EIGHTTEEN

5.8K 387 26
                                    

„Du schläfst nicht in ihrem Zimmer." Bestimmte Manuel.

„Dein Ernst?!" fauchte Corinne ihn an. Beruhigend legte ich ihr eine Hand auf den Arm, doch sie schüttelte sie einfach ab. Irgendwann war ihre nahezu euphorische gute Laune umgeschlagen und sie war jetzt, um es milde auszudrücken, zickig. „Schön." Sagte sie. „Dann kannst du ja mit Zarek in einem Zimmer schlafen und Lya und Maxim schlafen in deinem." Verdutzt sah ich zu der rothaarigen Schönheit, die mir seit dem Telefonat kaum von der Seite wich. Den ganzen Weg bis zu ihrer Wohnung hatten wir Händchen gehalten, während ich meinen ersten Spaziergang durch die strahlende Sonne seit Jahren genoss.

Ich war mir ziemlich sicher, dass sie diesen Vorschlag nur machte um Manuel auf die Palme zu bringen. Scheinbar funktionierte es hervorragend. Dicht presste dieser das zierliche Mädchen an seine Seite, welches wegen dieser abrupten Geste erschrocken nach Luft schnappte. Ich knurrte leise. Der Lykae sollte gefälligst vorsichtiger sein. Manchmal war er einfach zu rau und grobschlächtig, besonders wenn sein Verstand auszusetzen drohte, was ständig der Fall zu sein schien. „Au." Sagte Lya bewusst laut um Manuel auf seinen Fehler aufmerksam zu machen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie begriffen, wie sie den Lykae nehmen musste.

„Tut mir leid, mein Mädchen." Besorgt musterte Manuel sie. „Wo habe ich dir weh getan?" fragte er.

„Es geht wieder. Aber ich bin keine Puppe, die du einfach so hin und her schleifen kannst." Machte sie ihm klar.

„Es tut mir leid. Ich werde mich bemühen, darauf zu achten." Der Lykae war nicht so dumm, ihr zu versprechen, dass es nicht wieder vorkommen würde. Er wusste selbst wie unberechenbar er war. Nun funkelte Manuel wieder Corinne an. Schützend trat ich einen Schritt vor.

„Lya schläft bei mir. Der Vampir kann auf dem Teppich im Wohnzimmer schlafen." Erklärte Manuel.

„Hast du Lya denn gefragt, ob sie überhaupt bei dir schlafen möchte?" fragte ich ihn. Die Antwort darauf kannte jeder in diesem Raum.

Manuel knirschte mit den Zähnen, sein Blick fiel auf Lya. Abwartend sah sie ihn an. Woher nahm sie dieses ungewohnte Durchsetzungsvermögen? Sie musste Manuel schon unheimlich vertrauen, dass sie sich traute so mit ihm zu reden. Dabei würde ich behaupten, dass der Riese nicht gerade wie der vertrauensseligste Mensch oder Lykae wirkte.

„Würdest du mit in meinem Zimmer schlafen?" fragte er schließlich. „Ich habe eine Couch, auf der ich schlafen kann und du kannst das Bett nehmen." Bot er ihr an, damit sie ja nicht ablehnte. Es war wahrlich lachhaft, wie einfach Lya Manuel weichkochte. Nach kurzem Zögern nickte sie. Manuel strahlte wie ein kleiner Junge, der die langersehnte Holzeisenbahn unter den Weihnachtsbaum entdeckt hatte.

„Der Vampir schläft auf der Couch und die Zimmertür bleibt offen." Erklärte Zarek, nachdem Lya mit Manuel in einem Zimmer verschwunden war. Es war zwar erst kurz nach zwölf Uhr mittags, doch wir hatten scheinbar alle in letzter Zeit zu wenig Schlaf bekommen und wollten das jetzt nachholen. Für Zarek war das Thema mit diesen Worten erledigt. Niemand legte Widerspruch ein. Toni und Lukas verschwanden auch in ihr Zimmer, außer Corinne.

„Ist das dein Ernst?" fragte sie. „Wie alt sind wir?"

„Wenn wir schon beim Thema ‚alt' sind, Cori. Wie war das noch einmal mit dem Respekt gegenüber Älteren?"

„Ach geh doch zum Teufel." Schimpfte Corinne und stapfte wütend auf eine Zimmertür zu. Unsicher, ob ich ihr wirklich folgen sollte, zögerte ich. Ich war mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war, Corinne und ich allein in einem Zimmer.

„Geh schon. Sie schlitzt sonst noch irgendjemanden die Kehle auf." Meinte Zarek und wirkte müde. „Gib euch eine Chance." Verlangte er und wandte sich dann ab.

[03] Wildes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt