FIVE

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Lucas und Toni waren wieder frei. Jedoch mussten sie sich, wie schon vermutet, jeden Tag auf der Polizeistation persönlich melden. Meinen Gefährten hatte ich nicht noch einmal gesehen. Es glich einer inneren Zerreißprobe. Zwei Mal hatten wir uns noch mit den Anwalt getroffen. Jedes Mal hatte ich eine frische Fährte meines Gefährten wahrgenommen. Es beruhigte mich auf eine Art, den so wusste ich, dass er in meiner Nähe war und es ihn gut ging. Zu gleich ließ es mich unruhiger und ungeduldiger werden. Er war in greifbarer Nähe, nur einen Katzensprung entfernt und trotzdem sah ich ihn nicht. Konnte ihn nicht berühren. Nicht spüren. Ich wusste immer noch nicht seinen Namen. Es störte mich mehr als sich einer vorstellen könnte.

Mittlerweile hatten wir eine Penthousewohnung bezogen. Sie gehörte mit zu Logans Besitztümern und stand seit zwei Wochen leer. Zwar gab es schon Interessenten, aber noch hatte die Verwalterin, die für Logan arbeitete, niemanden zu gesagt und bis Logan oder viel mehr ich ihre diese Freigabe nicht erteilte, würde sie das auch nicht.
Es hatte gerade mal einen Tag gedauert, die wichtigsten Sachen einzuräumen und aufzubauen, renoviert war die Wohnung immerhin schon. Den Tag zuvor hatten wir Logans Kreditkarte zum Glühen gebracht. Lucas und Manuel waren draußen joggen. Zarek befand sich auf dem Balkon und beobachtete die Menschen, die unter ihm über die Straße hasteten. Er hatte für Großstädte nicht besonders viel übrig, vielleicht lag es auch an den Menschen an sich. Er verachtete die Unachtsamkeit mit der viele ihr kurzes Leben verschwendeten. Manchmal sprach, glaube ich, der Neid aus ihn. Alt zu sein war eine Bürde, die nicht zu unterschätzen war. Sorglosigkeit hielt sich nicht ewig. Auch wenn die Zeit viele Wunden heilte, so nahm sie uns nicht die Erinnerungen und die Last unserer Entscheidungen. Es gab nur wenig was einen Lykae töten konnte. Feuer, eine Enthauptung, eine schwere Verletzung oder Vergiftung mit Silber. Viele Lykae gingen irgendwann freiwillig in das Feuer, weil sie nicht ewig Leben wollten. Weil die meisten mit ihren Erinnerungen nicht klar kamen, weil ihr Wissen sie innerlich zerstörte oder weil sie einsam waren. Ich hatte Angst, dass mein Beschützer diesen Zeitpunkt schon zu nahe war. Er hatte als er fast noch ein Kind war viele Grausamkeiten sehen und erleben müssen, die seine Seele schnell erwachsen werden und altern ließ. Außerdem war Zarek einsam. Oft hatte ich das Gefühl, dass er nur noch aus Pflichtgefühl lebte. Es war seine Aufgabe mich zu beschützen und so lange er niemanden fand, der besser geeignet war, würde er in dieser Welt bleiben. Aber danach...
Toni saß vor ihrem Rechner und nippte an einem Cappuccino während ihre Augen die Zahlen und Buchstaben verfolgten, die auf dem Bildschirm erschienen. "Toni?" fragte ich. Ein kurzer prüfender Blick zum Fenster. Das Fenster war fest ran gezogen damit die winterliche Kälte nicht ins Zimmer kam. Zarek sollte uns nicht hören.
"Ja?" fragte diese verwirrt. Es war ungewöhnlich, dass ich so zaghaft auftrat. Ich wusste normalerweise immer was ich wollte und zeigte mich daher auch sehr entschlossen. Dieses Mal war ich das auch, aber ich musste vorsichtiger sein. Außerdem hatte ich meine Stimme gesenkt, damit Zarek auch wirklich nichts von diesem Gespräch mitbekam.
"Könntest du für mich nach jemanden suchen?"
"Noch jemanden?" fragte Toni und wirkte alles andere als begeistert. Kein Wunder, dass was sie gerade taten, war mit den wenigen Informationen, die sie besaßen wirklich mühsam. Toni und Lucas hakten sich momentan in die ganzen Studentenwerke Deutschlands ein und versuchten eine Sarah zu finden, die ihren Kreterien entsprach. Bis jetzt erfolglos.
"Ich möchte wissen wie der Bruder von dem Anwalt heißt." erklärte ich ihr.
"Ach so." meinte sie, als wäre das etwas ganz anderes. "Das ist ein Kinderspiel."
Sie wandte sich von ihr ab, wieder den Bildschirm zu. Tonis Finger flitzten über die Tastatur. "Maximilian Gordon." las sie keine fünf Minuten später vor.
"Maximilian Gordon."wiederholte ich. Das Klang gut. Es schien zu ihm zu passen. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, verschwand jedoch als Toni fragte: "Warum?"
Perplex wandte ich ihr meine Aufmerksamkeit zu. "Was hast du gesagt?"
"Warum interessiert du dich für diesen Maximilian Gordon?"
"Das kann ich dir noch nicht sagen." erwiderte ich.
"Es ist der Vampir, nicht wahr?" fragte Toni, die eins und eins zusammen zählte. "Manuel hat Lucas von ihm erzählt."
"Ja." bestätigte ich. Abstreiten würde nichts bringen.
Toni musterte mich, kniff die Augen zusammen. "Willst du mehr von ihm wissen?" fragte sie.
Am liebsten hätte ich wie ein kleiner Wackeldackel genickt. Ich wollte alles von ihm wissen. Trotzdem sagte ich kühl: "Wenn du mehr hast."
"Ich weiß quasi alles über ihn." meinte Toni und wandte sich ihren Bildschirm zu. Auffordernd klopfte sie auf den Stuhl neben sich. Begierig auf die Informationen die sie hatte, setzte ich mich auf die Kante. "Also Maximilian Gordon ist am ersten ersten neunzehnhundertachtzig in San Fransico geboren. Er ist der jüngere der beiden Brüder. Kindergarten und Schule alles in San Fransico. Weitere Geschwister hat er nicht. Aber das ist wahrscheinlich auch besser so. Abgesehen davon, dass der Vater seine Frau und Kinder regelmäßig verprügelt hat, waren die beiden auch zwei ware Satansbraten. Maximilian und Anthony Gordon kennen wahrscheinlich sämtliche Polizeistationen San Fransicos besser als ihre eigene Westen Tasche. Wie hat er es geschafft da noch Anwalt zu werden?" fragte sich Toni laut und bezog sich damit auf Anthony. Vermutete ich zumindest. "Naja, jedenfalls ist Maximiliam nach der High School der Army beigetreten. Er war ein ausgezeichneter Soldat. Sogar so gut, dass er zu einem Sonderkomando kam. Zweitausendundacht ist er während eines Einsatzes in Afrika getötet wurden." Ich konnte nicht verhindern das mein Gesicht sich bei diesen Worten verzog. Zweitausendundacht war er zum Vampir geworden. Ich fragte mich wie er zum Vampir geworden war. Hatte der Vampir sein Leben gerettet, weil er eine lebensgefährliche Verletzung hatte? Oder hatte Maximilian einfach so ein Vampir werden wollen? War Maximilian einen Deal mit dem Vampir wegen irgendetwas eingegangen? Oder war es unfreiwillig gewesen? Während ich meinen Gedanken nach hing hatte Toni mich beobachtet. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. "Lykae suchen ihre Gefährten nicht unter den Vampiren." Sagte sie langsam und bedacht. Ertappt riss ich die Augen auf. Spätestens jetzt hatte ich mich verraten. "Woher weißt du es?"
"Abgesehen davon, dass du noch nie nach einem Vampir gefragt hast, hat dich dein Gesichtsausdruck verraten." Erklärte sie mir.
"Also ist es wahr?" Ich nickte. "Verrate es aber keinem." Befahl ich und sah ihr fest in die Augen. "Wenn du verschwinden willst kann ich decken und solange du mir vorher immer Bescheid sagst, werde ich dich nicht verraten." Ärgerlich knurrte ich. Leise und drohend. Ich sah wie Toni's Wolf sich mir unterwerfen wollte, doch sie reckte das Kinn entschlossen hoch. "Logan hat uns den Auftrag gegeben auf dich aufzupassen. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass es so extrem sein muss wie sie es praxistieren. Doch Bescheid sagen damit wenigsten einer etwas weiß solltest du schon." Mit zu Schlitzen zusammen gekniffenen Augen hielt ich ihr die Hand hin."Deal." Sagten wir beide als wir einschlugen. "Okay, soll ich dir das alles Ausdrucken." Fragte sie dann äußerst kooperativ. Vielleicht war es ja wirklich nicht schlecht, dass sie davon wusste. "Nein." Sagte ich nachdem ich kurz darüber nachgedacht hatte. Zwar wollte ich am liebsten alles über ihn wissen, aber ich hatte das Gefühl, dass es besser wäre ihn unvoreingenommen kennen zu lernen. "Aber hast du eine Möglichkeit herauszufinden wo er sich aufhält?" Fragte ich sie, eine neue Idee im Hinterkopf.

Schöne Weihnachten.

[03] Wildes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt