-Corinne-
„Das ist alles nur ein Albtraum!" murmelte ich so leise vor mich hin, dass die Menschen um mich herum, mich nicht hörten. „Einfach nur ein Albtraum. In ein paar Minuten bin ich wieder wach und dann ist alles gut!" Vielleicht würde ich es irgendwann auch glauben, wenn ich es mir nur lange genug selbst einredete. Bis jetzt sah es aber leider noch nicht danach aus, dass würde das was ich vorhatte nämlich irgendwie leichter machen.
Nervös strich ich mir die mausbraunen Haare meiner Perücke zurück und wich einer hektischen vorbeieilenden Krankenschwester aus. Nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell, so hoffte ich zumindest, lief ich den Flur entlang. Ich konnte immer noch nicht glauben, was ich im Begriff war zu tun. Von überall kam der Geruch von Desinfektionsmitteln, Blut, menschlichen Exkrementen und Tod. Ich wusste warum ich Krankenhäuser mied. Ich hasste sie. Der Gestank jagte mir jedes Mal einen unangenehmen Schauer über den Rücken und ich hatte meine Mühe, meine Abscheu zu diesem Ort zu verbergen. Aber noch schlimmer war das Elend, welches ich jedes Mal hier sah. All das Leid ging mir zu nah and Herz.
Ein gebrechlicher, alter Mann nur in einem grünen Krankenhaushemd gekleidet mit einem Tropf und einen Ständer an dem dieser befestigt war, kam aus einem Zimmer geschlürfte und starrte mich an. Seine Haut war faltig und mit Altersflecken übersät, er wirkte abgemagert. Gezwungen nickte ich ihm zu und murmelte ein „Hallo.". Irgendwo an seinem Körper musste er eine eiternde Wunde haben, der bestialische Gestank war am stärksten als ich an ihm vorbeilief. Jetzt ja nicht in Tränen ausbrechen, Corinne, befahl ich mit selbst.
Am liebsten wäre ich einfach nur zu dem Raum gerannt, zu dem ich musste und dann aus dem nächsten Fenster gesprungen nur umso schnell wie möglich von hier wegzukommen. Doch alle hatten sie mir eingebläut, dass ich mich an den Plan halten musste, also würde ich das auch tun. Trotzdem konnte ich es nicht verhindern, dass sich alles in mir zusammen zog, während ich rechts und links das Leid der menschlichen Sterblichkeit und Verletzlichkeit mit erleben konnte. Ich kannte einige Lykae, die des Lebens überdrüssig waren und behaupteten, dass sie lieber ein Mensch wären. Aber ich war mir sicher, dass ein jeder von ihnen seine Meinung ändern würde, wenn er auch nur ein einziges Mal hier gewesen wäre.
Wie weit noch? Fragte ich gedanklich nach und wich erneut einer Schwester mit einem metallischen Wagen aus.
Du bist gleich da! Versicherte mir Toni, die mit einem kleinen Peilsender meinen Weg nachverfolgte. Sie hatte die Pläne des Krankenhaus irgendwoher bekommen und daher wussten wir wo sich unser Ziel befand. Rechts von dir müsste die Tür sein. Sagte sie keine zehn Sekunden später. Ich drehte mich um und tatsächlich war rechts von mir, besagte Tür mit der richtigen Zimmernummer, auf welcher stand: Kein Zutritt für Unbefugte. Nervös biss ich mir in die Innenseite meiner Wange. Ich war ohne Zweifel eine unbefugte Person. Auf was hatte ich mich hier nur eingelassen?
Sie ist mit einem Tastenfeld gesichert! Knurrte ich Toni gedanklich zu, während mein Blick den Flur entlang glitt. Ich sah in den kurzen Flur nur ein Mann mit einem Kind, der an einer Zimmertür klopfte, einen Blumenstrauß in der Hand. Sein Blick war angespannt auf die Tür gerichtete. Er bemerkte mich nicht. Gut so. Ganz anders sah das mit der Kamera da oben aus. Toni, hier ist eine Kamera. Panisch schrie ich es fast in ihren Gedanken.
Keine Sorge, ich habe mich darum gekümmert. Meldete sich nun auch Lucas zu Wort. Das hoffe ich für dich. Murrte ich ihn gereizt an, immer noch besorgt. Wenn hier irgendetwas schief ging, würde ich wahrscheinlich im Knast landen und das mehrere Jahre. Ganz abgesehen von der Erklärungsnot in die ich kommen würde. Außerdem war es seine behinderte Idee gewesen und leider hatte keiner von uns eine bessere gehabt.
Vor mir klickte die Tür leise und ich drückte leicht mit meiner Hand dagegen. Sie ging auf. Beeil dich. Befahl Zarek und schien mindestens genauso unruhig wie ich zu sein.
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[03] Wildes Blut
Hombres Lobo-Unabhängig voneinander lesbar!- Als Cori nach Washington D.C. fliegt, will sie eigentlich nur ihrem Bruder helfen, seine Gefährtin zurück zu gewinnen. Dass sie dabei ihren eigenen Gefährten trifft, war nicht geplant. Als wäre es nicht schon schlimm...