FOURTYEIGHT

3.1K 232 4
                                    

-Corinne-
„Wie viele Bodyguards begleiten deinen Bruder?" Killian durchbohrte mich mit seinen Augen. Stumm erwiderte ich seinen Blick in dem Wissen, was jetzt folgen würde.
„Keine Antwort, Prinzessin?" Ein diabolisches Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus und ließ ihn auf eine beängstigende Art und Weise attraktiv wirken. „Darauf hatte ich gehofft." Grob packte er mich bei meinen Haaren, so dass ich ein schmerzhaftes Wimmern nicht unterdrücken konnte und zerrte mich zu einer Wanne voller Wasser, die er bei seinem Kommen mitgebracht hatte.
Geistesgegenwärtig versuchte ich Luft in meinem Lungen zu speichern, bevor er mein Gesicht in das kalte Wasser drückte. Ich wehrte mich nicht. Wie auch? Meine Hände und Füße waren gefesselt, meine Kräfte wurden von dem magischen Bann, welche irgendeine Hexe in die Ketten eingearbeitet hatte, unterdrückt. Killian war mir in diesem Moment meilenweit überlegen, deshalb sparte ich meine Kräfte. Aber nach einigen wenigen Minuten ging mir trotzallem die Luft aus. Mein Körper verkrampfte sich, ich wurde panisch. Killian zerrte mich nach oben, ich schnappte befreit nach Luft und schon wieder drückte er mich hinab. Wasser gelangte in meine Lungen und ich konnte nicht anders als noch unter Wasser dem Drang nachzugeben, dass schädliche Wasser auszuhusten und sogleich nach Atem zu ringen. Es stach in meinem Brustkorb, es brannte und kratze in meiner Kehle. Die Panik vor dem Ertrinken ließ mich wild umher zappeln. Die Ketten versetzen mir einen Schlag, jedoch verblasste dieser im Vergleich zu dem Gefühl, welches das Ersticken in meiner Brust auslöste.
Als ich schwarze Punkte vor meinem Gesichtsfeld sah, ließ der Druck auf meinem Kopf nach und ich richtete mich hektisch nach Luft schnappend auf. Meine Haare versperrten mir die Sicht, während sich mein Oberkörper vor und zurück wiegte in dem schnellen Takt, in dem ich nach Atem rang. Mein Herz schlug in meiner Brust viel zu schnell, viel zu laut. Es tat weh. Hustend spuckte ich immer mehr Wasser aus. „Möchtest du mir jetzt eine Antwort auf meine Frage geben?", fragte Killian so höfflich als würde er sich während eines Nachmittagstees nach dem Wetter erkundigen. Ich blieb stumm, während ich mich innerlich auf mein nächstes Wasserbad vorzubereiten versuchte.
„Dann versuchen wir es eben noch einmal." Hart packte Killian erneut meinen Hinterkopf und drückte ihn in die Wanne. Dieses Mal reichte meine Luft nicht annähernd so lang. Ebenso wie beim letzten Mal wartete er bis ich zappelte, zog mich hoch und drückte meinen Kopf nieder als ich nach der dringend benötigten Luft schnappte. Auch wenn ich es besser wusste, so war der Instinkt meines Körpers wesentlich stärker. Er wollte leben und war bereit dafür zu kämpfen. Ich wollte es auch, aber mein Verstand wusste, dass ich nicht eine Chance im Moment hatte. Trotzdem zappelte mein Körper wie wild und verbrauchte somit noch mehr der wertvollen Energie, während jede Zelle in meinem Inneren sich nach Luft verzerrte. Als meine Bewegungen schwächer wurden, weil mir die Kraft ausging, zog Killian mich hoch.
Wasser rann aus meinem Mund und Nase als ich hustend die Luft einsaugte und zu Atem zu kommen versuchte. „Jetzt eine Antwort?", fragte er. Kurz wartete er, doch ich blieb stumm, konzentrierte mich einzig und allein auf das Atmen. „Nein, gut, dann probieren wir es mit der nächsten Frage. Vielleicht gefällt diese dir ja besser." Ich hörte die perverse Freude, die er an meinem Leid empfand, in seiner Stimme mitschwingen.
„Welche Kampfsportarten beherrscht dein Bruder?" Fest presste ich die Lippen aufeinander. Ich würde meinen Bruder in keinster Form verraten. „Du solltest langsam anfangen zu reden, sonst wird es für dich mehr als nur ein wenig ungemütlich.", warnte er mich. Hätte ich die Luft dafür gehabte, hätte ich höhnisch gelacht. Killian wollte gar nicht, dass ich ihm antwortete. Er genoss dies hier viel zu sehr. „Letzte Chance, Prinzessin."
Ich strafte die Schultern und wartete darauf, dass er mich erneut packen und beinahe ersticken lassen würde. „Ich liebe es, wenn ihr euch wehrt.", murmelte er als seine Hand mich mit mehr Kraft als nötig in das Wasser zwang.
Jedes Mal, wenn er dieses Prozedere wiederholte, wurde mir die Luft früher knapp. Die schwarzen Sterne kamen immer früher und die Schwäche in meinen Gliedern wurde zu einem beschämenden Dauerzustand.
„Hat er mit seiner Gefährtin das Ritual durchgeführt?" Ich zitterte von oben bis unten am gesamten Körper und dies lag nicht an der Kälte in diesem Keller. Mein Atem klang schwer in der Stille, japsend wie ein Hund nach einem anstrengenden Lauf in der Sonne. Es dauerte viel zu lange bis ich wusste, wovon der Lykae sprach. Killian meinte das Ritual, bei dem Sarah ebenso unsterblich werden würde wie die Lykae ohne jedoch selbst eine Lykae zu sein. Wenn Logan dieses Ritual mit Sarah durchgeführt hatte, waren die Leben der beiden aneinander gebunden. Sollte einer von ihnen sterben, würde der andere ebenfalls sterben. Ich wusste nicht, ob sie dieses Ritual durchgeführt hatten und selbst wenn, nichts würde auch nur etwas an meinem Schweigen ändern.
„Fehlen dir noch immer die Worte, Prinzessin?", spöttelte er und strich mir ekelhaft zärtlich die nassen Strähnen aus dem Gesicht. „Egal, sobald wir die kleine Hure umgebracht haben, werden wir ja feststellen an was dein geliebter Bruder zugrunde geht." Gehässig grinste er mich an, während ich noch immer mit dem Sauerstoffmangel kämpfte. Ich hoffte und betete für Logan, dass er genügend Leibwächter um sich und Sarah gescharrt hatte. Killians Worte jagten mir einen beängstigenden Schauer über den Rücken. Die perverse Freude die ich in seinen goldbraunen Augen glimmen sah, machte mir mehr Angst als ich bereit war zuzugeben. Ich hatte nicht nur Angst um mich, sondern auch um meine Brüder, Logans Gefährtin, meinen Gefährten, die Leibwächter, die soviel mehr für uns waren als nur einfache Angestellte. Ich zählte sie alle zu meiner Familie und ich hatte Angst um jeden einzelnen von ihnen. Zwar spielte sich Michael auf, er war das Gesicht dieses Angriffes, dieses Verrates, aber Killian war die ausführende Kraft, wenn meine Vermutungen stimmten.
„Es wird Zeit für deinen nächsten Tauchgang!", bestimmte Killian. Absolut unvorbereitet kippte mein gesamter Oberkörper unter der Kraft seines Griffes zusammen. Mein Hals schlug mit einem lauten Knallen auf den Rand der gusseisernen Wanne auf. Ich schrie vor Schmerz, spürte das Knacken, das schmerzhafte nachgeben meiner Knochen. Das kalte Wasser klatschte in mein Gesicht, durch meine Nase und Wasser drang es ungehindert in meine Lungen. Ich war zu schwach um mich zu wehren, um mich aufzurappeln. Mein Körper versuchte das tödliche Nass automatisch abzuwehren in dem es mich zum Husten zwang, aber es war zu spät. Irgendetwas war kaputt gegangen, etwas Lebensnotwendiges.
Während mein Körper sich krümmte unter den Krämpfen, die mich schüttelten, um das Wasser loszuwerden, rang ich nach Luft. Killians Hände hatten mich hochgezogen, weg von der Wanne und versuchten das Wasser gewaltsam aus mir zu zwingen. Als die Sterne dieses Mal kamen und seine laute Stimme zu einem Summen verblasste, wusste ich, dass ich sterben würde.

[03] Wildes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt