-Maxim-
„Nein!" lautstark hallte das Wort durch das Zimmer. Corinne zuckte zwar zusammen, doch an ihrer Meinung ändert es nichts wie mir ihre störrische Miene verriet. „Ich bin damit nicht einverstanden." Erklärte ich noch einmal deutlich und baute mich einer Drohgebärde gleich vor Corinne auf. Diese reckte jedoch nur das Kinn ein wenig höher und erwiderte mit einem festen Blick in meine Augen: „Du musst einsehen, dass ich recht habe!"
Nur mühsam unterdrückte ich ein Knurren. „Zuvor wirst du aber begreifen müssen, dass diese Sarah nicht die geringste Rolle für mich spielt. Was nützt es mir, wenn ich sie vielleicht damit rette, dich aber verliere?" Momentan schien ich nicht in der Lage zu sein in einer normalen Lautstärke zu sprechen. Jedoch war mir dieser Umstand momentan auch herzlich egal. Hauptsache Corinne verstand, dass ich nicht dabei zu sehen würde wie sie sich selbst in Lebensgefahr brachte.
„Maxim." Corinne hielt mich fest als ich mich umdrehen wollte, damit ich nicht mehr in ihr anbetungswürdiges Gesicht sehen musste. Ihre Augen baten mich darum nachzugeben. Ihr diesen dummen, absolut verrückten Wunsch zu erfüllen. Aber das konnte ich nicht! Verstand sie denn nicht, dass sie für mich über alles ging? „Mir kann dabei nichts passieren." Versicherte mir Corinne.
„Willst du mich verarschen?" brüllend wandte ich mich von ihr ab, bevor ich etwas Unüberlegtes tun konnte wie sie zu schütteln bis sie endlich wieder zu Verstand kam. Vier Schritte stapfte ich bis zum Fenster und dann wieder zu ihr zurück. Ich versuchte sie allein mit meinem Blick begreiflich zu machen wie hirnrissig ihre Idee war. „Ich soll dabei zu sehen wie sie dich kidnappen, um herauszufinden wo sich Walker versteckt. Dabei kann dir alles passieren. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass dir dabei nicht nichts passieren wird." Allein der Gedanke, sie der Gewalt irgendwelche Lykae, die sie foltern, als Druckmittel oder einfach nur töten würden, zu überlassen, war mir ein Gräuel und verursachte mir Übelkeit.
„Du übertreibst, Maxim." Wehrte sie ab. „Außerdem lasst ihr nur zu, dass sie mich kidnappen, wenn Walker nicht mit dabei ist." Versuchte sie mich zu beruhigen und sah mich mit diesen großen, ausdrucksstarken Augen an. Ich würde trotzdem nicht nachgeben.
„Als ob der sich die Finger schmutzig machen wird." Knurrte ich auf das Äußerste gereizt und wandte mich ab. Ich konnte ihr nicht in die Augen schauen. Nicht wenn sie mich so ansah und um so einen gottverdammten Unsinn bat. „Und selbst wenn, was ist, wenn ich nicht schnell genug bin?" argumentierte ich dagegen.
„Was ist, wenn Walker uns hier überrascht?" fragte sie unvermittelt und ich spürte wie sie hinter mich trat. „Er ist der Alpha eines recht großen Rudels. Wir wissen nicht, wer seine Handlanger sind und wo sie sich aufhalten. Was ist, wenn sie hier sind und wir sie nicht erkennen? Wenn wir unvorbereitete sind? Und Maxim, das sind wir. Es sind nur Zarek und du hier. Ich bin zwar stärker als die meisten unserer Frauen, aber mir fehlt die kriegerische Natur. Ich bin Walker allein, deswegen unterlegen, weil ich eine Aversion dagegen habe ein Leben zu nehmen." Erklärte sie mir mit eindringlicher Stimme.
„Ich passe auf dich auf!" brauste ich auf und meinte meine Worte todernst. Ich würde niemanden an sie heranlassen.
„Und wenn mich ein paar Lykae einfach ansprechen?"
„Ich halte sie alle von dir fern." Knurrte ich als Antwort.
„Das kannst du nicht." Hielt sie dagegen.
„Und wie..." setzte ich an, doch Corinne unterbrach mich.
„Die Lykae sind mein Volk, Maxim. Ich in ihre Prinzessin und trage die Verantwortung für sie. Wenn sie meine Hilfe brauchen, meinen Beistand, dann werde ich ihnen den geben und davon wirst du mich nicht abhalten können. Das ist ein Teil von mir und ich werde mich hier nicht ewig verstecken." Jetzt war sie es die ein paar Schritte umher lief." Ein, zwei oder vielleicht auch drei Tage zum Luft holen, aber nicht länger. Entweder wir stellen Walker eine Falle, damit wir ihn kriegen oder wir müssen mit der Gefahr leben, dass er uns unerwartete aufgreift und wir nicht vorbereitete sind. Und so jemand wie Walker hat Geduld. Er hat Jahre gewartete, du weißt nicht wie lange er bis zum nächsten Mal wartet." Das Problem an Corinne war, dass sie Recht hatte. Mit aufeinander gepressten Lippen sah ich sie wütend an. Ich musste feststellen, dass ich es hasste, wenn sie recht hatte. Besonders in Angelegenheiten wie diesen. Immer mehr drängte sie mich mit ihrer Argumentation in die Ecke.
„Schön." Stimmte ich schließlich zu. „Wir müssen etwas gegen Walker unternehmen, aber nicht mit dir als Köder." Bestimmte ich.
„Und wie machen wir es dann?" fragte Corinne und sah mich abwartend an. Biest wie sie manchmal war, wusste sie, dass ich keinen besseren Vorschlag hatte.
Fragend sah ich zu Zarek, der hinter ihr an der Wand lehnte und unserer Auseinandersetzung bisher stumm gefolgt war. Doch dieser schüttelte nur weiterhin stumm mit grimmiger Miene den Kopf. Es war genauso wenig wie ich von Corinnes Idee begeistert.
Am liebsten hätte ich Alice Drakon erwürgt. Die dämliche Vampirin hatte Corinne doch erst auf diese scheußliche Idee gebracht. „Lass mich nachdenken!" verlangte ich von meiner Gefährtin und wandte mich wieder ab. Erneut trat ich an das Fenster und sah auf die Wellen.
Corinne wollte sich als Lockvogel für Walker wieder in den Staaten zeigen und ihn unschädlich machen. Das war der „best case"-Fall ihrer Idee und würde definitiv nicht eintreten. Das was ich bisher von Walker wusste, legte den Verdacht nahe, dass Walker nie die Schmutzarbeit machte. Er ließ sie andere machen. Gott verdammt, in Corinnes Plan gab es so viele Unbekannte, das mir davon regelrecht schlecht wurde.
Warum Zarek kein einziges Wort dazu sagte, war mir unklar. War es nicht seine Aufgabe Corinne zu beschützen? Warum also schwieg er jetzt? Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, wegen dem ich jetzt nach einer besseren Lösung suchte und keine fand. Corinne hatte Recht, wenn wir von Walker überrascht werden sollten, war es viel gefährlicher, als wenn wir eine Falle für ihn aufstellten und trotz der vielen Unbekannten vorbereitet waren.
„Welchen Ort schlägst du vor?" fragte ich Corinne ohne sie anzusehen. Ich konnte es nicht. Innerlich zerriss es mich fast. Ich wollte einfach nicht glauben, dass ich tatsächlich bereit war mich auf diesen Unsinn einzulassen.
„New York." Antwortet statt Cori Zarek für sie. „Es ist ein guter Ort um unterzutauchen. Wir Lykae hasse Städte, umso größer, umso schlimmer. Allein deswegen wäre es schon ein Ort, an dem niemand uns vermuten würde. Zu dem sind auch genügend Menschen vorhanden, um das wir uns ungesehen bewegen können. Walker dürfte dieses Ziel nicht als verdächtig empfinden. Außerdem dürfte uns genügend Zeit bleiben, um uns vorzubereiten ehe sie uns entdecken würden."
Zustimmend nickte ich.
„Ich bin einverstanden, wenn die anderen mitmachen!" stimmte ich schlussendlich nach einer langen Stille in der Corinne und Zarek auf meine Antwort warteten zu. „Alle anderen." Ich betete zu Gott, dass einen von ihnen ein besserer Plan einfiel.
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Na, habt ihr einen besseren Plan?
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[03] Wildes Blut
Werewolf-Unabhängig voneinander lesbar!- Als Cori nach Washington D.C. fliegt, will sie eigentlich nur ihrem Bruder helfen, seine Gefährtin zurück zu gewinnen. Dass sie dabei ihren eigenen Gefährten trifft, war nicht geplant. Als wäre es nicht schon schlimm...