es so als würde er nicht nur mit ihr sondern auch mit sich selbst sprechen.

Ruby brauchte einen Moment um sich seine Wörter durch den Kopf gehen zulassen bevor sie erkannte das er die Wahrheit gesagt hatte. Sie wusste nicht ob sie zu Michael oder Savio gehörte, weil sie nicht einmal wusste wer sie selbst war.



Hey, das Gefühlschaos geht weiter :D Ich würde mich auch dieses Mal wieder sehr über Kommentare freuen, da es mir echt schwer fällt solche Gefühlsaussprache-Kapitel zu schreiben. Deshalb würde mich eure Meinung, gerne auch konstruktive Kritik sehr freuen.

Grüßchen und ein schönen Advent

Phlolli

Alphas mate but another man's wifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt